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Wachsender Laubwald, mehr Totholz und Holzvorrat, Hoffnung und Gefahr für Naturverjüngung – Vogel: Bundeswaldinventur in Brandenburg zeigt auch Erfolge des Waldumbaus

- Erschienen am 14.10.2024

Potsdam – Der Zensus für den Brandenburger Wald attestiert den hiesigen Forsten eine stabile Waldfläche, einen steigenden Laubbaumanteil und mehr strukturierte und gemischte Wälder. Aber die Klimaveränderungen und ein weiter hoher Wildverbiss machen dem Wald auch weiterhin zu schaffen: Forst und Klimaschutzminister Axel Vogel hat heute mit dem Landeskompetenzzentrum Forst die Ergebnisse der alle zehn Jahre stattfindenden Bundeswaldinventur für Brandenburg vorgestellt. Sie zeigt neben dem aktuellen Zustand auch, wie sich der Wald entwickelt hat.

Forstminister Axel Vogel:

„Die guten Nachrichten sind: Die Waldfläche in Brandenburg ist trotz hoher Flächenkonkurrenz stabil geblieben. Der von uns mit viel Engagement und Fördermitteln vorangetriebene Waldumbau hin zu klimaresilienteren Wäldern zeitigt erste Erfolge: Wir haben insgesamt mehr Laubbäume, auch wenn die Kiefer weiter die dominierende Baumart bleibt. Bei der Naturverjüngung aber ist die Kiefer nur noch zu einem Fünftel vertreten –  eine Mischung vor allem aus Eiche, Ahorn und Buche sowie Pappel, Vogelbeere und Weide hat hier Zukunftspotenzial! Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Trockenheit, Hitze und Schadorganismen als Zeichen der Klimaveränderungen in unseren Wäldern deutliche Spuren hinterlassen – beispielsweise mit Verlusten an Birke, Esche und Fichte sowie einem geringeren Holzzuwachs. Sorgen bereitet uns auch der mit einem Drittel sehr hohe Wildverbiss bei jungen Laubbäumen: Die Zahl der nicht verbissenen nachwachsenden Pflanzen ist für die Entwicklung von artenreichen Mischwäldern noch immer zu gering.“

Ausgewählte Ergebnisse:

Waldfläche:

Die Bundeswaldinventur, die erstmals 1987 den Wald in den alten Bundesländern erfasste, fand in Brandenburg nun zum dritten Mal statt. Mit 1,1 Millionen Hektar Wald – entspricht 38 Prozent der Landesfläche – gehört Brandenburg zu den fünf Bundesländern mit dem größten Waldanteil. Rund 748 Millionen Bäume wachsen hier: Auf jeden Brandenburger beziehungsweise jede Brandenburgerin kommen rund 4370 Quadratmeter Waldfläche beziehungsweise 290 Bäume. Trotz einer Inanspruchnahme von Waldflächen für Infrastrukturmaßnahmen haben Aufforstungsmaßnahmen dafür gesorgt, dass die Waldfläche sich nicht verringert hat.

 

Eigentumsverhältnisse:

Knapp zwei Drittel der Waldfläche (62,3 Prozent) ist Privatwald. Eine Bewirtschaftung wird oft durch den kleinteiligen Waldbesitz erschwert. 23,1 Prozent der Waldfläche ist kleiner als 20 Hektar. Die Förderung der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse (Forstbetriebsgemeinschaften) ist deshalb ein wichtiges Anliegen der Forstpolitik, um eine bessere Waldbewirtschaftung hin zu klimastabilen Beständen zu unterstützen. Gegenwärtig gibt es 260 Forstbetriebsgemeinschaften mit einer Waldfläche von rund 285.000 Hektar. Diese Zusammenschlüsse wurden seit 2019 mit 25,3 Millionen Euro unterstützt.

Baumarten und Naturverjüngung:

Der Anteil der Kiefer ist seit der letzten Inventur weiter gesunken, liegt aber mit rund 69 Prozent noch weit über den Bundesdurchschnitt (21,8 Prozent). In der Waldverjüngung beträgt der Kiefernanteil jedoch nur noch 20 Prozent. Um diese Erfolge des Waldumbaus weiter auszubauen, setzt das Forst- und Klimaschutzministerium insbesondere auf die Beratung der Waldbesitzenden. Für den aktiven Waldumbau standen in den letzten fünf Jahren rund 48 Millionen Euro zur Verfügung. Waldumbau auf großer Fläche gelingt aber nur mit natürlicher Verjüngung. Dafür ist der Wildverbiss immer noch zu hoch: 33 Prozent der Laubbäume sind verbissen und schaffen es zum Teil nicht, aus dem Äser des Wildes herauszuwachsen.

Wirtschaftspotenzial Wald:

Der Holzvorrat ist im letzten Jahrzehnt um 16 Kubikmeter pro Hektar weiter angestiegen und liegt jetzt bei 296 Kubikmeter pro Hektar. Pro Minute wachsen in Brandenburgs Wäldern rund 17,3 Kubikmeter zu, das sind 8,7 Millionen Kubikmeter Holz pro Jahr. Davon wurden rund 83 Prozent genutzt. Auch wenn Brandenburg – anders als die Fichtenländer – von großen Kalamitäten verschont geblieben ist, kam es auch hier durch Trockenheit, Schadinsekten und Waldbrände zu Schäden. Wie viel Holz im Wald wächst, ist in erster Linie von den natürlichen Gegebenheiten wie Boden und Niederschlag abhängig. Brandenburg zählt zu den trockensten Gebieten in Deutschland – die Waldböden in Brandburg sind durch arme Sandstandorte geprägt, die kaum Wasser speichern können. Aber auch von der Baumart und vom Alter der Bäume ist der Holzvorrat abhängig.

Totholz als wichtiger Lebensraum:

Der Anteil von Totholz ist gegenüber 2012 um 6,4 Kubikmeter pro Hektar gewachsen und liegt jetzt bei 17 Kubikmeter pro Hektar. Seit dem 1. März 2024 sind 10 Prozent der Waldfläche (26.200 Hektar) des Landesbetriebes Forst der natürlichen Waldentwicklung überlassen. Damit ist zu erwarten, dass die Totholzvorräte über alle Baumarten und Stärkenklassen in den nächsten Jahren weiter ansteigen werden. Die Waldvision 2050 als Waldbaustrategie für den Landeswald sieht vor, Totholz in ausreichendem Umfang auch auf den bewirtschafteten Flächen zu dauerhaft belassen.

Methodik der Bundeswaldinventur:

Das Stichprobennetz der Bundeswaldinventur überzieht ganz Deutschland in einem Raster von 4 mal 4 Kilometer. Um auch für weniger häufige Baumarten repräsentative Aussagen zu bekommen, hat Brandenburg das Stichprobennetz auf 2 mal 2 Kilometer verdichtet. An jedem Punkt des Stichprobennetzes, der mit Wald bestockt ist, befindet sich ein Quadrat von 150 mal 150 Meter, an dessen Ecken (Stichprobenpunkten) die Walddaten erhoben werden. Insgesamt werden über 150 Baum-, Gelände- und Waldbestandsmerkmale an rund 11.400 Stichprobenpunkten erfasst. Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur sind die Grundlage für forst-, wirtschafts-, klima- und umweltpolitische Entscheidungen und damit für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung.