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Mehr Struktur für die Nuthe: Strömungslenker und Fischunterstände für mehr Vielfalt

- Erschienen am 08.03.2023

Potsdam – In drei Gewässerabschnitten im Landkreis Teltow-Fläming werden im Auftrag des Landesamtes für Umwelt (LfU) auf insgesamt 4,56 Kilometern Gewässerlänge 32 naturnahe Strukturelemente in der Nuthe gebaut. Durch die aus Holz und Kies bestehenden Einbauten werden sich die Qualität des Gewässers als Lebensraum für Fische und Kleinorganismen verbessern und ein Beitrag zur Erreichung der Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie geleistet. Die Pflanzung von 668 Gehölzen am Ufer kompensiert Pappelfällungen. Die Bauarbeiten beginnen in der kommenden Woche.

Die Arbeiten erfolgen auf landeseigenen Grundstücken in den Nutheabschnitten, auf denen im Winter 2020/21 an überalterten Pappeln Fäll- und Schnittarbeiten durchgeführt wurden. Diese waren erforderlich, um Gefahren durch umstürzende Bäume und herabfallende Äste abzuwenden. Für die zuerst erfolgenden Struktureinbauten wird die vergleichsweise gute Baufreiheit genutzt. Im Herbst 2023 erfolgt dann die Neubepflanzung der Ufer mit standortgerechten Bäumen und Sträuchern.

Zwischen Jütchendorf und Kleinbeuthen werden am Südufer der Nuthe auf 2,14 Kilometern Gewässerlänge elf uferparallele Fischunterstände aus Stämmen und Ästen eingebaut. Zusätzlich werden auf die Gewässersohle fünf so genannte Flügelbuhnen gelegt. Dabei handelt es sich um V-förmig angeordnete Stämme, in deren Zwischenraum Kies gefüllt wird. Anschließend wird das Südufer bepflanzt. Nordwestlich von Trebbin, im Bereich der Einmündung des Großbeerener Grabens, sind ebenfalls am Südufer auf 1,04 Kilometern Gewässerlänge elf Buhnenstummel aus Ästen und Stämmen geplant. An den Buhnenköpfen wird Kies eingebracht. Auch hier wird das Südufer zur dauernden Beschattung bepflanzt. Bei Liebätz werden am Ostufer der Nuthe fünf Ausbuchtungen hergestellt und mit Fischunterständen bestückt. Zusätzlich wird am Westufer eine Pflanzung auf der Gewässerberme, also auf der Dammböschung, begründet.

Nach Abschluss der Bauarbeiten sind die eingebauten Strukturelemente nur bei großer Trockenheit zu sehen, denn sie ragen nicht über den mittleren Niedrigwasserspiegel hinaus. Die sich kräuselnde Strömung wird dem aufmerksamen Betrachter jedoch auch bei mittleren Abflüssen verraten, wo sich kleinräumig die Fließgeschwindigkeiten infolge der Einbauten geändert haben.

Die verschiedenen Strukturelemente dienen den Fischen nicht nur als Schutz vor Fressfeinden und als Ruheplatz, sondern verfügen aufgrund der verbauten unterschiedlich starken Hölzer über eine große, hohlraumreiche Oberfläche, die ökologisch wertvoll ist, da sie von einer Vielzahl winziger Lebewesen besiedelt werden kann. Die lagestabil eingebauten Elemente erzeugen kleinräumig eine erhöhte Strömungsdiversität bei Niedrig- und Mittelwasserabflüssen in der ansonsten gleichförmig strömenden Nuthe. Hierdurch sollen im Bereich der strukturarmen Gewässersohle leichte Kolkbildungen und eine unterschiedliche Fraktionierung des Sohlensubstrates entstehen, was durch die Zugabe von Kies unterstützt wird. So entsteht ein kleinräumiges Mosaik von unterschiedlichen Sohlensubstraten. Dieses bietet Wasserorganismen mit verschiedenen Ansprüchen Lebensraum, dient als Laichmöglichkeit und ist naturnäher als die bisher weitgehend gleichförmige Sohle.

Hintergrund:

Vor Baubeginn waren aufwändige Vorbereitungen erforderlich: Alle Einbauorte sowie die späteren Pflanzflächen wurden vom Kampfmittelbeseitigungsdienst sondiert. Hierbei wurde neben einer vier Kilogramm schweren Stabbrandbombe vor allem Autoschrott gefunden, darunter 21 illegal entsorgte, noch mit Sprengstoff gefüllte Airbags und Kennzeichen gestohlener Wagen. Die Arbeiten werden begleitet durch das Landesamt für Denkmalpflege und das Archäologische Landesmuseum, da an der Nuthe Siedlungen der Ur- und Frühgeschichte sowie des slawischen Mittelalters und auch Rast- und Werkplätze der Steinzeit bekannt sind. Mit der Ausführung der ingenieurbiologischen Bauwerke wurde die BSD Baustoff und Gewässersanierungs GmbH Dessau beauftragt.