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Ministerin Hanka Mittelstädt stellt Waldzustandsbericht 2024 vor: „Der Brandenburger Wald zeigt sich in einem dramatischen Zustand. Die Zahl der kranken Bäume hat sich verdoppelt.“

- Erschienen am 30.01.2025

Potsdam - Der Waldzustand hat sich 2024 im Vergleich zum Vorjahr deutlich verschlechtert. 32 Prozent der Bäume weisen deutliche Schäden auf. Das ist eine Verdoppelung zum Jahr 2023. Ohne sichtbare Schäden zeigen sich nur noch 15 Prozent der Waldbäume in Brandenburg. Alarmierend sind auch die Schäden an der nächsten Baumgeneration, vor allem durch Wildverbiss. Das geht aus dem Waldzustandsbericht 2024 hervor, der heute durch Brandenburgs Ministerin für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Hanka Mittelstädt vorgestellt wurde.

Ministerin Hanka Mittelstädt:

„Der Brandenburger Wald zeigt sich in einem dramatischen Zustand. Trotz moderatem Wasserangebot erreichen die Schäden Rekordniveaus. Die langjährige Belastung der Wälder durch sich verändernde Umweltbedingungen zeigen ihre Wirkung. Und die nächste Baumgeneration hat nicht nur mit der Witterung zu kämpfen, sondern nach wie vor mit viel zu hohem Wildverbiss. Um eine großflächige Naturverjüngung zu erreichen, brauchen wir daher ein konsequentes Jagdmanagement und die Mithilfe der rund 100.000 Privatwaldbesitzenden beim Waldumbau in Brandenburg. Nur so schaffen wir es, unseren Wald an die Auswirkungen der Klimaveränderungen anzupassen.“

Nach einer leichten Verbesserung der Werte im Vorjahr kam es im 2024 zu einem hohen Anstieg der Waldfläche mit deutlichen Schäden. Die deutlichen Schäden (Schadstufe 2-4) erreichen bei der Buche mit 64 Prozent und bei der Eiche mit 75 Prozent die höchsten, jemals beobachteten Werte. Bei den beiden Baumarten sind nur noch 5 Prozent (Buche), beziehungsweise 3 Prozent (Eiche) ohne Schäden. Bei der Kiefer ist die Situation nicht ganz so dramatisch aber auch hier sind nur noch 19 Prozent ohne sichtbare Schäden.

Ursache hierfür sind vor allem die Vitalitätsverluste durch die Witterungsbedingungen in den Trockenjahren 2018 bis 2020 und 2022. Den über mehrere Jahre geschwächten Bäumen reicht ein Jahr mit besser Wasserversorgung wie 2023 nicht, um sich vollständig zu regenerieren. Ist die Baumgesundheit angegriffen, wirken Witterungsextreme wie zum Beispiel die Spätfröste Ende April und die damit verbundene Schädigung der frisch ausgetriebenen Blätter besonders beeinträchtigend. Trotz der reichlichen Niederschläge in den Wintermonaten 2023/24 kam es regional zu Trocken- und Hitzephasen, die ebenfalls zu einer Vitalitätsschwächung der Waldbäume führten.

Angesichts der prognostizierten klimatischen Trends ist der Waldumbau, insbesondere der großen Kiefernreinbestände in widerstandsfähige, gemischte Waldbestände mit standortsgerechten Baum- und Straucharten und vielfältigen Waldrändern von essenzieller Bedeutung. Das Forstministerium fördert den Waldumbau mit Mitteln von der Europäischen Union, des Bundes und des Landes. In 2024 wurden 742 Förderanträge mit rund 6,72 Millionen Euro bewilligt. Künstlicher Waldumbau kann immer nur eine Unterstützung sein, die große Fläche muss über Naturverjüngung kommen.

Wildverbiss gefährdet das Ziel klimaresilienter Mischwald

Für einen klimaresilienten Mischwald braucht es in der Verjüngungsschicht eine Baumartendiversität und eine ausreichende Dichte ungeschädigter Jungpflanzen. Sowohl die Ergebnisse der IV. Bundeswaldinventur als auch die ersten Ergebnisse aus dem Verjüngungszustand- und Wildeinflussmonitoring (VWM) zeigen einen zu hohen Wildverbiss. Die jungen Eichen sind zu 43 Prozent verbissen. Bei den jungen Buchen liegen die Verbissschäden bei 30 Prozent. Auch die anderen Laubbäume weisen mit 29 Prozent Verbiss einen zu hohen Wert auf. Darüber hinaus reicht die Dichte der erfassten Verjüngungspflanzen, ob verbissen oder nicht, momentan nicht aus, um zukünftig einen standortangepassten und gemischten Wald mit qualitativ hochwertigen Waldbeständen zu erhalten. Durch den selektiven Wildverbiss, insbesondere seltenerer Laubbaumarten findet eine „Entmischung“ statt, die das Ziel der Entwicklung widerstandsfähiger Mischwälder gefährdet. Wichtige Baumarten fehlen völlig in der Verjüngung. „Um das zu ändern brauchen wir ein konsequentes Jagdmanagement “, bekräftigte die Ministerin.

Waldumbau und Saatgut

Hochwertiges Saatgut ist für einen erfolgreichen Waldumbau unabdingbar. Das Erntejahr 2023/2024 brachte bei vielen Baumarten gute Ergebnisse. So konnten mit 14 Tonnen Stieleiche, 7 Tonnen Hainbuche, 13 Tonnen Lärchenzapfen und 5 Tonnen Esskastanie sehr gute Ernten eingebracht werden. Die Traubeneiche lieferte mit 51 Tonnen ein durchschnittliches Ergebnis. Insgesamt wurden 140 Tonnen Saatgut von 15 Baumarten geentet. Trotz dieser Mengen reicht das Saatgut insgesamt aber nicht aus, um ohne Naturverjüngung die nächste Waldgeneration sicher zu stellen.

Dauerthema Müll im Wald

Ein anhaltendes Problem für den Wald, besonders im berlinnahen Raum, ist die illegale Müllablagerung. Im Jahr 2023 wurden wieder rund 6000 Kubikmeter in Brandenburger Wäldern erfasst, fast genauso viel wie im Vorjahr. Diese Müllmenge entspricht einem 6 Kilometer langen, 1 Meter breiten und 1 Meter hohen Müllwall. Die Beseitigung und ordnungsgemäße Entsorgung kostet Ressourcen und bindet Personalkapazitäten. Nur für das Einsammeln mussten mehr als 2,1 Millionen Euro aufgewandt werden.

Brandenburg verfügt über rund 1,1 Millionen Hektar Wald. Dies entspricht 37,4 Prozent der Landesfläche. Die Waldzustandserhebung erfolgt nach einem bundeseinheitlichen Verfahren. Den diesjährigen Ergebnissen der Waldzustandserhebung in Brandenburg liegt die Beobachtung von 6.540 Probebäumen an 273 Waldstandorten zu Grunde. Das Hauptmerkmal der Waldzustandserhebung sind die Kronenverlichtung (Nadel- beziehungsweise Blattverlust) und der Anteil an Probebäumen mit deutlichen Schäden.