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Rekordsumme für die Natur und Freude über Artenfunde: NaturSchutzFonds investierte 14,8 Millionen Euro für 107 Projekte

- Erschienen am 27.05.2024

Potsdam – Noch nie hat die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg in einem Jahr so viel Geld für den Natur- und Artenschutz bereitgestellt wie 2023: 14,8 Millionen Euro Stiftungsmittel ermöglichen 107 Projekte im Umfang von 28,9 Millionen Euro. Die Landesnaturschutzstiftung förderte brandenburgweit 72 Projekte von Partnern und setzte außerdem 35 eigene Projekte um. Dabei ging es um Wasserrückhalt und bessere Lebensbedingungen für Amphibien, Hecken und Bäume für die Agrarlandschaft und neue Quartiere für Weißstorch und Fledermaus. Umweltminister Axel Vogel hat die Rekordbilanz des Naturschutzfonds mit einer Bilanz der Rangerinnen und Ranger zusammen mit Stiftungsgeschäftsführer Holger Rößling sowie Naturwacht-Leiterin Britta Schmidt am Montag vorgestellt.

Axel Vogel, Brandenburgs Umweltminister und Vorsitzender des Stiftungsrats:

„Die aktuelle Bilanz zeigt, dass der NaturSchutzFonds Brandenburg sowohl bei der Anzahl der Projekte als auch beim Investitionsumfang nochmals deutlich zugelegt hat. Die Landesstiftung kann eine Rekordbilanz mit 107 Projekten und fast 30 Millionen Euro vorweisen – eine deutliche Steigerung gegenüber 2020 mit gut elf Millionen Euro für 75 Vorhaben. Das ist ein wichtiges Signal, denn wir müssen dringend mehr tun, um das Artensterben und die Biodiversitätskrise zu stoppen und die bedrohlichen Klimaveränderungen zu beschränken. Es macht Mut und gibt Rückenwind, dass immer mehr Menschen und Institutionen dies erkennen und sich für den Natur- und Artenschutz engagieren.“

In allen 14 Landkreisen und in der Stadt Cottbus war die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg im vergangenen Jahr aktiv. Die meisten Projekte wurden 2023 in den Landkreisen Uckermark (21), Oberspreewald-Lausitz (13), Prignitz (11) sowie Ostprignitz-Ruppin (10) gefördert und umgesetzt.

Schwerpunkt Wasser

Mehr natürliche Strukturen in Flüssen, Bächen und deren Auen, Moore wiedervernässen oder Kleingewässer und Teiche revitalisieren: Allein 56 Wasserprojekte hat die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg im Jahr 2023 entweder selbst realisiert oder durch ihre Projektförderung unterstützt. Der Gesamtumfang der damit ermöglichten Maßnahmen in Brandenburgs Feuchtgebieten und an Gewässern beträgt mehr als elf Millionen Euro.

Umweltminister Axel Vogel:

„Gemeinsam mit ihren Partnern verbessert die Stiftung nicht nur die Lebensbedingungen für geschützte und gefährdete Arten wie Rotbauchunke, Fischotter, Bachmuschel oder Torfmoose. Mit ihren Maßnahmen trägt sie dazu bei, dass auch bei Trockenheit und in Dürreperioden mehr Wasser in unseren Landschaften gehalten und damit zugleich die Leistungsfähigkeit der grundwasserbeeinflussten  Ökosysteme gesichert wird.“

Förderprojekte

2023 hat die Stiftung NaturSchutzFonds landesweit 72 Projekte zum Beispiel von Kommunen, Wasser- und Bodenverbänden, Landwirtschaftsbetrieben, Kirchengemeinden, Naturschutzvereinigungen oder Privatpersonen gefördert. Mit Fördermitteln der Stiftung kann das Amt Dahme/ Mark (Landkreis Teltow-Fläming) für seine Gemeinde Niederer Fläming ein Kleingewässer in Hohengörsdorf wiederherstellen und das Amt Gramzow (Landkreis Uckermark) in seinen Gemeinden Oberuckersee und Zichow Bäume pflanzen. In der Uckermark saniert die Gesamtkirchengemeinde Region Boitzenburg dank der Förderung acht Feldsölle südwestlich von Klaushagen. Vor allem Amphibien wie die Rotbauchunke sollen hier neuen Lebensraum finden.

