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Kreisreise – Umweltminister Axel Vogel und Landrat Siegurd Heinze besuchen Bio-Energie-Zentrum und Landwirtschaftsbetrieb

- Erschienen am 11.11.2022

Landkreis Oberspreewald-Lausitz  – Öko, Energie, Landwirtschaft und natürlich die Themen Umwelt und Klima standen heute bei der Kreisreise von Umweltminister Axel Vogel und OSL Landrat Siegurd Heinze auf der Themenagenda. In den zwei besuchten Betrieben gab es interessante Einblicke in die ökologische Landwirtschaft und Energiegewinnung.

Landrat Heinze und der Verbandsvorsteher des Abfallentsorgungsverbandes „Schwarze Elster“ (AEV), Dr. Bernd Dutschmann begrüßten Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg, zunächst im Bio-Energie-Zentrum (BEZ) in Freienhufen. Das BEZ ist die erste Anlage seiner Art im Land Brandenburg, in der nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz die geforderte hochwertige Verwertung von Bioabfällen umgesetzt wird.

Im Rahmen der Begehung der Anlage konnten Umweltminister Vogel und Landrat Heinze einen Einblick in die Verarbeitung der Bioabfälle gewinnen.

Umweltminister Axel Vogel: „Mit der hochwertigen Verwertung von Bioabfällen und der damit verbundenen energetischen und anschließenden stofflichen Nutzung trägt die Anlage wesentlich dazu bei, die CO2-Bilanz der Verwertung von Bioabfällen weiter zu verbessern. Der Abfallentsorgungsverband setzt dabei auf die interkommunale Zusammenarbeit, die künftig sogar ausgebaut werden soll. Damit gibt er den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern eine Möglichkeit die Bioabfälle aus den jeweiligen Gebieten in der Anlage nach den Bestimmungen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes verwerten zu lassen.“

Im Rahmen der Begehung der Anlage ist die neue Vergärungsanlage des BEZ Freienhufen in den Probebetrieb gestartet. Diese erzeugt durch Vergärung Biogas, welches im standorteigenen Blockheizkraftwerk verstromt wird. Im zweiten Schritt wird anschließend in der Kompostierungsanlage aus den Gärprodukten hochwertiger Kompost – die „Lausitzer Krafterde“ - hergestellt.

In den Gesprächen berichtete Verbandsvorsteher Dutschmann, von den weiteren Plänen für das BEZ Freienhufen. Neben der Optimierung des gesamten Verwertungsprozesses wird geprüft, ob das erzeugte Biogas wirtschaftlich in Biomethan umgewandelt und damit ein hocheffizienter grüner Energieträger hergestellt werden kann. Durch Einspeisung in das Gasnetz könnte damit fossiles Methan in allen Bereichen ersetzt werden.

Nach dem Austausch im BEZ Freienhufen besuchten Landrat und Umweltminister die Zinnitz-Groß Jehser (ZGJ) Landwirtschafts GmbH bei Calau. Bei einer Kremserfahrt und Besichtigung des Betriebes haben die Geschäftsführer Marrin Arfsten-Häußler und Robert Häußler gemeinsam mit Pflanzenbau-Chef Torben Voss und dem Bauernverband Südbrandenburg e.V. einen Einblick in aktuelle Themen und die Arbeit des Betriebes gegeben.

Die ZGJ Landwirtschafts GmbH ist einer der insgesamt 197 landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis und trägt mit einer teilweise ökologischen Bewirtschaftung der insgesamt 1150 ha Anbaufläche zu dem weiterhin steigenden Anteil des ökologischen Landbaus im Landkreis bei. 2021 wurden 19 Prozent der Flächen ökologisch bewirtschaftet. 2022 sind es nun bereits 20,4 Prozent. Insgesamt werden 40 Unternehmen im Landkreis im Rahmen des Förderprogramms ökologischer Landbau gefördert.

Minister Axel Vogel: „Die Landwirtschaft im Landkreis steht – wie auch andere Branchen in der Lausitz – durch den Kohleausstieg und die Auswirkungen der Klimakrise vor der großen Aufgabe, die Wasserversorgung und damit die Produktion von regionalen Lebensmitteln nachhaltig zu sichern.“

Landrat Siegurd Heinze: „Mit der Nutzung ehemaliger und rekultivierter Kippenflächen hat der Landwirtschaftsbetrieb eine gute Möglichkeit gefunden solche Flächen nachhaltig zu nutzen beziehungsweise diesen einer neuen Nutzung zuzuführen. Mich beeindruckt zudem die breite Aufstellung des Betriebes im Feldbau und der Milchproduktion. Hier wird zum Beispiel auch mit dem Direktsaatverfahren versucht neue Wege zu gehen, um die Landwirtschaft zukunftsfähig, nachhaltig und ertragreich zu betreiben. Damit ermöglicht der Betrieb bereits attraktive Arbeitsmöglichkeiten im Berufsfeld Landwirtschaft. Auch durch innovative technologische Entwicklungen und zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der BTU Cottbus-Senftenberg bei Anbauversuchen wird ein spannendes Aufgabenfeld geboten. Ganz klar können diese Entwicklungen nicht nur durch die Betriebe allein angegangen werden. Hierbei braucht es Unterstützung durch die Politik, aber auch die regionalen Strukturen müssen stimmen, um Landwirtschaftsbetriebe zu halten.“

