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Heimisch und natürlich: Wildkatze, wertvolles Obst und wirkungsvolle Teilhabe Aller im Naturpark: Umweltminister Axel Vogel und Stephanus-Stiftungsvorsitzende Dr. Ellen Ueberschär zeigen Miteinander von Naturschutz Regionalvermarktung und Teilhabe

- Erschienen am 01.08.2024

Zippelsförde/Templin – Minister Axel Vogel hat am Donnerstag (01.08.) auf seiner Naturschutz-Tour im Norden Brandenburgs die Naturschutzstation Zippelsförde (10 Uhr) und Projekte im Naturpark Uckermärkische Seen (14:00 bis 15:30 Uhr!) besucht. Die auf den Säugetierschutz im Land spezialisierte Einrichtung im Landesamt für Umwelt (LfU) stellte dabei das Monitoring der seit einiger Zeit wieder in Brandenburg heimischen Wildkatze vor. Im Naturpark Uckermärkische Seen informierte sich Axel Vogel gemeinsam mit der Vorstandsvorsitzenden der Stephanus-Stiftung, Dr. Ellen Ueberschär, besondere Projekte des Umweltschutzes und der Regionalvermarktung. Neben dem Apfel-Genressourcenprojekt schauten sie sich den Waldhof an, der für Menschen mit Behinderungen Teilhabe am Arbeitsleben und regionale Wertschöpfung verbindet. 

Minister Axel Vogel:

„Die seit 1990 arbeitende Naturschutzstation Zippelsförde ist eine der drei Brandenburger Naturschutzstationen unter dem Dach unseres Landesamtes für Umwelt. Während sich die Station Rhinluch in Linum um Amphibien und Reptilien kümmert und die Staatliche Vogelschutzwarte in Buckow/Nennhausen ganz ihrem Namen gerecht wird, stehen hier in Zippelsförde vor allem Säugetiere wie Wölfe, Fledermäuse und die Wildkatze im Mittelpunkt. Die kompetente und wertvolle Arbeit der Stationen wäre ohne hohes Engagement und zusätzliches Ehrenamt nicht denkbar – dafür danke ich allen, zumeist bereits langjährigen Mitstreiterinnen und Mitstreitern. Wegen ihrer hohen Bedeutung für die Biodiversität im Land sollen die Naturschutzstationen zu Artenkompetenzzentren weiterentwickelt werden.“

Die Naturschutzstation stellte die landesweite Koordinierung des Säugetierschutzes und das Monitoring am Beispiel der Wildkatze vor. In den letzten zwei Jahren konnte bestätigt werden, dass die Wildkatze im Land Brandenburg auf natürlichem Wege wieder heimisch geworden ist. Durch genetische Analysen ist es gelungen, allein für den Hohen Fläming insgesamt neun Individuen nachzuweisen. Darüber hinaus wurde mittels Fotofallenmonitoring dort auch der erste Reproduktionsnachweis für Brandenburg erbracht. Drei weitere Wildkatzenweibchen wurden im Bereich des Wildnisgebiets Jüterbog sicher genetisch bestimmt. In der Uckermark wurde im Februar 2023 ein Wildkater auf der Autobahn A11 in Höhe Pfingstberg überfahren. Nach derzeitigem Stand ist davon auszugehen, dass sich in Brandenburg – das am nordöstlichen Verbreitungsrand der Wildkatze liegt – die Art außer im Hohen und Niederen Fläming sowie in der Schorfheide auch in weiteren Gebieten, unter anderem dem Niederlausitzer Landrücken, etablieren könnte.

Der Nachweis von Wildkatzen erfolgt über die Lockstockmethode. Hierbei werden in den Waldboden eingebrachte Stöcke mit Baldrianessenz besprüht, die Wildkatzen beider Geschlechter vor allem während ihrer Paarungszeit anlockt. Die Katzen reiben sich an den aufgerauten Stöcken und hinterlassen dabei Haare, die im Labor des Zentrums für Wildtiergenetik der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung anhand genetischer Analysen der Wildkatze und sogar einzelnen Individuen zugeordnet werden können. Die Wildkatze ist äußerst scheu und jagt in der Dämmerung. Begegnungen oder Sichtungen sind deshalb sehr unwahrscheinlich. Für Menschen stellt sie keine Bedrohung dar.

Die Wildkatze ist im Anhang der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gelistet. Deshalb beobachtet das Landesamt für Umwelt (LfU), als die im Land Brandenburg für das Monitoring besonders geschützter Säugetierarten zuständige Landesbehörde, die Rückkehr der Art aufmerksam. Eine aktive Wiederansiedelung erfolgt nicht.

