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Umweltminister Vogel besichtigt Naturschutzmaßnahmen an der Stepenitz

- Erschienen am 02.08.2022

Groß Pankow – Seit mehreren Jahren setzt die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg in Zusammenarbeit mit Partnern vielfältige Naturschutzmaßnahmen an der Stepenitz im Landkreis Prignitz um. Heute hat sich Umweltminister Axel Vogel vor Ort einen Eindruck von den Ergebnissen dieser Schutzbemühungen verschafft.

Auf weiten Strecken fließt die Stepenitz noch in Schleifen und Windungen durch die Prignitz und tritt bei starken Niederschlägen regelmäßig über die Ufer - eine Besonderheit in Brandenburg, wo viele Flüsse in der Vergangenheit begradigt und ausgebaut wurden. Hier sind neben 37 Fischarten auch noch die inzwischen seltene Bachmuschel, der Kammmolch, die Knoblauchkröte, der Schwarzstorch und zahlreiche Fledermausarten heimisch. Auch die angrenzenden Auenwälder entlang der Stepenitz sind noch in einem vergleichsweise guten Zustand. Dabei gehören sie zu den europaweit am stärksten bedrohten Lebensräumen.


Um die Arten- und Lebensraumvielfalt im Fluss und in dessen Auen zu erhalten, setzte die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg mit Unterstützung des Wasser- und Bodenverbandes „Prignitz“, des Landesanglerverbandes Brandenburg und des Instituts für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow zahlreiche Wasserbau- und Artenschutzmaßnahmen um. Dabei profitiert die Stiftung von der langjährigen und erfolgreichen Arbeit der zahlreichen Akteure, wie zum Beispiel dem seit über 20 Jahren laufenden „Elblachs 2000“-Projekt.


Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Stiftung, Dr. Holger Rößling und den Partnern informierte sich der Stiftungsratsvorsitzende des NaturSchutzFonds Brandenburg, Umweltminister Axel Vogel, heute vor Ort über den aktuellen Stand der Schutzbemühungen.

„Dass hier Lachse schwimmen und in den angrenzenden Auwäldern Schwarzstörche brüten, ist eine echte Besonderheit für Brandenburg. Ich bin froh, dass so viele Akteure gemeinsam mit dem NaturSchutzFonds erfolgreich an der Stepenitz aktiv sind, um diese bemerkenswerte Vielfalt zu erhalten“

sagt Umweltminister Axel Vogel.

Die einzelnen Maßnahmen

Im Rahmen des LIFE+ Natur Projekts „LIFE Feuchtwälder“, das in Trägerschaft der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg von 2014 bis 2022 umgesetzt wird, sollen in 10 Natura 2000 Gebieten der Fließgewässersysteme Stepenitz, Dahme und Rhin Auen- und Moorwälder erhalten oder wiederhergestellt werden. Rund 3,8 Millionen Euro fließen dafür aus dem LIFE-Programm der Europäischen Union nach Brandenburg. Ziele des Projekts sind unter anderem der Erhalt, die Entwicklung und die Stabilisierung von Auen- und Moorwaldflächen entlang des Fließgewässersystems der Stepenitz.

Der Stepenitzabschnitt zwischen Wolfshagen und Klein Linde ist bis heute durch die historische Nutzung der Auenflächen geprägt. Diese wurden meist als Grünland oder Weide genutzt, wofür die Wälder gerodet und die Flächen entwässert wurden. Diese Nutzungen sind heute überwiegend aufgegeben, weshalb hier gezielt Maßnahmen umgesetzt werden, die den Zustand von Aue und Fluss verbessern. Die Landesstiftung realisiert diese Maßnahmen im Zuge ihres von der Europäischen Union geförderten landesweiten Projektes „LIFE Feuchtwälder“.


Um Sediment- und Nährstoffeinträge in die Stepenitz zu reduzieren, hat die Stiftung auf ungenutzten Flächen bei Rohlsdorf, Klein Linde und Hellburg Entwässerungsgräben verschlossen. Davon profitiert auch der Wasserhaushalt in den Auenflächen beiderseits des Flusses.


Nördlich von Kreuzburg hat der Wasser-und Bodenverband „Prignitz“ im Auftrag der Stiftung einen alten Rohrdurchlass durch eine durchfahrbare Kiesfurt ersetzt. Diese Maßnahme kommt Mensch und Natur gleichermaßen zugute: Im Hochwasserfall kann die Stepenitz nun leichter in einen Altarm fluten, der dann zu einem wichtigen Amphibien- und Libellenhabitat wird, weil das Wasser hier länger stehen bleibt.


