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Neue Erkenntnisse zum aktuellen und historischen Fischbestand an der Oder: IfB-Studie zeigt Auswirkungen der Flussregulierung

- Erschienen am 08.11.2023

Potsdam – Mit etwa 100.000 Euro aus der Fischereiabgabe hat das Brandenburger Umwelt- und Agrarministerium eine Studie am Potsdamer Institut für Binnenfischerei e.V. (IfB) zur Erfassung historischer und aktueller Fischdaten an der Oder unterstützt. Die 2021 begonnene Studie zeigt auf, wie der Artenbestand in der Oder durch das menschliche Eingreifen und Regulierungsmaßnahmen verändert wurde. Die Ergebnisse der Studie sind in der Schriftenreihe des IfB erschienen und stehen damit der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Brandenburgs Agrar-, Umwelt- und Klimaschutzminister Axel Vogel:

„Die Studie dokumentiert den ökologischen Wert, den die Stromlandschaft der Oder nach wie vor hat. Sie verdeutlicht – auch im Rückblick auf die Oder-Katastrophe von 2022 – zugleich, wie wichtig es ist, die natürliche Widerstandskraft des Stromes und seiner Auen zu stärken. Deshalb müssen auch die aktuellen Ausbaupläne für diesen bedeutenden Lebensraum auf den Prüfstand gestellt werden. Die Studie bildet für das Land Brandenburg nun eine weitere wesentliche Grundlage für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und eine Bewertung des weiteren Oder-Ausbaus.“

Dr. Uwe Brämick, Direktor des Potsdam-Sacrower Fischereiinstitutes:

„Die unter Beteiligung zahlreicher weiterer Akteure wie des IGB Berlin, der Oderfischer und des Nationalparks Unteres Odertal zusammengestellten Daten und Auswertungen dokumentieren die Entwicklung und den aktuellen Zustand der Oder insbesondere im Hinblick auf Fische und ihre Lebensräume. Sie liefern Referenzdaten sowohl für die Bewertung von Folgen des geplanten Ausbaus, als auch für die Beeinträchtigung und zukünftigen Entwicklung der Fischbestände nach dem Fisch- und Muschelsterben vom August 2022.“

Durch das menschliche Wirken wurden die Oder und ihre Aue in den letzten Jahrhunderten stark verändert. Diese Veränderungen hatten erheblichen Einfluss auf ökologisch sensible und zugleich fischereilich wertvolle Langdistanz-Wanderfischarten wie den Stör, Neunaugen oder Lachs sowie auf Aue-Arten wie Hecht und Quappe. Die ursprüngliche biologische Produktionsfähigkeit des Stromgebietes ging durch die umfangreichen, ausbaubedingten Ab-trennungen der Auegewässer verloren. Wo die Oder einst über 1.000 Fischern und ihren Familien ein Leben ermöglichte, sind es heute noch zwölf. Einst versorgte der Fischmarkt Wriezen ganz Berlin und lieferte Fische bis ins Rheinland und nach Italien.

Umweltminister Axel Vogel:

„Trotz der vielfältigen Eingriffe haben sich an und in der Oder bis heute sehr schützenswerte Lebensgemeinschaften und Ökosysteme erhalten – nicht zuletzt, weil die Oder der letzte große mitteleuropäische Strom ist, der auf über 500 Kilometern Länge ohne Wanderhindernisse frei ins Meer fließt. Die Oder gehört daher immer noch zu den fisch- und auenökologisch sowie auch fischereilich bedeutsamsten Strömen Deutschlands und Polens. Diesen Schatz gilt es zu bewahren und weiter an der Verbesserung des ökologischen und chemischen Zustands zu arbeiten.“

„Von 51 historisch nachgewiesenen einheimischen Fischarten sind heute noch 42 Arten im deutschen Oder-Einzugsgebiet präsent und werden in der Studie näher vorgestellt. Bei den typischen Fließgewässer- und Auearten zeigen sich jedoch deutliche ökologische Defizite.“

so IfB-Direktor Dr. Uwe Brämick weiter.

Seit einigen Jahren wird versucht, den Ostseestör in der Oder wieder anzusiedeln. Und auch um das Leben von Ostsee-Schnäpel, Lachs, Meerforelle, Zährte, Barbe, Quappe und Aal wird seit Jahren auf deutscher und polnischer Seite gekämpft. Mit dem Stromgründling, dem Baltischen Goldsteinbeißer oder der invasiven Schwarzmundgrundel tauchten in den letzten Jahren neue Arten auf.

Mit der Veröffentlichung der Studie soll die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Fischdiversität der Oder und den drohenden Verlust gerichtet werden. Zudem soll eine umfassende, länderübergreifende (Neu)Bewertung der Umweltauswirkungen der bisherigen Planungen und ein ressortübergreifender, verantwortungsbewusster Umgang mit dem Fluss als natürliche Ressource und Lebensraum angeregt werden.

Die Studie „Entwicklung, Nutzung und Schutz der Fischfauna in der Brandenburgischen Oder“ ist als Druckexemplar erhältlich und steht auch zum Download zur Verfügung.

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