Hochwassersituation in Brandenburg: Hochwassermeldezentrale des Landesamtes für Umwelt gibt Warnung für Lausitzer Neiße, Elbe und Oder heraus
- Erschienen amPotsdam – Durch den Einfluss eines von Norditalien über Österreich und Tschechien nach Polen ziehenden Vb-Tiefdruckgebietes ist mit aufkommendem Dauerregen und Niederschlagsmengen von 100 bis örtlich 350 Millimeter zu rechnen. Die Hochwassermeldezentrale des Landesamtes für Umwelt (LfU) hat am gestrigen Donnerstag für die Lausitzer Neiße und heute für die Oder sowie Elbe (Landkreis Elbe-Elster) erste Hochwasserwarnungen herausgegeben. Die aktuellen Prognosen lassen an Elbe und Oder beachtliche Hochwasser erwarten. Das LfU hat Rufbereitschaften angeordnet und beobachtet täglich die weitere Entwicklung.
Die Wettervorhersagemodelle zeigen seit Anfang der Woche stabil und relativ übereinstimmend eine Stark- und Dauerregenlage über Südpolen, Tschechien und Österreich an. Das Tief über dem Balkan zieht nordwärts und beeinflusst auch den Südosten Brandenburgs mit feuchten Luftmassen. Gleichzeitig strömt mit nordwestlicher Strömung kühle Meeresluft nach Brandenburg und Berlin. Der Schwerpunkt dieses Tiefs liegt über Österreich sowie Tschechien und Polen.
Die aktuell prognostizierten Niederschlagshöhen sind mit denen von dem Hochwasserereignis vom Sommer 2010 an der Oder vergleichbar und könnten zu entsprechend hohen Wasserständen führen. Für Brandenburg ergibt sich dadurch eine potentielle Hochwassergefahr für die Lausitzer Neiße, Oder und Elbe. Bleibt es bei den vorhergesagten sehr hohen Niederschlägen von heute bis kommenden Montag, dürfte sich eine Hochwasserwelle am Sonntag zu Montag an der Lausitzer Neiße sowie ab Mitte der nächsten Woche an Oder und Elbe ausbilden.
Im Unterschied zu 2010 ist die Ausgangslage heute auf Grund einer ausgeprägte Niedrigwasserphase und trockener Böden günstiger. Flüsse können einen Teil der Niederschläge aufnehmen. Zudem wurden seitdem wirksame Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt.
Aufgrund der noch unsicheren Lage sollten sich Behörden, Gewerbetreibende und Bürger über die Hochwassergefahren vor Ort informieren und die aktuellen Hochwasserwarnungen und Hochwasserinformationen über das Webportal https://pegelportal.brandenburg.de verfolgen oder auf der offiziellen App der Hochwasserzentralen der Länder „MeinePegel“ für das jeweilige Gebiet abonnieren.
Zu den Flüssen:
Oder
Im Hochwasserentstehungsgebiet der Oder in Tschechien und Polen wurden in den letzten 96 Stunden bis heute (13.9.) um 11 Uhr Niederschlagssummen zwischen 30 und 100 Millimeter gemessen. Der Schwerpunkt lag dabei über dem Altvatergebirge. In den nächsten 48 Stunden werden weitere Regenmengen bis 250 Millimeter erwartet, wobei das Altvatergebirge erneut stark betroffen sein wird.
Am polnischen Oderpegel Racibórz-Miedonia, 25 Kilometer unterhalb der tschechisch-polnischen Grenze, steigt die Wasserführung seit gestern Abend an. Der Hochwasserscheitel wird hier zwischen dem 15. und 16. September erwartet, wobei die oberhalb liegenden Speicherbecken den Spitzenabfluss kappen werden. Auch im Grenzoderabschnitt steigen die Wasserstände moderat an. Die steigende Tendenz wird sich zunehmend verstärken. Dabei ist Hochwasser zu erwarten.
Nach heutigem Kenntnisstand können an den Pegeln im oberen Grenzoderabschnitt bei bei Ratzdorf Mitte der kommenden Woche die Richtwerte der Alarmstufe 1 erreicht werden. Höchststände bis in den Bereich der Alarmstufe 3 sind gegen Ende nächster Woche zu erwarten. Das Erreichen der Richtwerte der Alarmstufe 4 ist nicht auszuschließen.
Die Aussagen zu den Höchstständen sind noch mit erheblicher Unsicherheit behaftet und werden mit der Hochwasserinformation am Montag bei präziseren Vorhersagen aktualisiert. Aussagen zum Scheiteleintritt an den Pegeln im Grenzoderabschnitt können noch nicht getroffen werden.
Elbe
Für das obere Einzugsgebiet der Elbe in Tschechien sind Niederschlagsmengen von 150 bis 250 Liter pro Quadratmeter für die kommenden drei Tage vorhergesagt.
Anhand der vorliegenden Vorhersagen des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) Sachsen wird am Pegel Mühlberg/Elbe im Laufe des Sonntags (15. September) der Wasserstand von 500 Zentimeter am Pegel überschritten werden. Für den Hochwassermeldepegel Torgau/Elbe wird die Überschreitung der Alarmstufe I am Montag, 16. September, erwartet. Weitere Wasserstandsanstiege bis in den Bereich der Alarmstufe III sind nicht auszuschließen.
Landesamt für Umwelt beobachtet die Lage, gibt Einschätzung und Empfehlungen
Seit Tagen laufen die Vorbereitungen zum Umgang mit der potentiellen Hochwasserlage: Rufbereitschaften wurden angeordnet und die Meldewege sowie. Abstimmungsprozesse mit den zuständigen Institutionen beim Bund, den Ländern und den Wasser- und Bodenverbänden nochmals aktuell geprüft. Bezüglich der Oder und Neiße wird im Rahmen der deutsch-polnischen Grenzgewässerkommission ein moderner Daten- und Informationsaustausch gepflegt, so dass Messdaten, Vorhersagen und Warnungen immer aktuell vorliegen und weiterverarbeitet werden können. Bereits jetzt sichern die Auftragnehmer des LfU Baustellen an Hochwasserschutzanlagen.
Hintergrund:
Eine Hochwasserwarnung für die Flussgebiete wird durch die Hochwassermeldezentrale (HWMZ) veröffentlicht, sobald auf Grundlage von Wasserstandsdaten, Wetter- oder Unwetterwarnungen oder weiteren Informationen die Möglichkeit einer Hochwasserentwicklung erkennbar ist. Die prognostizierten Werte an den Richtpegeln der Flüsse lösen bei Überschreitung festgelegter Richtwerte dann Alarmstufen aus.