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Bessere Aufstiegschancen für kleine und große Fische: Im Spreewald beginnen Baumaßnahmen

- Erschienen am 07.02.2022

Potsdam - Nach umfangreichen Planungen können 2022 die Baumaßnahmen für einen neuen Fischaufstieg an der Wehranlage Leibsch beginnen. Der Planungs- und Genehmigungsprozess für die Fischaufstiegsanlage im „alten Spreeumfluter“ wurde kürzlich durch den Wasser- und Bodenverband Nördlicher Spreewald im Auftrag des Landes Brandenburg abgeschlossen. Mit der Baumaßnahme wird ein weiterer wichtiger Schritt zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des Landeskonzepts zur ökologischen Durchgängigkeit der Fließgewässer Brandenburgs vollzogen: die Durchwanderbarkeit der Spree wird für Fische und andere Wasserorganismen deutlich verbessert.

Im Februar 2022 ist Baubeginn an der Wehranlage Leibsch. Dort teilt sich die Spree: in westlicher Richtung zweigt der Dahme-Umflut-Kanal ab, nach Norden die Spree. Der ebenfalls über die Kaatsch-Spree in die Spree mündende „alte Spreeumfluter“ wird bis zum Frühjahr 2023 derart umgestaltet, dass kleine und große Fischarten künftig gleiche Aufstiegschancen haben und ungehindert in den inneren Unterspreewald und weiter stromauf wandern können.

Die alten Fischaufstiege in der Wehranlage für den Dahme-Umflut-Kanal und die Spree sowie im Spreeumfluter waren nur eingeschränkt funktionsfähig. Der Fischaufstieg zum Dahme-Umflut-Kanal konnte bereits 2019 unter ökologischen Aspekten optimiert werden.

Im Winter wurde der aufwendige Planungs- und Genehmigungsprozess für die baulich umfangreiche und größere Anlage im „alten Spreeumfluter“ abgeschlossen. Alle Voraussetzungen für den Baubeginn liegen nun vor. Ziel ist es, den „alten Spreeumfluter“ zur Hauptwanderroute spreeaufwärts zu entwickeln. Gleichzeitig soll er selbst als Lebens- und Reproduktionsraum dienen.

Bis zur erstmaligen Errichtung der Wehrgruppe Leibsch im Jahr 1910/11 war der heutige „alte Spreeumfluter“ ein Hauptlauf der Spree. Er mündet auf Höhe des Wehres in einen Altarm der Spree, die Kaatsch-Spree.

Durch die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen wird der „alte Spreeumfluter“ insbesondere für die Passierbarkeit von Fischen umgestaltet und aufgewertet:

  • Neubau von zwei Fischaufstiegen im Einlauf und Auslauf des „alten Spreeumfluters“,
  • Anbindung des „alten Spreeumfluters“ an die Spree unterhalb der Wehranlage zur besseren Auffindbarkeit des Einstiegs für Fische,
  • Verschluss der Anbindung des „alten Spreeumfluters“ an die Kaatsch-Spree durch den Bau einer Schwelle,
  • Teilentschlammung des „alten Spreeumfluters“.

Die Fischaufstiegsanlagen am Ein- und Auslauf des „alten Spreeumfluters“ sind als Vertical-Slot-Pässe mit drei und sechs Becken geplant und gleichen damit im Wesentlichen der Anlage im Dahme-Umflut-Kanal in Leibsch. Der Unterschied ergibt sich lediglich durch die größere Bemessung der Anlage aufgrund der Zielart Wels. Über die insgesamt neun Becken kann in Abhängigkeit von der Stauregulierung ein Höhenunterschied vom Unter- zum Oberwasser von maximal 1,10 Meter überwunden werden. Die Gewässersohle wird in den Anlagen mit Wasserbausteinen und Grobkies ausgestaltet, um auch anderen Wasserorganismen wie Wasserinsekten, Schnecken, Muscheln und Krebstieren, ein Durchwandern zu ermöglichen.

Hintergrund

Die Spree wurde im deutschen Elbeinzugsgebiet länderübergreifend als überregionales Vorranggewässer für die ökologische Durchgängigkeit festgelegt. Überregionale Vorranggewässer sind für den überregionalen Biotopverbund und die Anbindung der Laichhabitate von Langdistanzwanderern wie dem Aal unverzichtbar. Aus diesem Grund wurde die Spree ab der Wehranlage Leibsch bis zur Mündung in die Havel als Gewässer mit der höchsten fischökologischen Bedeutung eingestuft.

Die Spree ist im Abschnitt von der sächsischen Landesgrenze bis Leibsch als Verbindungsgewässer mit hoher fischökologischer Bedeutung bewertet. Entsprechend der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sind Maßnahmen zu ergreifen, um die Voraussetzungen für stabile und ausbreitungsfähige Populationen der flusstypischen Arten wie beispielsweise Barbe, Aland, Zährte und Rapfen zu entwickeln. Die Maßnahmen dienen dazu, dass die gegenüber der EU berichtspflichtigen Gewässer den guten ökologischen Zustand erreichen. Insbesondere an Standorten mit wasserbaulichen Anlagen, die nicht zurückgebaut werden können, ist ein bedeutender Beitrag zu leisten, um Wasserorganismen die Passierbarkeit zu ermöglichen.