20 Jahre innovativer Naturschutz für das Land: Umweltminister Vogel würdigt Flächenagentur Brandenburg zum Jubiläum
- Erschienen amBrandenburg/ Havel – Seit zwei Jahrzehnten ist die Flächenagentur Brandenburg GmbH als Dienstleisterin im Naturschutz erfolgreich. Die wichtigste Aufgabe der Agentur ist die Entwicklung regionaler Flächenpools und die Vermittlung von Flächen und Naturschutzmaßnahmen im Rahmen der Eingriffsregelung.
Seit 1976 ist die gesetzliche Eingriffsregelung ein zentrales Instrument des Naturschutzes in Deutschland. Wo Natur und Landschaft zum Beispiel durch den Bau neuer Gewerbegebiete, Siedlungen oder Verkehrsflächen beeinträchtigt werden, muss eine Wiedergutmachung durch die Verursacher erfolgen. Was anfangs meist durch kleine und kaum vernetzte Maßnahmen geschah, findet seit Beginn der 2000er Jahre zunehmend in regionalen Flächenpools statt. Seit nunmehr 20 Jahren kümmert sich die Flächenagentur Brandenburg landesweit um solche komplexen naturschutzfachlichen Kompensationsmaßnahmen.
Anlässlich des Jubiläums gratuliert Axel Vogel, Brandenburgs Umweltminister:
„Flächenagenturen gehören deutschlandweit zu den wichtigsten Innovationen im Naturschutz. Die Idee und das Know-How hierfür kommen aus Brandenburg. Mit ihren Flächenpools realisiert die Flächenagentur Brandenburg GmbH fachlich hochwertige Naturschutzprojekte – und das in enger Kooperation mit regionalen Akteuren und Landnutzenden. Dies schafft Vertrauen und Verlässlichkeit.“
Eingriffsverursacher können die Umsetzung sowie die langfristige Betreuung von Kompensationsmaßnahmen kaum leisten. „Wer zum Beispiel eine Fabrikhalle baut, kennt sich in der Regel nicht mit naturschutzfachlichem Ausgleich aus, zu dem er gesetzlich verpflichtet ist. Hier kommt die Flächenagentur als Dienstleisterin ins Spiel. Wir bieten eine Art Rundum-Sorglos-Paket, das auch die fachliche Kommunikation mit Behörden umfasst“, erklärt Anne Schöps, Geschäftsführerin der Flächenagentur Brandenburg.
Die Flächenagentur wird unter anderem beim Bau von Gewerbegebieten zu Rate gezogen, wenn Energieleitungen verlegt werden oder bei Eingriffen durch den Straßenbau. Auch private Hausbauer greifen auf die Dienstleistungen zurück.
„Hierfür bieten wir einen Katalog an unterschiedlichen, großen und kleinen Kompensations-Maßnahmen, zum Beispiel die Wiedervernässung von Niedermooren, Biotopentwicklung durch Beweidung oder den Bau neuer Fluss-Schleifen und die Revitalisierung von Fließgewässern“,
so Anne Schöps.
Flächenpools
Die Flächenagentur Brandenburg ist eine der Pionierinnen des Konzeptes „Flächenpool“, das sie auch durch die Mitgründung und den Vorsitz des Bundesverbandes der Flächenagenturen in Deutschland e.V. (BFAD) seit 2006 vorantreibt: In flächenmäßig vergleichsweise großen, zusammenhängenden Gebieten werden verschiedene Naturschutzmaßnahmen wie die Entsiegelung von versiegelten Flächen, die Renaturierung von Feuchtgebieten, die Entwicklung von Dauergrünland und Gehölzpflanzungen kombiniert. Regelmäßig sind die Extensivierung der Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen und deren naturschutzangepasste Bewirtschaftung Teil von Flächenpools.
Gemeinsames Ziel aller Maßnahmen in einem Flächenpool ist es, die Situation von Arten und Lebensräumen zu verbessern. In nahezu allen Fällen profitieren davon auch die ökologischen Funktionen des Bodens oder der Wasserhaushalt. Seit ca. zehn Jahren bietet die Flächenagentur auch Erstaufforstungen und ökologischen Waldumbau als Ersatzmaßnahmen nach dem brandenburgischen Landeswaldgesetz an.
Wichtig dabei: Pools gelingen nur in der Kooperation mit Akteuren vor Ort auf freiwilliger Basis – insbesondere mit Flächeneigentümern und Landnutzern.
Mittlerweile realisiert die Agentur in allen Landkreisen Brandenburgs Naturschutzmaßnahmen in über 150 Projektgebieten, darunter über 30 große regionale Flächenpools. Der Bestand der Flächenagentur an naturschutzrechtlichen und forstrechtlichen Kompensationsmaßnahmen erstreckt sich dabei aktuell auf knapp 2.500 Hektar. Auf allen diesen Flächen wurde bereits mit der Umsetzung von Maßnahmen begonnen oder sie steht unmittelbar bevor – auch wenn die Maßnahme noch keinem Eingriff zugeordnet wurde. Durch diese vorgezogene Realisierung trägt die Agentur dazu bei, dass Eingriffe in Natur und Landschaft ohne Verzögerungen kompensiert werden können.
Landesstiftung als Gesellschafterin
Der NaturSchutzFonds Brandenburg, die öffentlich-rechtliche Naturschutzstiftung des Landes, hat die Entwicklung der Flächenagentur Brandenburg GmbH von Anfang an zunächst als Mit-Gesellschafterin und seit 2007 als alleinige Gesellschafterin unterstützt und begleitet.
Eine große Zahl von regionalen Flächenpools befindet sich auf Eigentumsflächen des NaturSchutzFonds Brandenburg. Mit ihren Naturschutzprojekten trägt die Flächenagentur somit zur naturschutzgerechten Entwicklung der Stiftungsflächen bei und unterstützt die Stiftung bei der Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrages.
MoorFutures
Seit 2012 bietet die Flächenagentur mit den „MoorFutures“ Klimaschutz-Zertifikate auf dem freiwilligen Kompensationsmarkt im Land Brandenburg an. Käuferinnen und Käufer dieser Zertifikate investieren so in eine Maßnahme vor Ort, die über ihre Laufzeit eine gewisse Menge Kohlenstoffdioxid einspart (Vermeidungspotential). Die „MoorFutures“ sind freiwillig und zusätzlich. Sie werden ohne Förderungen oder staatliche Zuschüsse aus dem Verkauf der Zertifikate vollständig refinanziert. Positive Effekte neben dem Klimaschutz sind u.a. der Schutz hochsensibler Moorlebensräume, die Verbesserung des Lokalklimas und der Schutz von Gewässern und Grundwasser.