Einzelgänger und Frühlingsbote – Wie geht es dem Osterhasen in Brandenburg?
- Erschienen amPotsdam – Noch bis ins 20. Jahrhundert gab es neben dem Osterhasen auch weitere Überbringer der Ostereier. Seitdem hat sich allerdings der Feldhase (Lepus europaeus) durchgesetzt. Feldhasen gelten als Frühlingsboten und Fruchtbarkeitssymbol – und das nicht ohne Grund. Doch obwohl sie sehr viel Nachwuchs haben können, leben in Brandenburg nur wenige Feldhasen. Sie sind Einzelgänger und haben ihre Reviere in der Agrarlandschaft und im Wald.
Hasen gehören zu den ersten Tieren, die im Frühjahr Nachwuchs bekommen. Wie auch Eier gelten sie daher als Fruchtbarkeitssymbol, was möglicherweise die Verbindung zur Osterzeit erklärt. Feldhasen sind aktuell in ganz Brandenburg verbreitet. Ihr Bestand wird als weitgehend stabil auf niedrigem Niveau eingeschätzt. Die höchsten Hasendichten Deutschlands haben das nordwestdeutsche Tiefland und das südwestdeutsche Mittelgebirge. Die wenigsten Feldhasen wurden zuletzt im nordostdeutschen Tiefland registriert, wozu auch Brandenburg gehört. Hier leben auf 100 Hektar Untersuchungsfläche lediglich fünf Tiere.
In Brandenburg lebt „Meister Lampe“ vorzugsweise in der Agrarlandschaft, aber auch in Wäldern. Sein bekannter Zweitname stammt übrigens aus der Jägersprache und charakterisiert den bei der Flucht weithin sichtbaren hellen Fleck im Unterfell am Stummelschwanz als Lampe.
Die Hasenweibchen bringen drei- bis viermal im Jahr bis zu sechs Junge zur Welt. Allerdings erleben die Hälfte aller Jungtiere ihren ersten Geburtstag nicht. Eine zentrale Rolle für das Überleben der Junghasen spielen die Witterungsbedingungen. Kaltes, nasses Wetter erhöht das Infektionsrisiko und damit die Sterblichkeit. Warme, trockene Frühjahre hingegen stellen gute Bedingungen für Feldhasen und ihren Nachwuchs dar. Einmal erwachsen geworden kann ein Feldhase bis zu 12 Jahre alt werden. Feldhasen sind sehr standorttreu, bevorzugen warme und trockene Flächen mit guter Rundumsicht und bleiben ihrem kleinen Revier häufig ein Leben lang treu. Bei Gefahr wird er zum Angsthasen und bleibt – mit seinem erdbraunen Fell perfekt getarnt – regungslos in seiner Sasse hocken.
Feldhasen sind im Gegensatz zu ihren Verwandten, den Wildkaninchen, Einzelgänger. Als reine Pflanzenfresser benötigen sie vor allem Vielfalt. Auf dem Speiseplan stehen neben Wildkräutern und –gräsern auch Feldfrüchte sowie Triebe, Knospen und Blätter von jungen Bäumen. Eine abwechslungsreiche Kost mit vielen Wildkräutern ist für die Immunabwehr nötig. Durch intensive Landwirtschaft auf oft großen Flächen mit wenigen Fruchtarten geht das Angebot daran leider immer mehr zurück. Probleme bereitet den Feldhasen zudem neben Fressfeinden die Zerschneidung seiner Lebensräume durch Verkehrswege. Fast 800 Tiere fielen im letzten Jagdjahr in Brandenburg dem Straßenverkehr zum Opfer.
Viele Landwirtinnen und Landwirte, Naturschützerinnen und Naturschützer, Jägerinnen und Jäger und weitere Engagierte helfen dem Feldhasen bereits durch die Anlage von Blühstreifen und Hecken. Dieses Engagement, wie auch die Extensivierung der Landwirtschaft, kann das Nahrungsangebot und die Rückzugsmöglichkeiten für den Feldhasen erheblich begünstigen.
Beobachten kann man Meister Lampe in der Osterzeit am besten bei einem morgendlichen Frühlingsspaziergang in der Feldflur. Dann erlebt man mit etwas Glück die Hasen im Liebesrausch sowie Boxkämpfe konkurrierender Hasenmännchen – die so genannte Hasenhochzeit.
Hunde sollten beim Spaziergang angeleint bleiben, um die scheuen Tiere nicht zu stören oder gar zu gefährden.