Beim Besuch des Naturparks Uckermärkische Seen galt das Interesse von Minister Axel Vogel und Dr. Ellen Ueberschär, Vorstandsvorsitzende der Stephanus-Stiftung, dem Genressourcenprojekt „Alte Apfelsorten“. Seit 1995 wurden im Rahmen dieses Projekts 157 regionaltypische Apfelsorten in der Uckermark identifiziert und 100 davon im Streuobst-Projekt des Naturparks erhalten. Diese Vielfalt wird im Sortenschaugarten in Templin präsentiert, der als Bildungs- und Erholungsort dient.

Der Waldhof Templin ist ein wichtiger Standort der Stephanus-Stiftung. Er bietet Menschen mit Behinderungen vielfältige Möglichkeiten zur Teilhabe am Arbeitsleben und hat als integratives Konzept auch eine große Bedeutung für die regionale Wertschöpfung. Hier werden regionale Produkte auch aus dem Naturpark verarbeitet und unter anderem direkt im Waldhofladen verkauft. Das Apfelprojekt zeigt eindrucksvoll, wie Naturschutz, soziales Engagement und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen.

Dr. Ellen Ueberschär, Vorstandsvorsitzende der Stephanus-Stiftung:

Nachhaltigkeit und Inklusion - zwei Handlungs-Grundsätze der Stephanus-Stiftung spiegeln sich in der Kooperation mit dem Naturpark. Regionalität, verbunden mit hoher Qualität, ist ein wichtiger Aspekt nachhaltigen Wirtschaftens. Die Teilhabe von verschieden begabten Menschen an der Produktion von Nahrungsmitteln und an der Pflege des Waldes zeigt, wie Inklusion gelingen kann.“

Der Waldhof vereint mehrere Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung: Eine Schule für Alle, eine Kita, verschiedene Wohn- und Beratungsangebote sowie Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Von der Gärtnerei über die Holzwerkstatt bis hin zu Küche und Hofladen finden Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten wertschöpfende Arbeit. Die Stephanus-Werkstätten Templin sind ein anerkannter Partnerbetrieb des Naturparks Uckermärkische Seen. Sie legen besonderen Wert auf eine nachhaltige und ökologische Wirtschaftsweise, was sich in der Pflege der umliegenden Streuobstwiesen, des Schulwalds sowie beim Anbau und regionalem Verkauf von Gemüse, Pflanzen und Kräutern widerspiegelt. Der Waldhof engagiert sich für den Erhalt der Kulturlandschaft und der Biodiversität. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Verarbeitung von Äpfeln der Templiner Streuobstwiese in den Stephanus Werkstätten. In enger Zusammenarbeit mit der "Apfelgräfin" Daisy von Arnim, einer renommierten Partnerin des Naturparks, werden hier hochwertige Produkte geschaffen, die weit über die Grenzen der Uckermark hinaus geschätzt werden. Ein weiterer Kooperationspartner ist das Hotel Döllnsee-Schorfheide.

Hintergrundinformationen zur Stephanus-Stiftung und zum Naturpark

Nördlich von Berlin gelegen, ist der 1997 gegründete Naturpark Uckermärkische Seen bekannt für seine einzigartige Landschaft mit Rinnenseen, Söllen und Mooren, die während der Weichseleiszeit entstanden sind. Mit seinen weitläufigen Wäldern, zahlreichen Wasserwanderwegen und reizvollen Rad- und Wanderrouten bietet der Naturpark vielfältige Möglichkeiten für Erholung und Naturerlebnisse. Besonders hervorzuheben ist die hohe Dichte an Fischadlern, die hier nisten und das Wappentier des Parks sind. Das Großschutzgebiet ist eines von 11 Naturparks, die zusammen mit dem Nationalpark Unteres Odertal und den drei Biosphärenreservaten Spreewald, Schorfheide-Chorin und Flusslandschaft Elbe das Netz von 15 Nationalen Naturlandschaften in Brandenburg bilden.

Die Stephanus-Stiftung hat ihren Hauptsitz in Berlin und ist Mitglied im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Mit ihren gemeinnützigen Tochtergesellschaften unterstützt sie 10.000 Menschen in besonderen Lebenslagen an 140 Standorten in Berlin und Brandenburg. 4.500 Mitarbeitende pflegen, begleiten, bilden, beraten Kinder, Jugendliche, Familien, Menschen im Alter, Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung sowie Geflüchtete. Zu den Angeboten von Stephanus zählen Wohnangebote und Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigung, Wohn- und Pflegeangebote für Senior*innen, Schulen, Kitas, Beratungsstellen und Hospizdienste. 1878 gegründet, hat sie sich mit ihren Angeboten stets den aktuellen Bedarfen der Gesellschaft angepasst und handelt heute nach den drei Leitprinzipien Nachhaltigkeit, Inklusion und Fachlichkeit.