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Zahl der Störche in Brandenburg rückläufig – Adebar-Infotafeln im Naturpark Nuthe-Nieplitz erneuert

- Erschienen am 04.08.2020

Dobbrikow – Seit vielen Jahren arbeitet die Verwaltung des Naturparks Nuthe-Nieplitz mit zahlreichen engagierten Freiwilligen in den Naturparkdörfern zusammen, um das Leben des Weißstorches mehr in die Öffentlichkeit zu rücken. Vom Landesumweltamt und den Landkreisen finanziert, informieren von regionalen Tischlern gebaute Storchentafeln seit vielen Jahren Anwohner und Besucher über Adebars jährliche Reisedaten und Bruterfolge. Einige dieser Tafeln wurden jetzt erneuert. Zeit für eine „Stippvisite“.

In über 30 Naturparkdörfern ist er zu Hause – der Weißstorch. In vielen Dörfern fiebern begeisterte und engagierte Anwohner förmlich seiner Ankunft im zeitigen Frühjahr entgegen und verfolgen über den Sommer das spektakuläre Treiben hoch oben über ihren Dächern. So auch im Naturparkdorf Groß Beuthen, wo das Familienleben der Störche sogar mit einer eigens installierten Videokamera dokumentiert wird. Zehn Storchen-Infotafeln wurden auf der Rundreise durch den Naturpark ausgetauscht, wie zum Beispiel in Frankenfelde bei Susanne Schöpke. Im Naturparkdorf Salzbrunn konnte sogar eine neue Storchentafel am Jakobsweg installiert werden, da sich hier der Storch nun schon zum dritten Mal in Folge erfolgreich niederließ.

Aber auch Negativmeldungen erreichten die Naturparkmitarbeiter bei ihrer „Stippvisite“: In langjährigen Storchendörfern, wie zum Beispiel Niebelhorst, blieb das Nest unbesetzt. Die Infotafel wurde hier abgebaut.

Für die Klärung des „warum“ müssen zunächst die Lebensraumansprüche des Storches genauer betrachtet werden. Der europäische Weißstorch bevorzugt feuchte Lebensräume, in denen er seine Nahrung findet, scheut aber auch trockene Brachen nicht. Der Storch ist auf keine Nahrung spezialisiert, frisst das, was ihm "vor den Schnabel kommt". Er ist ein sogenannter Nahrungsopportunist. Seine Speisekarte ist dementsprechend abwechslungsreich und reicht von Kleinsäugern, wie Mäusen, über Frösche, Regenwürmer, Eidechsen, Ringelnattern, Fischen bis hin zu großen Insekten wie Heuschrecken und ihren Larven. Früher wurde er daher auch als „Kammerjäger“ verehrt und geschätzt. In der Brutzeit braucht Familie Storch bis zu 4,5 Kilogramm Nahrung täglich. Sie beanspruchen damit ungefähr 300 Hektar Grünland.

Die Erfassung der Bestandszahlen übernehmen zumeist ehrenamtliche Betreuer vom NABU. Für keine andere Vogelart ist die Bestandsentwicklung besser über lange Zeitreihen dokumentiert. Seit 1964 tragen die Storchenfreunde systematisch die Daten über Horstbesetzung und Bruterfolg der Störche auf Landkreisebene zusammen, so dass bundesweit flächendeckend Daten vorliegen, die Vergleiche zulassen und Entwicklungen deutlich machen. Die aktuellen Zahlen stammen aus dem Jahr 2019. Mit 1189 Horstpaaren in ganz Brandenburg ist der Bestand seit 2014 weiter abnehmend. Zudem können die Störche immer weniger Junge großziehen. Um den Bestand stabil zu halten, müsste jedes Storchenpaar jedes Jahr zwei Küken lebenstüchtig in die Welt entlassen. 2019 waren es statistisch aber nur noch 1,6.

Für den Naturpark Nuthe-Nieplitz ergibt sich ein ähnliches Bild. Ein Vergleich aus drei Jahrzehnten (1999, 2009, 2019) zeigt zwar eine Zunahme von Brutpaaren (1999: 23 Brutpaare; 2009: 24 Brutpaare; 2019: 32 Brutpaare). aber im Gegenzug muss eine Abnahme der Brutgrößen im Naturpark festgestellt werden, was dem brandenburgweiten Trend entspricht. Konnten 1999 pro Brutpaar im Schnitt noch 2,3 Junge großgezogen werden, waren es 2019 nur noch 1,8 Junge pro Brutpaar. Für den Naturpark heißt das: Immer mehr Störche können immer weniger Junge großziehen.

Die Ursachen dafür sind vielfältig. Wetterereignisse fordern beispielsweise insbesondere in nassen und regenreichen Jahr hohe Verluste, aber auch die Dürresommer der letzten zwei Jahre haben ihre Auswirkung auf die Nahrungsverfügbarkeit. Weitere Gründe für das abnehmende Nahrungsangebot des Storches sind Änderungen in der Landnutzung, wie zum Beispiel der Verlust von Grünland und blütenreichen Brachen, etwa für den Anbau von Energiepflanzen. Findet seine „Nahrung“ keinen Lebensraum mehr, dann findet der Storch auch nicht mehr genug Nahrung, um seine Jungen zu füttern. Der Weißstorch gilt als Hauptanzeiger, als Schirmart für die Artenvielfalt einer Landschaft. Sein Wegbleiben oder auch sein ausbleibender bzw. abnehmender Bruterfolg signalisiert gravierenden Artenschwund in der Landschaft und sollte zum Nachdenken anregen.

Für Rückfragen: 

Andrea Künnemann
E-Mail: andrea.kuennemann@lfu.brandenburg.de