 

Davon, dass Unterstützung bereits angekommen ist, konnten sich die Beteiligten vor Ort überzeugen. Umweltminister Vogel konnte bei dem Termin einen Blick auf die zwei Hühnermobile werfen, welche vom MLUK und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert wurden. In den Gesprächen mit den Landwirten wurde sich auch zum Agrarstrukturgesetz ausgetauscht. Herr Häußler stellte zudem das Direktsaatverfahren vor, welches er auf einigen Flächen umsetzt, um langfristig ein funktionierendes Ökosystem auf den Flächen entstehen zu lassen. Bei einer Befahrung der Flächen konnten sich Landrat Heinze und Umweltminister Vogel zu diesem Verfahren informieren und einen Eindruck zu den Erfordernissen und den Erträgen der Direktsaat erlangen.

Im Anschluss an die beiden Besichtigungen haben Landrat Heinze und Umweltminister Vogel sich zu weiteren Themen in einem Vier-Augen-Gespräch ausgetauscht. Dabei wurde auch über die Erreichung der Klimaziele und den Beitrag zu diesen auf Kreisebene gesprochen. Durch den Landkreis Oberspreewald-Lausitz ist beabsichtigt, mit dem Haushaltsjahr 2023 eine Vollzeitstelle „Klimaschutzbeauftragte/r“ bzw. „Klimaschutzmanager“ zu schaffen. Dieser soll die Aufgaben zur Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie begleiten. Diese Strategie wird ein Leitbild zur nachhaltigen Entwicklung des Landkreises unter Beachtung der klimapolitischen Ziele des Landes Brandenburg umfassen und damit Ziele für den Landkreis definieren.

Weitergehende Informationen zum BEZ Freienhufen

Das jetzige BEZ Freienhufen wurde 2006 als Mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage errichtet. Mit dem Bau der Kompostierungsanlage im Jahr 2019 und des Umbaus der Altanlage im Jahr 2022 ist ein modernes Zentrum zur hochwertigen Verwertung von Bioabfällen entstanden.

Im BEZ werden in zwei separaten Linien die Abfallfraktionen Sperrmüll und Bioabfälle verarbeitet. Der Fokus liegt auf den Bioabfällen, die den Namen der Anlage maßgeblich prägen. Die zu verarbeitenden Bioabfälle stammen dabei nicht nur aus dem Verbandsgebiet des Abfallentsorgungsverbandes Schwarze Elster (AEV). Im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit verwertet der AEV schon jetzt Bioabfälle aus dem Landkreis Spree-Neiße, der Stadt Cottbus und ab 2023 auch vom Kommunalen Abfallentsorgungsverband „Niederlausitz“.

Im BEZ können bei voller Auslastung ca. 25.000 t Bioabfälle pro Jahr verarbeitet werden. Daraus entstehen rund 2 Millionen m³ Biogas mit einem Methangehalt von ca. 65 Prozent. Über das Blockheizkraftwerk werden vier Millionen kWh Strom und etwa dieselbe Menge an Wärme erzeugt. Die Wärme wird im Wesentlichen für betriebsinterne Prozesse verwendet. Nach Abzug des Eigenbedarfs verbleiben ca. zwei Millionen kWh Strom zur Einspeisung in das öffentliche Stromnetz.

Eine Besonderheit der Anlage stellt die Entfernung von Störstoffen aus den Bioabfällen dar. Zum Einsatz kommt eine sogenannte Separationsmühle. In dieser findet eine schonende Zerkleinerung der Bioabfälle statt, wobei Folien und Plastetüten erhalten bleiben. Sie werden durch ein integriertes Sieb abgeschieden. Anschließend werden die sauberen, zerkleinerten Bioabfälle mit Prozesswasser angemischt und dem Sandfang zugeführt. In diesem trennen sich die Schwerstoffe wie Glas- und Keramikscherben sowie Steine ab, sodass der folgenden Vergärung ein sehr reines Produkt zugeführt werden kann.

Weitergehende Informationen zur ZGJ Landwirtschafts GmbH

Der Betrieb unterteilt sich in zwei verschiedene Betriebsbereiche. Die eine Hälfte der Flächen wird ökologisch bewirtschaftet und die andere Hälfte konventionell. Auf einem Teil der „konventionellen“ Flächen wird das Direktsaatverfahren umgesetzt. Bei der Direktsaat werden alte Pflanzenreste auf dem Feld belassen und es erfolgt keine Bodenbearbeitung. Dadurch entsteht eine Bodenbedeckung mit einer Mulchschicht. Das Verfahren kann zu verschiedenen Vorteilen führen, wie eine höhere Nährstoffdynamik im Boden, der Verbesserung der Resilienz des Bodens gegen äußere Einflüsse und der geringere Einsatz von Bioziden zur Schädlingsbekämpfung. Ziel des Verfahrens ist es, auf den Flächen und im Boden ein funktionierendes Ökosystem entstehen zu lassen. Dadurch wird davon ausgegangen, dass diese Flächen einen ebenso hohen ökologischen Wert aufbauen können, wie die eigentlichen ökologisch bewirtschafteten Flächen.