Pflanzungen bringen wichtige Strukturen und Lebensräume in die Stepenitz-Aue. Rund 1,7 Kilometer Hecke hat der NaturSchutzFonds bei Nettelbeck und Rohlsdorf als Pufferflächen zwischen Acker- und Auenflächen pflanzen lassen. Südlich von Wolfshagen dienen 3.000 Bäume als Initiale für neuen Auwald. Mit der Wiederansiedlung des Bitteren Schaumkrautes, des Großen Springkrautes sowie des Hain-Gilbweiderich kehren typische Pflanzen zurück.


Wie bereits in den Nebenflüssen Dömnitz und Panke soll Kies in begradigte und ausgebaute Abschnitte der Stepenitz eingebaut werden. Der Kies stabilisiert die Gewässersohle, wird für mehr Dynamik im Fließgeschehen sorgen und zudem neue Laichplätze und Habitate für Lachse und Bachmuscheln bieten.


Darüber hinaus sind Umbau- und Instandhaltungsmaßnahmen an den Retziner Teichen geplant. Die ehemaligen Fischteiche im Stiftungseigentum sind eine wichtige Brut- und Lebensstätte für Amphibien, Vögel und Insektenarten wie die Große Moosjungfer. Da die Teiche nicht mehr regulär genutzt werden, muss in den nächsten Jahren eine praktikable Lösung für die Steuerung des komplexen Wasserhaushaltes gefunden und die maroden Staubauwerke instandgesetzt werden.


Die Arbeit der Stiftung in der Prignitz


98 Naturschutzprojekte hat der NaturSchutzFonds Brandenburg bislang im Landkreis Prignitz gefördert und 64 eigene Projekte realisiert. Bei Gesamtkosten dieser Maßnahmen in Höhe von rund 16,5 Millionen Euro konnte die Stiftung rund 6,2 Millionen Euro zur Finanzierung beisteuern.
Über das Fördermanagement des NaturSchutzFonds konnten zuletzt Projekte für die Stadt Wittenberge, die Kirchengemeinden in Barenthin und Kunow und die Dorfgemeinschaft in Berge umgesetzt werden. Darüber hinaus konnte der Wasser- und Bodenverband „Prignitz“ mit Fördergeldern der Stiftung Kleingewässer in Dallmin und Warnsdorf revitalisieren sowie Maßnahmen zum Wasserrückhalt in der Landschaft bei Lenzen, Pritzwalk, Wittenberge und Hermannshof umsetzen.
Mit Hilfe von EU-Geldern kümmert sich die Landesstiftung im Landkreis Prignitz aktuell an vielen Orten um europäisches Naturerbe: Bis Ende 2023 setzt sie in ihrem Projekt „LIFE Feuchtwälder“ vielfältige Maßnahmen für die bedrohten Auenwälder und die Stepenitz um. Wegerouten und Infotafeln machen zudem den Auwald zugänglich und seine Schönheit erlebbar. In den kommenden Jahren wird die Stiftung in Abstimmung mit den regionalen Partnern weitere Gewässermaßnahmen an der Stepenitz realisieren.


Europaweit gefährdeten Sand- und Steppen-Trockenrasen widmet sich „LIFE Trockenrasen“ in der Prignitz. Um diese überraschend blütenreichen Offenlandschaften zu erhalten, hat die Stiftung in den vergangenen Jahren in vielen Natura-2000-Gebieten wieder eine regelmäßige Beweidung mit Schafen, Ziegen und Pferden eingeführt und seltene Arten wieder angesiedelt.


Stiftungsgeschäftsführer Dr. Holger Rößling:

„Seit mehr als zehn Jahren setzen wir gemeinsam mit kompetenten Partnern wie zum Beispiel dem Wasser- und Bodenverband Prignitz, dem Landesanglerverband, dem Institut für Binnenfischerei und aber auch mit Landwirtschaftsbetrieben, Kirchengemeinden und Privatpersonen Naturschutzprojekte in der Prignitz um. Für dieses Engagement und die Unterstützung des Landkreises möchte ich mich ausdrücklich bedanken.“

Landesweite Arbeitsbilanz

Seit 1995 betreut die Stiftung die Ersatzzahlung im Land Brandenburg. 1.000 Naturschutzprojekte hat die Stiftung in diesen Jahren gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Land- und Forstwirtschaftsbetrieben oder Privatpersonen möglich gemacht oder in eigener Trägerschaft verwirklicht. Mehr als 75 Millionen Euro konnte die Stiftung in den 27 Jahren ihres Bestehens für den Naturschutz im Land bereitstellen.


Fotos können auf der Website des NaturSchutzFond herunterladen.