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Erneut Niedrigwasser in Südbrandenburg – Ad-hoc-AG Extremsituation beschließt erste Maßnahmen

- Erschienen am 16.06.2022

Cottbus – Das Frühjahr in der Lausitz war erneut durch ausbleibende Niederschläge gekennzeichnet und lieferte im März neue Niedrigstmarken. Die fehlende Wassermenge führte zu einem starken Absinken der Abflüsse in der Spree und der Schwarzen Elster. Für das Landesamt für Umwelt Anlass, wie in den vergangenen Jahren, sowohl die länderübergreifende Ad-hoc-AG „Extremsituation“ als auch die AG Niedrigwassermanagement einzuberufen, um mit den sächsischen und Berliner Kollegen zielorientierte Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen.

Vor allem im März wurde mit nur sieben Prozent des langjährigen Niederschlages (Bezugsreihe 1981 – 2010) der niedrigste Wert seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1888 gemessen. Einige Mindestabflüsse können deshalb trotz Stützung aus den Talsperren und Speicherbecken nicht mehr gehalten werden.

Die Böden in der Lausitz sind aufgrund der zurückliegenden Trockenjahre weiterhin von außergewöhnlicher Trockenheit geprägt. Die Winterniederschläge reichten nicht aus, um den Wasserhaushalt der Lausitz für die Sommermonate zu stabilisieren. Die Regenmengen im Frühjahr 2022 fielen deutlich zu gering aus. Besonders im März wurden mit lediglich sieben Prozent (drei Millimeter) des langjährigen Mittels (Bezugsreihe 1981 – 2010) an der Station Cottbus ein historischer Tiefststand gemessen. Waren der März und der April im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten noch zu kühl, war der Mai allerdings mit durchschnittlich 15,7 Grad Celsius um 1,3 Kelvin deutlich zu warm (Vergleich zur langjährigen Reihe 1981 – 2010). Der Juni liegt bis zum 13.06.2022 ebenfalls mit einer Durchschnittstemperatur von 18,5 Grad Celsius um 1,4 Kelvin über dem langjährigen Mittel (Bezugsreihe 1981 – 2010). Die aktuellen Langfrist-Prognosen gehen für die Lausitz von weiterhin steigenden Temperaturen und äußerst geringen Niederschläge aus.

Spree

Das Speichervolumen im gesamten Einzugsgebiet der Spree konnte fast vollständig aufgefüllt werden, so dass die Talsperre Spremberg als auch die sächsischen Speicher bereits Anfang Mai mit der Stützung des Spreeabflusses beginnen konnten. Aktuell (13.06.2022) liegt die Abgabe der Talsperre Spremberg bei 9,5 Kubikmeter pro Sekunde. Der Wasserstand steht bei 91,58 Meter NHN (Normalhöhennull) und fällt circa zwei bis drei Zentimeter pro Tag.

Trotz planmäßiger Stützung konnte der Mindestabfluss am Unterpegel Leibsch am Ausgang des Spreewaldes nicht mehr gehalten werden. Der Abfluss liegt zurzeit (13.06.2022) bei 3,10 Kubikmeter pro Sekunde. Der mittlere Abfluss für den Monat Juni beträgt 7,76 Kubikmeter pro Sekunde (Bezugsreihe 1991 bis 2019).

Aufgrund des geringen Abflusses am Unterpegel Leibsch wurde die Phase 1 des Niedrigwasserkonzeptes für das mittlere Spreegebiet ausgerufen. Erste Maßnahmen wurden mit Ende der 23. Kalenderwoche vom Landesamt für Umwelt ergriffen, um den Abfluss auf die Spree zu konzentrieren. Diese Maßnahmen sind mit den Mitgliedern der regional arbeitenden Arbeitsgruppe Niedrigwasserbewirtschaftung abgestimmt und umfassen erste Reduzierungen von Ableitungen aus der Spree sowie die Empfehlung des Landesamtes für Umwelt an die unteren Wasserbehörden der anliegenden Landkreise, Allgemeinverfügungen zur Beschränkung des Anlieger- und Eigentümergebrauches herauszugeben.

Schwarze Elster

Das Wasserdargebot ist vor allem im Oberlauf der Schwarzen Elster weiterhin stark rückläufig. Am sächsischen Pegel Neuwiese (zwischen Hoyerswerda und Senftenberg) wurden am 13.06.2022 lediglich 0,16 Kubikmeter pro Sekunde gemessen. Der mittlere Abfluss liegt an diesem Pegel bei 2,94 Kubikmeter pro Sekunde. Weitere Verluste entlang der Fließstrecke führen dazu, dass seit letzter Woche kein Wehrüberfall am Verteilerwehr Kleinkoschen zu messen ist. Der Abschnitt der Schwarzen Elster zwischen dem Verteilerwehr Kleinkoschen und der Mündung der Rainitza fällt abschnittsweise trocken. Der Landesanglerverband begann mit der Abfischung des Gewässerabschnittes.

Das Speicherbecken Niemtsch (Senftenberger See) und die von der LMBV betriebene Grubenwasserreinigungsanlage Rainitza haben die Stützung der Schwarzen Elster ab dem Pegel Biehlen übernommen. Der Pegel Biehlen liegt aktuell (13.06.2022) bei 0,608 Kubikmeter pro Sekunde. Der mittlere Abfluss beträgt für den Monat Juni 2,08 Kubikmeter pro Sekunde (Bezugsreihe 1983 bis 2020). Aufgrund der aufgenommenen Stützung des Abflusses der Schwarzen Elster seit Anfang Mai, ist der Wasserstand des Speicherbeckens Niemtsch um etwa zwei Zentimeter pro Woche gefallen. Am 13.06.2022 lag der Wasserstand des Speicherbecken Niemtsch bei 98,77 Meter NHN.

Basierend auf der aktuellen meteorologisch-hydrologischen Situation, den Wetterprognosen und der Erfahrungen der letzten Jahre, geht das Landesamt für Umwelt davon aus, dass die Niedrigwassersituation in beiden Flussgebieten weiter anhält und nur durch entsprechend abgestimmte, zielorientierte Maßnahmen die Abflüsse stabilisiert werden können. Bereits am 30.05.2022 berief deswegen das Landesamt für Umwelt Brandenburg die länderübergreifende Ad-hoc-AG „Extremsituation“ für das Schwarze-Elster-Gebiet ein. Am 13.06.2022 fand die 1. Sitzung der Ad-hoc-AG „Extremsituation“ auch für das Spreegebiet statt. Sowohl die länderübergreifende Ad-hoc-AG „Extremsituation“ als auch die regional arbeitende AG Niedrigwasserbewirtschaftung im mittleren Spreegebiet werden in regelmäßigen Abständen die hydrologische Situation bewerten und bei Erfordernis Maßnahmen einleiten.