Besonders aktive Antragsteller waren 2023 die Gewässerunterhaltungsverbände. So setzt der Wasser- und Bodenverband „Dahme-Notte“ mit Fördergeldern in den Landkreisen Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming Bauarbeiten um, um das Wasser im Triftsee und im Mögelinseegebiet zu halten. Davon profitieren nicht nur geschützte Biotope, sondern auch Tierarten wie der Fischotter. Der Gewässerverband Spree-Neiße kann gleich fünf Projekte angehen, um in Cottbus und im Süden des Landkreises  den Landschaftswasserhaushalt zu verbessern oder Kleingewässer zu revitalisieren.

„Erfolgreicher Naturschutz ist für uns nur gemeinsam mit den Akteuren vor Ort denkbar. Ich danke allen Partnern im Land für ihr Vertrauen und die Zusammenarbeit. Gern unterstützen wir dabei, dass gute Naturschutzprojekte Wirklichkeit werden“,

sagt Dr. Holger Rößling, Geschäftsführer des NaturSchutzFonds.

Stiftungseigene Projekte

Der NaturSchutzFonds hat 2023 nicht nur Naturschutzprojekte von Partnern gefördert, sondern auch 35 eigene Projekte realisiert.


In der Teichlandschaft Buchwäldchen-Muckwar im Landkreis Oberspreewald-Lausitz hat die Stiftung die Lebensbedingungen für Amphibien an Teichen auf ihren Eigentumsflächen verbessert.

Nach mehr als neun Jahren hat die Stiftung ihr EU-Projekt „LIFE Feuchtwälder“ erfolgreich abgeschlossen, das wesentliche Verbesserungen in den Gewässern sowie in den sie begleitenden Auen- und Moorwäldern an der Stepenitz (Prignitz), am Rheinsberger Rhin (Ostprignitz-Ruppin) und der Dahme (Dahme-Spreewald) bewirkt hat.

In den EU-geförderten Projekten „LIFE Trockenrasen“ und „LIFE Bachmuschel“ kümmert sich die Stiftung landesweit langfristig um europaweit geschützte Lebensräume und Arten.

In der Oderaue nördlich von Eisenhüttenstadt im Landkreis Oder-Spree und in der Ziethener Heide im Landkreis Barnim entwickelt die Stiftung durch Beweidung gemeinsam mit Landwirtschaftsbetrieben vielgestaltige Lebensräume für Insekten und Amphibien.

Ersatzzahlungen helfen bei der Finanzierung von Naturschutzprojekten

Die Arbeit des NaturSchutzFonds wird vor allem durch die Ersatzzahlungen möglich. Sie werden von den Verursachern von Eingriffen wie etwa dem Bau einer Windenergieanlage geleistet, wenn die entstehenden Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft nicht vermieden oder durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden können. Die Stiftung verwaltet die Ersatzzahlung und sorgt dafür, dass die Gelder wieder in den Landkreisen und Naturräumen eingesetzt werden, in denen die Eingriffe verursacht wurden. Diese Mittel können für Projektträger den nötigen finanziellen Eigenanteil bilden, um dann selbst weitere Fördergelder zum Beispiel von der EU, vom Bund oder Land einzuwerben.

Seit ihrem Bestehens 1995 hat die Stiftung insgesamt mehr als 95 Millionen Euro für ihre Arbeit eingesetzt. Hinzu kamen rund 108 Millionen Euro, die sie gemeinsam mit ihren Partnern als Drittmittel für das Land sichern konnte. Insgesamt wurden so über 203 Millionen Euro in den Schutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Brandenburg investiert und mehr als 1.200 Projekte ermöglicht.

