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Sinnvoll und sehenswert: Vogel übergibt mit Elbstraße Wittenberge wichtiges Hochwasserschutzprojekt der Prignitz – auch Schöpfwerk Cumlosen ist fertig

- Erschienen am 19.08.2021

Wittenberge/Cumlosen – Gemeinsam mit dem Landrat der Prignitz, Torsten Uhe, und Wittenberges Bürgermeister Dr. Oliver Hermann übergab Umwelt- und Klimaschutzminister Axel Vogel heute in Wittenberge eine für den Hochwasserschutz in der Region bedeutende Baumaßnahme: Entlang der Elbstraße in Wittenberge wurden die Erhöhung eines kritischen Deichabschnitts und eine Hochwasserschutzwand sowie die Ertüchtigung der Elbstraße abgeschlossen. Am Nachmittag übergab Vogel mit Cumlosens Bürgermeister Harald Pohle das umfassend modernisierte Schöpfwerk Cumlosen.

Beim Hochwasser 2013 haben zahlreiche Helfende von Feuerwehr und Polizei, Anwohnerinnen und Anwohner sowie Freiwillige die Altstadt Wittenberge durch einen errichteten Notdamm und mit einem massiven Sandsackwall auf rund 500 Meter Länge gegen die Überflutung geschützt. Die jetzt übergebene „Elbstraße Wittenberge“ verbessert den Hochwasserschutz im Altstadtbereich zwischen der westlichen Zufahrt zum Nedwighafen und dem Betriebsgelände des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes.

Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Brandenburg:

„Der Klimawandel zwingt uns, uns gleichzeitig auf Wetterextreme wie Dürreperioden mit Wassermangel und lokalen Extremniederschlägen und zugleich auf langanhaltende Hochwässer vorzubereiten und besondere Vorsorge zu treffen. Das Elbe-Hochwasser 2013 erreichte mit 785 Zentimetern hier am Pegel Wittenberge den höchsten jemals registrierten Wert. Auf den Tag genau vor anderthalb Jahren habe ich am 19. Februar 2020 den Beginn dieses Bauvorhaben besichtigt – heute freue ich mich, die jetzt fertige Hochwasserschutzanlage Elbstraße Wittenberge abnehmen zu können und danke allen Beteiligten für ihr Engagement.“

Torsten Uhe, Landrat des Landkreises Prignitz:

„Die Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland in diesem Ausmaß hat uns sehr betroffen gemacht. Umso wichtiger ist es, vorbeugend den Hochwasserschutz umzusetzen. Hier sind wir dem Landesamt für Umwelt und seinen Mitarbeitern für die konstruktive und verbindliche Zusammenarbeit sehr dankbar. Es ist ihnen gelungen, schnelle und gute Lösungen zum Schutz der Einwohner von Wittenberge zu finden und zu realisieren. Und obendrauf: Vielleicht ist Wittenberge jetzt auch die Stadt in Brandenburg mit der längsten Uferpromenade – jedenfalls mit der schönsten!“

Dr. Oliver Hermann, Bürgermeister von Wittenberge:

„Die aktuelle Flutkatastrophe im Westen Deutschlands hat uns die Gefahren des Klimawandels noch einmal eindrücklich vor Augen geführt. Daher sind wir sehr froh und dankbar, dass es in Wittenberge nun einen recht umfassenden Hochwasserschutz in Verantwortung des Landes Brandenburg gibt. Mit der neuen baulichen Anlage erreichen wir einen ganz anderen Schutzgrad als noch beim großen Hochwasser 2013. Darüber hinaus konnten wir als Stadt gleichzeitig eine attraktive Uferpromenade errichten, so dass die Gesamtmaßnahme eine erhebliche städtebauliche Aufwertung der Lage an der Elbe bedeutet.“

In einer Gemeinschaftsbaumaßnahme von Landesamt für Umwelt und Stadt, Stadtwerken und Eigenbetrieb Abwasser Wittenberge als Teil des Stadt-Umland-Wettbewerbs wurden der Deich ertüchtigt sowie die beim Elbehochwasser 2013 an Fahrbahn und Nebenanlagen der Elbstraße verursachten Schäden beseitigt. Eine besondere Aufgabe waren dabei die zeitgleiche Erneuerung von Straße und Hochwasserschutzanlage sowie die Umverlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen in der Elbstraße. Die Arbeiten erfolgten nach der Einrichtung der Baustelle im Dezember 2019 und dem Baustart im Februar 2020 innerhalb des Zeitplans. Das Einbringen der Spundwand für den Hochwasserschutz konnte trotz Herausforderungen für den Lärm- und Vibrationsschutz schnell und effizient umgesetzt werden. Einmalig in Brandenburg kamen Gestaltungselemente für die wasserseitige Befestigung des Deiches um Einsatz, die Besucherinnen und Besucher zum Verweilen einladen. Von den 3,4 Millionen Euro Investitionskosten förderte die Europäische Union 80 Prozent aus EFRE-Mitteln; 20 Prozent kommen vom Land Brandenburg.

Das umfassend modernisierte Schöpfwerk Cumlosen stellt nun sicher, dass im Hochwasserfall sogenanntes Drängewasser, das durch und unter den Deichen in die Niederung drückt, aus dem Bereich Cumlosen bis Wittenberge abgeführt werden kann. Über Sammelgräben wird das Wasser zum Schöpfwerk geführt und mittels Pumpen in das Deichvorland übergeleitet. Vier neue, sehr leistungsfähige Tauchmotorpumpen entlasten künftig im Hochwasserfall die Stadt Wittenberge. Die einsatzbereite Technik kann insgesamt bis zu 4,4 Kubikmeter pro Sekunde in die Elbe befördern.

Beim Umbau des Schöpfwerkes traten erhebliche Probleme mit dem Untergrund auf. So neigte sich das Einlaufbauwerk und weitere unkontrollierte Setzungen waren zu befürchten. Durch ein spezielles Hochdruckinjektionsverfahren konnten der Untergrund stabilisiert und die Setzungen behoben werden. Die Baukosten von 4,84 Millionen Euro werden anteilig aus dem „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes" (ELER) und aus Mitteln des Bundes und des Landes Brandenburg finanziert.

In der Prignitz sind seit Beginn der Deichsanierung insgesamt 11,1 Kilometer Deich wurden neu gebaut und 75 Kilometer der Elbehauptdeiche (98 Prozent) verstärkt sowie an den Stand der Technik angepasst worden. Die verbleibenden 1,6 Kilometer sind bereits im Bau oder werden noch in der aktuellen Förderperiode begonnen. Seit 1997 wurden in Brandenburg mehr als 778,3 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert, davon über 171,3 Millionen Euro für Deiche an der Elbe.