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Ausgleich zwischen Artenschutz und Landnutzung - Wassermanagement im Nationalpark trägt Früchte

- Erschienen am 02.07.2021

Criewen – Bereits seit fünf Jahren wird das „Dynamische Schöpfwerksmanagement“ im einzigen Auennationalpark Deutschlands erfolgreich in Regie der Nationalparkverwaltung durchgeführt. Dabei geht es um einen Spagat: Einerseits sollen möglichst naturnahe Wasserverhältnisse für die auentypischen Tiere und Pflanzen vorgehalten werden, andererseits müssen die Wasserstände ab einem gewissen Zeitpunkt die Bewirtschaftung des Grünlandes in der Nationalparkpflegezone zulassen.

Diese Art des Wassermanagements sichert das Überleben von Wachtelkönig, Brenndolde und weiteren europaweit geschützten Arten, die im unteren Odertal nur auf regelmäßig genutzten Wiesen und Weiden vorkommen.

Umweltminister Axel Vogel: „In enger Abstimmung mit den Akteuren vor Ort ist es der Nationalparkverwaltung in diesem Jahr besonders gut gelungen, feuchte und flach überstaute Bereiche für brütende Wasser- und Watvögel vorzuhalten. Direkt vor den Toren der Nationalparkstadt Schwedt/ Oder konnten so Tüpfelsumpfhühner, Bekassinen, Rotschenkel und Kiebitze erfolgreich ihre Jungen großziehen.“

Die Nationalparkverwaltung Unteres Odertal hat im Jahr 2016 im größten landwirtschaftlich genutzten Überflutungspolder (Polder A/B) das Dynamische Schöpfwerksmanagement eingeführt. Bereits zuvor hat sie in einem anderen Polder (Polder 10) – einer zukünftigen Wildniszone – den Betrieb des Schöpfwerks dauerhaft eingestellt. Die Grundlage dafür bildet der im Jahr 2014 in Kraft gesetzte Nationalparkplan, mit dem die Zuständigkeit für die Festlegung der Polderwasserstände vom Wasserwirtschaftsamt auf die Nationalparkverwaltung überging - sie entscheidet seitdem abschließend über den Betrieb der Schöpfwerke.

Zur Beratung und Unterstützung der Nationalparkverwaltung wurde zudem ein Staubeirat für den Polder A/B gegründet. Dieses wichtige Gremium bündelt die verschiedenen Interessen und dient der Nationalparkverwaltung zur Abstimmung ihrer Vorgaben und Entscheidungen mit allen Betroffenen. Im Staubeirat sind Landwirte, Fischer, das Wasserwirtschaftsamt und die Kreisverwaltung sowie der Wasser- und Bodenverband vertreten. Weitere Fachexpertise bringen Vertreter des Naturschutzes, der Angler und der Jägerschaft ein.

Ziel ist es, möglichst einen Ausgleich für die unterschiedlichen Interessen zu finden und gleichzeitig das im Nationalparkgesetz und im Nationalparkplan verankerte Ziel, die Wasserverhältnisse in der Aue natürlicheren Bedingungen zuzuführen, zu erreichen.

So sollen die Wasser- und Watvögel insbesondere im Mai und Juni durch höhere Wasserstände bessere Brutbedingungen erhalten. Gleichzeitig ist sicherzustellen, dass die Flächen in der Schutzzone II des Nationalparks, der sogenannten Pflegezone, von den Landwirtschaftsbetrieben auch bewirtschaftet werden können.

Auf diesen Flächen sind die Landwirte für die Nationalparkverwaltung unverzichtbare Partner. Sie sorgen dafür, dass seltene Tier- und Pflanzenarten des Grünlandes, die von einer regelmäßigen Mahd oder Beweidung abhängig sind, optimale Lebensbedingungen vorfinden. Beispiele hierfür sind der seltene Wachtelkönig oder der Lebensraumtyp der Brenndoldenauenwiesen. Beide unterliegen dem besonderen Schutz der europäischen NATURA 2000 Richtlinien.

Brandenburg hat die Verpflichtung, durch geeignete Maßnahmen den Erhaltungszustand zu verbessern. Voraussetzung hierfür ist es allerdings, dass diese Flächen mit Maschinen befahrbar sind oder eine naturschutzgerechte Weidetierhaltung möglich ist. Das setzt eine Steuerung der Wasserstände voraus. Der Staubeirat findet sich ab Anfang April eines jeden Jahres zusammen, um regelmäßig und bei Bedarf über Wasserstände und Stauziele nach dem Schließen der Einlassbauwerke zu beraten. Die Mitglieder begutachten verschiedene Flächen im Nationalpark vor Ort an, um sich einen Überblick über die Überflutungsflächen, Wasserstände und konkrete Probleme vor Ort zu verschaffen. Während der COVID-19–Pandemie arbeitete der Staubeirat kontaktlos im digitalen Umlaufverfahren.

Im Durchschnitt der vergangenen Jahre mit Dynamischem Schöpfwerksmanagement lässt sich feststellen, dass in der Hauptbrutzeit die Polderwasserstände in den Abflussgräben, um etwa 40 Zentimeter angehoben werden konnten. Damit haben sich die Lebensbedingungen der Brutvögel und Fische im Nationalpark deutlich verbessert.

Klimaschutzminister Axel Vogel weist noch auf einen weiteren Aspekt hin: „Auch die Landwirte im Nationalpark haben inzwischen erkannt, dass die Bodenfeuchte in Trockenzeiten zunehmend den Ertrag des Auengrünlands limitiert. Etliche Betriebe fordern deshalb aus Gründen der Bodenfruchtbarkeit und der Ertragssicherung einen frühzeitigen Wasserrückhalt in der Aue.“

Für Rückfragen:
Dirk Treichel – Leiter des Nationalparks Unteres Odertal,
Telefon: 0162 5469632

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