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Minister Vogel schickt 300.000 Jungaale auf große Reise – Fortsetzung im Projekt zum Schutz des Europäischen Aals

- Erschienen am 09.03.2020
Termin: Dienstag, 10. März
Zeit: 12:00 Uhr
Ort: Hafen der Weißen Flotte
Lange Brücke 6
14467 Potsdam

Potsdam – Brandenburgs Agrarminister Axel Vogel wird am morgigen Dienstag (10. März) am Hafen an der Potsdamer Langen Brücke einige tausend Jungaale in die Havel aussetzen. Im unmittelbarer Nachbarschaft, im Hotel Mercure, treffen sich an diesem Tag Fachleute zum 2. Aalworkshop der Initiative zur Förderung des Europäischen Aals e. V. (IFEA) und des Eel Stewardship Fund (ESF). Der Besatz von Havelgewässern mit insgesamt 300.000 jungen Aalen ist Teil eines langjährigen Pilotprojekts, mit dem Aalbesatzmaßnahmen im Land Brandenburg koordiniert werden.

Axel Vogel: „Mit großem Einsatz setzen Berufsfischer und Angler Brandenburg seit 2006 ein ambitioniertes Wiederauffüllungsprogramm des Aalbestands um. Wissenschaftler auf der ganzen Welt rätseln zwar noch über die Ursachen des weltweiten Rückgangs der Aalbestände. Wahrscheinlich gibt es nicht den einen Grund, sondern mehrere Faktoren, die den Aalen das Leben schwermachen. Sicher ist jedenfalls, dass wir weiter kontinuierlich handeln müssen.“

Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Meeres- und Fischereifonds EMFF, Landesmitteln und Eigenmitteln der Fischerei finanziert. Seit mehreren Jahren unterstützt die Initiative zur Förderung des Europäischen Aals e.V. das Besatzprogramm mit Spenden. In diesem Jahr werden insgesamt 1,2 Millionen Euro in das Projekt investiert.

Aalbesatz in Brandenburg

Besatz gilt als effektivste Maßnahme zur Wiederauffüllung des europäischen Aalbestands. Ziel ist, dass mindestens 40 Prozent der ausgesetzten Aale nach ihrem 8- bis 15-jährigen Leben im Binnenwasser die Rückwanderung in die Laichgebiete antreten und erfolgreich zur Reproduktion des europäischen Aalbestands beitragen. Deshalb werden im Rahmen dieses Projektes die Jungaale in offene Gewässer mit Verbindung zur Elbe ausgesetzt. In diesem Jahr wurden bereits mehr als 8 Millionen Glasaale ausgesetzt, 2 Millionen in einer Aalfarm angefütterte Jungaale folgen noch.

Seit 2006 werden die Besatzmaßnahmen in Brandenburg über ein von der EU und dem Land gefördertes Pilotprojekt koordiniert und damit zu einem der bislang größten Artenschutzprojekte des Landes zusammengeführt. In dieser Zeit sind rund 66 Millionen Jungaale im Wert von mehr als 11 Millionen Euro in die europäischen Flüsse entlassen worden.

Die am kommenden Dienstag auszusetzenden Jungaale wurden im November an den Küsten Frankreichs als Glasaale gefangen und zum Anfüttern in eine geschlossene Kreislaufanlage in Haren (Ems) gebracht. Die für diese Besatzaktion notwendigen Eigenmittel hat der von der Initiative zur Förderung des Europäischen Aals e.V. errichtete Eel Stewardship Fund (ESF) bereitgestellt.

Der Glasaal

Der Name Glasaal basiert darauf, dass die Aale durchsichtig wie Glas sind und Herz, Wirbelsäule und Darmtrakt mit dem bloßen Auge erkennbar sind. Die in der Aal-Farm vorgestreckten Aale sind bereits pigmentiert und etwa 7 bis 12 Zentimeter lang.

Die mit der Elbe beziehungsweise der Oder verbundenen Gewässer in Brandenburg sind schon seit Millionen Jahren Teil des Lebensraums des Europäischen Aals. So wanderten früher nach Schätzungen allein in der Elbe jährlich 30 Millionen winziger Jungaale stromauf. Hier fanden sie ein Zuhause in den zahlreichen Binnengewässern. Ein im Vergleich zu den Küstengewässern üppiges Nahrungsangebot war einer der Gründe für die Wanderungen ins Inland. Das führte dazu, dass Aale auch in Brandenburg sehr zahlreich vertreten waren.

Gründe für den Rückgang des Aals

Die Gründe für den Rückgang der Aale sind sicher vielfältig und müssen weiter untersucht werden. Sicher ist, dass der natürliche Aufstieg der jungen Aale über die Elbe und andere Fließgewässer durch Stauanlagen zumindest erschwert wird und im Zuge der Schiffbarmachung von Elbe und Havel beinahe unmöglich geworden war. Weitere Faktoren sind veränderte Temperaturen und Strömungen in den Ozeanen, die Zunahme der europäischen Kormoranpopulation, der massive Export von Glasaalen nach Asien und eingeschleppte Parasiten, die die Schwimmblasen der Aale schädigen können.

Aal in Brandenburg

Heute leben in den Binnengewässern Brandenburgs nach Schätzungen des Instituts für Binnenfischerei in Potsdam-Sacrow zwischen 30 und 40 Millionen Aale aller Altersklassen. Sie stammen nahezu alle aus Besatzmaßnahmen. Zehn bis zwanzig Jahre brauchen die Aale bis zum Erreichen der Reife. Dann beginnt für sie der lange Weg zu den Laichgründen im Atlantischen Ozean. Diese Reise ohne Wiederkehr führt sie bis vor die Küste der Bahamas in die Sargassosee. Seit 2011 vollzieht sich ein aufsteigender Trend der Glasaalfänge an den europäischen Küsten. Ein Zeichen dafür, dass die Vielzahl der eingeleiteten Maßnahmen greifen.