Waldboden wird Boden des Jahres 2024: Für Forstminister Axel Vogel sind Waldböden die Grundlage anpassungsfähiger Wälder
- Erschienen amPotsdam – Mit dem Waldboden entschied sich das Kuratorium für einen Boden des Jahres 2024, der für das waldreiche und zugleich wasserarme Brandenburg eine besondere Bedeutung hat. Am 5. Dezember, dem internationalen Weltbodentag, wird in einer Festveranstaltung des Bundeslandwirtschaftsministeriums der Waldboden als Boden des Jahres offiziell ausgerufen.
Forstminister Axel Vogel:
„Böden sind eine lebenswichtige und zugleich begrenzte Ressource. Das trifft besonders für den Waldboden zu. Als Basiskapital jeder Forstwirtschaft ist er die Grundlage für produktive und anpassungsfähige Wälder. Er ist Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen, Filter für Trinkwasser und Schadstoffe und wichtiger Wasser- und Kohlenstoffspeicher. Die Auswirkungen der Waldbewirtschaftung der vergangenen Jahrhunderte sind heute noch im Brandenburger Wald zu spüren. Den Waldboden zu erhalten und seine Funktionsfähigkeit zu verbessern ist eine wichtige Aufgabe für uns. Die Brandenburger Försterinnen und Förster müssen auf die Herausforderungen der Klimaveränderungen reagieren. Nur durch eine nachhaltige Bewirtschaftung, die Förderung von Mischbaumarten, bodenschonende Holzernte und den Verzicht auf Kahlschläge lassen sich die Funktionen der Waldböden wiederherstellen und für künftige Generationen bewahren.“
Die vergleichsweise naturnahen Waldböden sind wertvoll für die Biodiversität: Sowohl die Vielfalt als auch die Biomasse der im Waldboden lebenden Bodenorganismen übertrifft deutlich die der oberirdischen Biodiversität von Waldökosystemen.
Klimaveränderungen beeinträchtigen zunehmend die Waldböden. Die Vitalität der Waldbäume hängt maßgeblich von der Wasserverfügbarkeit und der Wasserspeicherfähigkeit der Waldböden ab. Niederschläge werden in der Vegetationsperiode zukünftig abnehmen. Die weit verbreiteten Sandböden verfügen über so gut wie keine Speicherfähigkeit. Hier gilt es, das Wasser in der Landschaft zurückzuhalten, um die Bäume auch im Frühjahr und Sommer mit ausreichend Wasser zu versorgen. Auf nur etwa 10 Prozent der Waldfläche Brandenburgs sind grundwasserbeeinflusste Böden, wie Moore und Gleyböden, zu finden.
Der Wasserhaushalt in Waldböden bildet auch einen Schwerpunkt der derzeit laufenden dritten bundesweiten Bodenzustandserhebung. Diese findet alle 15 Jahre statt. In Brandenburg werden dafür auf 320 repräsentativen Inventurpunkten Bodenproben genommen und ausgewertet. Neben Parameter der Bodenchemie und der Bodenphysik werden an den Stichprobenpunkten auch der Ernährungszustand der Bäume und die Bodenvegetation aufgenommen. Neben dem Wasserhaushalt beschäftigt sich die aktuelle Erhebung mit der Nährstoffausstattung der Böden, gespeicherten Kohlenstoffvorräten sowie möglichen Gefahren für die Bodenlebewelt und das Grundwasser durch eine Belastung mit Schwermetallen und anderen Schadstoffen.
Zu den Bodenfunktionen von Waldböden gehört auch das Binden von Kohlenstoff. Er gelangt über Laub, Nadeln oder Rinde in den Boden. Bodenorganismen wandeln einen Teil der Biomasse in Humus um. Dieser wird unter anderem von Regenwürmern in den Mineralboden eingearbeitet. Die organischen Kohlenstoffvorräte liegen derzeit in Brandenburg bei rund 84 Tonnen pro Hektar, was im bundesweiten Vergleich (105 Tonnen pro Hektar) wenig ist. Besonders wichtige Kohlenstoffspeicher sind alle Nassstandorte und Waldmoore. Hier liegen die Kohlenstoffvorräte bei 175 Tonnen pro Hektar. Deshalb stellt auch der Moorschutz im Wald, zum Beispiel durch die Verfüllung von Entwässerungsgräben und Waldumbau, einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz dar.
Die brandenburgischen Waldböden haben sich aus eiszeitlich abgelagerten, meist nährstoffarmen Sanden entwickelt. Als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte spiegeln unsere Waldböden den Eintrag von Luftverunreinigungen, Eingriffe in den Landschaftswasserhaushalt und Nährstoffentzüge wider. Der wachsende Bedarf an Holz in den Glashütten, Köhlereien, Teer- und Kalkbrennereien und an Bau- und Brennholz in den Städten führten im 18. Jahrhundert zu einer massiven Übernutzung der Wälder. Oft blieben nur vegetationslose Flächen (Sandschollen) zurück. Durch die vielerorts übliche Waldweide und Streunutzung kam es zu einer Nährstoffverarmung. Diese Böden genügten nur noch dem Anbau von Pionierbaumarten wie Kiefer und Birke. Bemühungen, Anfang des 19. und 20. Jahrhunderts wieder Mischbestände zu schaffen und damit auch den Boden zu verbessern, wurden durch zwei Weltkriege und die nachfolgenden Reparationszahlungen zunichtegemacht.
Hintergrund:
Am 5. Dezember 2023, dem internationalen Tag des Bodens lädt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Berlin zu einer Festveranstaltung ein. Vorgesehen sind Vorträge zum Thema Waldboden im Klimawandel und eine Podiumsdiskussion zur Fragen der der Waldbodengesundheit. https://www.bmel.de/SharedDocs/Termine/DE/2023-12-05-Boden-des-Jahres.html?nn=77044