Natur- und Regionalentwicklung in der Region Lieberose – Umweltminister Vogel diskutiert Vorschläge für Wildnisflächen vor Ort
- Erschienen amPotsdam/ Lieberose – Am heutigen Donnerstag traf sich Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel in Lieberose mit kommunalen Vertreterinnen und Vertretern der Region, um gemeinsam die Vorschläge zur Wildnisentwicklung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose zu diskutieren. In der Region Lieberose gibt es seit Längerem Bestrebungen, Tourismusentwicklung mit dem Thema „Wildnis“ zu verknüpfen.
Die Voraussetzungen zur Wildnisentwicklung haben sich verbessert, seit die Region sich neu aufgestellt und die Naturwelt-Lieberose Heide gegründet hat: Das „wilde Herz der Lausitz“ – so das Motto. Kernstück ist das „Naturschutzgebiet Lieberoser Heide“ mit einer Fläche von über 3000 Hektar im Eigentum der Stiftung Naturlandschaften. Dieses Gebiet soll nun durch einen rund 2000 Hektar großen Gürtel von Landeswaldflächen ergänzt werden – nach den nun vorliegenden und vor Ort diskutierten Vorschlägen des Umweltministeriums.
Umweltminister Axel Vogel:
„Wenn Flächen nach und nach aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen und sich selbst überlassen bleiben, entstehen vielfältige Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten, die in bewirtschafteten Flächen kaum vorkommen. Es geht bei der Wildnisentwicklung darum, dem Artensterben durch solche Rückzugsräume entgegenzuwirken. Damit wollen wir als Land einen konkreten Beitrag zu einer größeren biologischen Vielfalt leisten – im Raum Lieberose und in anderen Teilen des Landes Brandenburg. Das Land unterstützt dieses bundesweite Vorhaben, indem es Flächen im Landeswald aus der Nutzung nehmen will,“
In der Region Lieberose gibt es starke Bestrebungen, mehr für die biologische Vielfalt zu tun – zugleich werden Entwicklungschancen mit der Wildnisetablierung verknüpft. Aber es gibt vor Ort auch verständlicherweise auch Fragen.
Umweltminister Axel Vogel:
„Den vorliegenden Vorschlägen ging ein intensiver Beratungsprozess innerhalb meines Ressorts voraus. Auf diesen Landeswaldflächen sollen in einer zehnjährigen Phase biotopeinrichtende und Waldbrandschutzmaßnahmen geplant und umgesetzt und die Flächen dann nicht mehr aktiv forstlich genutzt werden. Die Vorschläge zu den Flächen werden nun in den Regionen vorgestellt und diskutiert. Neue Beschränkungen durch zusätzliche Schutzgebietsregelungen soll es nicht geben“, stellt Minister Vogel klar. „Es geht vor allen darum, mit den Kommunalvertretern über deren Sorgen zu diskutieren, aber auch über die Chancen, die Wildnisgebiete in der Region bieten.“
So haben Wildnisflächen beispielsweise auch das Potenzial, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, indem Kohlendioxid in den Wäldern, den Böden und Mooren langfristig gespeichert wird.
Mögliche Waldbrände in dieser Region mit vielen militärischen Altlasten sind ein viel diskutiertes Thema vor Ort.
„Der Schutz der Bevölkerung hat absoluten Vorrang“,
so Axel Vogel.
„Dazu muss auch auf den zukünftigen Wildnisflächen Waldbrandschutz und Waldbrandbekämpfung als Grundvoraussetzung gewährleistet sein.“
Unterstützend dafür soll in der Planung zur Wildnisentwicklung ein Kompetenzzentrum für „Waldbrandschutz und Wildnis“ in Lieberose etabliert werden.
„Ein Kompetenzzentrum soll die praktischen Fragestellungen vor Ort behandeln und dort als Ansprechpartner fungieren. Das habe ich heute den Vertreterinnen und Vertretern der Region vorgestellt“,
so Minister Axel Vogel im Anschluss an das Treffen.
„Unser Ziel ist es, Wildnisentwicklung in Verbindung mit der Waldbrandvorsorge sowohl im Interesse der Biodiversität als auch der Regionalentwicklung in der Naturwelt Lieberose gemeinsam mit der Region voranzubringen.“
In den kommenden Wochen wird es auch in anderen Regionen, die nach den Vorschlägen des Umweltressorts als Wildnisgebiete geeignet sind, Gespräche mit kommunalen Akteurinnen und Akteuren geben.
Hintergrund:
Als Wildnisgebiete werden Gebiete eingeordnet, in denen sich Natur nach eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln darf, der Mensch nicht durch umfangreiche wirtschaftliche Tätigkeit die natürlichen Prozesse reguliert. Solche Flächen sind in Deutschland selten. Das Bundesamt für Naturschutz hat eine Begriffsdefinition für Wildnisgebiete in Deutschland erarbeitet:
„Wildnisgebiete im Sinne der Nationalen Biodiversitätsstrategie (NBS) sind ausreichend große, (weitgehend) unzerschnittene, nutzungsfreie Gebiete, die dazu dienen, einen vom Menschen unbeeinflussten Ablauf natürlicher Prozesse dauerhaft zu gewährleisten.“
Bisher wurden etwa ein Prozent der Landesfläche (rund 30.000 Hektar) Brandenburgs als großflächige Wildnisgebiete im Sinne der „Nationalen Biodiversitätsstrategie" (NBS) festgelegt und vom Bundesumweltministerium bestätigt. Im Koalitionsvertrag haben sich die Regierungsparteien verpflichtet, auf insgesamt zwei Prozent (rund 60.000 Hektar) der Landesfläche dauerhaft Wildnisgebiete zu entwickeln.
Brandenburg tritt mit dem „Maßnahmenprogramm für biologische Vielfalt" dem Verlust von Arten und Lebensräumen entgegen. Das Zwei-Prozent-Ziel für die Einrichtung von Wildnisgebieten ist ein wesentlicher Baustein dieses Programms.
Die Bundesregierung hat mit der "Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt" (NBS) nicht nur das Zwei-Prozent-Wildnisziel beschlossen. Es sollen sich außerdem auf 10 Prozent der Waldfläche in öffentlicher Hand die Wälder natürlich, also ohne Eingriffe des Menschen, entwickeln können (NWE-10). Die Bezeichnung hierfür ist „Naturwaldentwicklung". 3,9 Prozent der Wirtschaftsfläche des Landesbetriebs Forst Brandenburg sind bisher der natürlichen Waldentwicklung überlassen.