Bilanz der Naturwacht Brandenburg in 2023

Die 90 Rangerinnen und Ranger der Naturwacht Brandenburg arbeiten seit 1991 in 15 Nationalen Naturlandschaften des Landes als Mittler zwischen Mensch und Natur. Auf rund 9.000 Quadratkilometern – einem Drittel der Landesfläche – erfassen sie regelmäßig Daten zur Entwicklung von Lebensräumen sowie Tier- und Pflanzenbeständen. 2023 hat die Naturwacht mehr als 12.000 Datensätze für das Monitoring angelegt.

„Dadurch sehen wir, wo Veränderungen in Schutzgebieten oder bei Arten auftreten, ob Schutzmaßnahmen nötig sind und wie diese wirken“,

sagt Umweltminister Axel Vogel.

Im Naturpark Dahme-Heideseen hat die Naturwacht im Rahmen des Monitorings eine neue Flussseeschwalben-Ansiedlung auf der Groß Schauener Seenkette entdeckt. Daraufhin wurden zwei Brutflöße ausgebracht. „Gleich im ersten Jahr haben auf einer Brutinsel 26 Flussseeschwalben-Paare 29 Küken aufgezogen“, berichtet Naturwacht-Leiterin Britta Schmidt.

Ebenfalls im Naturpark Dahme-Heideseen hat ein Ranger beim Tagfalter-Monitoring eine verschollen geglaubte Art wiederentdeckt. „Die zwölf Exemplare des Hochmoorbläulings sind an dieser Stelle der erste Nachweis nach 25 Jahren. Der Naturpark beherbergt somit zwei der lediglich sechs aktuell bekannten Vorkommen des Hochmoorbläulings in ganz Brandenburg“, erklärt Britta Schmidt.

Grund zur Freude bot auch das Video einer Fotofalle im Naturpark Hoher Fläming. Sie filmte erstmals Jungtiere der erst kürzlich in Brandenburg wieder eingewanderten Wildkatze. Es handelt sich um den Erstnachweis einer erfolgreichen Reproduktion.

Die Zahl der festgestellten Verstöße lag 2023 in 15 Nationalen Naturlandschaften mit 2.153 Fällen erneut vergleichbar hoch wie in den beiden Vorjahren (2.396 in 2022). Die häufigsten Verstöße wie Missachtung des Wegegebotes (439) und illegales Feuer (256) hängen mit Freizeitaktivitäten zusammen. Beim unerlaubten Campen entspannte sich die Situation mit 121 Fällen im Vergleich zum Vorjahr (234). Auch im Bereich illegaler Hausmüll- (180) und Sondermüllablagerungen (55) regierstierte die Naturwacht eine leichte Abnahme der Verstöße.

Weiterhin ist das Interesse groß, die Rangerinnen und Ranger ehrenamtlich bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Rund 330 Freiwillige leisteten 2023 etwa 5.000 Arbeitsstunden bei der Landschaftspflege, beim Artenschutz, im Monitoring seltener Arten oder bei der Betreuung der Junior-Ranger-Gruppen. „Das Freiwilligenprogramm Ehrensache Natur ist vor 20 Jahren hier in Brandenburg entwickelt worden. Wir freuen uns, dass es mittlerweile bundesweit viele Menschen für die Naturschutzarbeit in den Nationalen Naturlandschaften mobilisiert“, so Naturwachtleiterin Schmidt.

Mit ihren Angeboten im Bereich der Umweltbildung sowie der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erreichte die Naturwacht 2023 an Schulen und Kitas mehr als 7.800 Kinder und Jugendliche. Stark nachgefragt waren auch die angebotenen RangerTouren der Naturwacht. An den insgesamt 547 Führungen nahmen etwa 8.800 Menschen teil.

Weiterführende Informationen: