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Naturschutz als Teamarbeit: Umweltminister Axel Vogel startet zum 30-jährigen FFH-Jubiläum fünf neue Natura 2000-Teams

- Erschienen am 17.05.2022

Rüdersdorf/Potsdam – Umweltminister Axel Vogel hat heute den offiziellen Startschuss für fünf neue Natura 2000-Teams in Brandenburg gegeben. „Zum 30. Jubiläum der EU-Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie verstärken wir damit unsere Anstrengungen, um die Arten und Lebensräume zu erhalten, für die Brandenburg im weltweiten Natura 2000-Netz verantwortlich ist“, sagte Vogel bei seinem Vor-Ort-Termin am Dienstag im FFH-Gebiet „Herrensee, Lange-Dammwiesen und Barnim-Hänge“ bei Rüdersdorf im Landkreis Märkisch-Oderland.

Umweltminister Axel Vogel:

„Dieses über 1.000 Hektar große FFH-Gebiet mit Trocken-rasen, Pfeifengraswiesen, Niedermooren und Auenwäldern ist ein herausragendes Beispiel für die 595 Flora-Fauna-Habitat-Gebiete, die Brandenburg in den letzten 30 Jahren für das weltweit größte Schutzgebietsnetz gesichert hat. Zusammen mit unseren 27 Vogelschutzgebieten bedecken sie ein Viertel der Landesfläche. Hier soll dem anhaltenden Rückgang wildlebender Arten und natürlicher Lebensräume entgegengewirkt und die biologische Vielfalt in Europa erhalten werden“,

so Vogel im Vorfeld des Natura 2000-Tages am 21. Mai, an dem in diesem Jahr das 30. Jubiläum der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie begangen wird.

„Die zu diesem Geburtstag offiziell startenden Natura 2000-Teams sind außerhalb der Nationalen Naturlandschaften Ansprechpersonen, aber auch selbst Initiatoren für die Umsetzung von Natura 2000-Maßnahmen, zum Beispiel über den Vertragsnaturschutz“,

so Axel Vogel weiter.

Brandenburg hatte im Jahr 2018 die Meldung und Sicherung der Natura 2000-Gebiete gegenüber der EU abgeschlossen und Maßnahmenplanungen erarbeitet. Die meisten FFH-Gebiete verzeichnen trotz einiger schon abgeschlossenen und laufenden Naturschutzmaßnahmen einen „ungünstigen“ bis „schlechten Erhaltungszustand“. Das betrifft vor allem Wälder und Moore, aber auch Offenland-Lebensraumtypen wie Trockenrasen, Feuchtwiesen und Heiden. Gründe dafür können unter anderem ein gestörter Wasserhaushalt, andauernde hohe Nährstoffeinträge, Intensivierung, längere Trockenperioden, Grundwasserabsenkungen oder eine Aufgabe der Nutzung sein. In den Mooren sind so Amphibien, Libellen und beispielsweise das Sumpf-Glanzkraut gefährdet, auf Wiesen und Trockenrasen vor allem Schmetterlinge und in den Wäldern beispielsweise Fledermäuse und Totholzkäfer.

Hier setzen die fünf Natura 2000-Teams an, die bis Ende 2022 vollständig aufgebaut sein werden. Sie bestehen aus je einer beziehungsweise einem Mitarbeitenden des Landesamtes für Umwelt und zwei Mitarbeitenden der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Die Standorte für die Teams sind Eberswalde für die Region Nordost, Wünsdorf für die Region Mitte, Cottbus für die Region Süd, Brandenburg an der Havel für die Region West und voraussichtlich Neustadt (Dosse) für die Region Nordwest. In drei Regionen haben die Mitarbeitenden des Landesamtes für Umwelt ihre Tätigkeit bereits aufgenommen: Annemarie Kaiser (Nordost), Maria Dennert (Mitte) und Denny Piater (Süd). Die Ausschreibungen für weitere Stellenbesetzungen laufen. Die ersten Mitarbeitenden des Naturschutzfonds werden im Sommer zu den Teams stoßen. Auch die Verwaltungen der Nationalen Naturlandschaften wurden für die Umsetzung notwendiger Maßnahmen personell verstärkt.

Vor Ort im FFH-Gebiet „Herrensee, Lange-Dammwiesen und Barnim-Hänge“

Minister Axel Vogel dankte vor Ort den Akteurinnen und Akteuren von der Unteren Naturschutzbehörde Märkisch-Oderland, der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg, des NABU, der Landwirtschaft und vom Landesamt für Umwelt für das Engagement bei der Umsetzung der FFH-Richtlinie.

Bei der gemeinsamen Flächenbegehung einer Nass- und Feuchtwiese auf Niedermoor mit Gerd Haase vom NABU Regionalverband Strausberg-Märkische Schweiz e. V. waren die aktuell in Blüte stehenden Orchideenarten zu bewundern, die durch gezielte Pflegemaßnahmen erhalten werden.

Das Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet „Herrensee, Lange-Dammwiesen und Barnim- Hänge“ schützt unter anderem Vorkommen der Lebensraumtypen subpannonische Steppen-Trockenrasen, Pfeifengraswiesen auf kalkreichen Böden, die kalkreichen Niedermoore und Auenwälder sowie mehrere Orchideenarten. Es wird seit 1980 von Naturschützerinnen und Naturschützern sowie seit 1994 von NABU-Mitgliedern in Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten erfolgreich gepflegt und betreut. Gemeinsam mit der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg setzten sie Maßnahmen im Rahmen des Projektes LIFE-Kalkmoore um. Das Landesamt für Umwelt fördert die angepasste Weide- und Mähwiesennutzung über den Vertragsnaturschutz.

Hintergrund 30 Jahre FFH-Richtlinie und Natura 2000-Tag:

Am 21. Mai 1992 wurde die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) veröffentlicht, die mit der EU-Vogelschutzrichtlinie die Grundlage für das Netzwerk Natura 2000 bildet. Mit dem Natura 2000-Tag wird alljährlich am 21. Mai an die gemeinsame Verantwortung für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Europa erinnert.

In den vergangenen 30 Jahren hat Brandenburg rund 11 Prozent der Landesfläche als FFH-Gebiete rechtlich gesichert und unter Schutz gestellt. Neben Auswahl, Meldung und rechtlicher Sicherung der Gebiete wurden Managementpläne mit den gebietsspezifischen Erhaltungszielen für Lebensraumtypen und Arten und den notwendigen Maßnahmen erarbeitet.

Der gesetzliche Auftrag für die Durchführung von Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen liegt beim Landesamt für Umwelt. Ein erfolgreiches Gebietsmanagement kann jedoch nur mit den vielen langjährigen Partnern vor Ort gelingen.