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Endlich(e) Geschichte: Beräumung Altlastenstandort in Friedrichsthal vereinbart

- Erschienen am 21.07.2015

Friedrichsthal – Für eines der ältesten  Abfallager der Nachwendezeit zeichnet sich ein Ende ab: Über Jahre war der Name des uckermärkischen Friedrichsthal mit einem der größten Müllskandale des Landes verbunden. Nach Übernahme der Fläche des Abfalllagers durch die Gemeinde hat Brandenburgs Umweltminister Jörg Vogelsänger heute in Potsdam dem Gartzer Amtsdirektor Frank Gotzmann und dem ehrenamtlichen Friedrichsthaler Bürgermeister Norbert Dittmann angekündigt, das nötige Geld zu Verfügung zu stellen, um die abschließende Beräumung vorzunehmen.

Vogelsänger: „Nach jahrelangen  Auseinandersetzungen geht es jetzt voran, weil das Land, der Landkreis, die Gemeinde Friedrichsthal und das Amt Gartz einen Weg gefunden haben, um gemeinsam einen Schlussstrich unter den vielleicht prominentesten Fall eines illegalen Abfalllagers der Nachwendezeit zu ziehen. Ganz klar, alle Beteiligten sehen das mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Zum einem bleibt ein schaler Nachgeschmack, weil sich die Verursacher durch eine gerichtlich festgestellte Insolvenz der Verantwortung zur Beräumung entzogen haben. Zum anderen standen wir vor der Abwägung, weiter diesen Schandfleck in der Landschaft zu lassen und einfach abzuwarten oder ob es nicht besser ist, die Menschen in der Region von dieser Hinterlassenschaft zu befreien.“

Gotzmann: „Wir sind froh und dankbar, denn die Gemeinde ist mit der Übernahme der Flächen in Vorleistung gegangen. Dies war auch die Voraussetzung, dass Minister Vogelsänger jetzt die lang ersehnte Entscheidung treffen konnte, die Mittel für die abschließende Beräumung freizugeben.“

Dittmann: „Heute ist ein guter Tag für meine Gemeinde. Das Ende einer scheinbar unendlichen Geschichte ist in Sicht.“

Friedrichsthal ist eines der Mülllager im Land, bei denen es trotz aufwändiger Recherchen und Gerichtsverfahren nicht gelungen ist, den früheren Eigentümer haftbar zu machen. All diese Fälle gehen auf die unmittelbare Nachwendezeit zurück, als die Umweltverwaltungen in den Kreisen und beim Land noch im Aufbau waren und auch viele Verantwortliche in den Gemeinden die Rechtslage nicht überschauen konnten. Auf dem Standort war der Betrieb einer Altreifen-, Bauschutt- und Altholzrecyclinganlage sowie einer Altfahrzeugverwertung genehmigt.

Bemühungen der Abfallbehörden, an Verantwortliche heranzukommen, scheitern meist – wie in diesem Fall – weil Insolvenz angemeldet wird und keine weiteren Rechtsmittel greifen.

Aktuell werden noch 2 bis 3 Millionen Euro für die Sanierung der verbliebenen Friedrichsthaler Altlasten veranschlagt. Die sehr große Spannbreite bei dieser Kalkulation beruht auf Erfahrungen aus vergleichbaren Fällen: Fasst man einmal eine Altlasten an, kommt es immer wieder zu unliebsamen Überraschungen. Als Faustregel gilt, dass für eine Tonne Abfall rund 100 Euro aufgewendet werden müssen.

Nach den jüngsten Erhebungen des Landesamts für Umwelt liegen in Friedrichsthal immer noch 53.850 Kubikmeter Altlasten, vor allem Reifen, Bauschutt und Hausmüll.

Seit der amtlichen Stilllegung der Anlagen 1999 wurden aber bereits größere Mengen gefährlicher Abfälle entsorgt. Mehrfach brannte es auf dem Gelände, 2001 gab es sogar einen Großbrand. Immer wieder verschafften sich Unbefugte Zugang.

Das Altlastenlager befindet sich auf dem weitläufigen Areal einer 1991 geschlossenen Jungviehanlage in einer der – ansonsten – schönsten Teile der Uckermark, 700 Meter westlich der Bundesstraße 2 zwischen Schwedt und Gartz. Hier liegt die Anlage inmitten eines Waldgebiets. Sie grenzt im Norden und Westen an das „Gartzer Bruch“, im Süden und Osten an das Waldgebiet „Gartzer Bürgerheide“. Nicht weit entfernt beginnt der Nationalpark Unteres Odertal, der einzige Auennationalpark Deutschlands und der einzige Nationalpark Brandenburgs.

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Datum
21.07.2015
Rubrik
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