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Milde Nächte machen müde Amphibien munter: Obacht zum Saisonbeginn für Kröte und Co. – helfende Hände willkommen!

- Erschienen am 16.03.2022

Potsdam/Linum – In milden Nächten und bei Regen werden Amphibien munter. Kontinentale Witterung mit ungewöhnlich viel Sonne und eisigen Nächten ließ die Tiere bis jetzt in ihren frostgeschützten Winterquartieren verharren. Nun wird es Zeit für die gefahrenvolle Wanderung zum Laichgewässer. Vor allem dem Straßenverkehr fallen alljährlich zahllose Amphibien zum Opfer. Problematisch sind auch Fressfeinde: Wanderratten, Waschbären und Marderhunde können die Laichgesellschaften erheblich dezimieren. 

Unter den aktuellen Witterungsbedingungen haben es Amphibien nicht leicht. Die frostigen Nächte der zurückliegenden Tage forderten bereits ihren ersten Tribut. Auch die extreme Trockenheit war ein Problem. Zum Ende der Winterruhe sind Amphibien ganz besonders auf Feuchtigkeit angewiesen. Aktuell treiben die längst ausstehenden Niederschläge und die milderen Nachttemperaturen Frösche, Kröten und Molche aus ihren Winterquartieren. So ist in den kommenden Tagen besonders auf gewässernahen Straßen wieder mit ihnen zu rechnen.

Krötenzäune, die die Tiere von der Straße abhalten sollen, fehlen heute jedoch vielerorts. Nicht wenige der über viele Jahre bekannten und von engagierten Naturfreunden betreuten Amphibienwechsel an Straßen sind inzwischen verwaist. Wo sich vor wenigen Jahren noch tausende Frösche und Kröten versammelten, findet sich heute kein einziges Tier. Den anhaltenden Dürrephasen der zurückliegenden Jahre sind ganze Amphibienpopulationen zum Opfer gefallen. Umso wichtiger ist der konsequente Schutz der noch bestehenden Vorkommen. Amphibienzäune zu betreuen ist aufwendig und erfordert täglich mindestens eine Kontrolle in den frühen Morgenstunden. Jedes Tier ist aus den Fangeimern zu entnehmen, zu registrieren und zusammen mit den Artgenossen über die Straße zu transportieren. Auf der anderen Straßenseite werden sie Richtung Laichgewässer wieder in die Freiheit entlassen.

Auf der Wanderung zu ihren Laichgewässern sind Amphibien gezwungen, kaum überwindbare Barrieren zu passieren. Neben Gebäuden, Bordsteinkanten, Lüftungsschächten und Gullys sind es vor allem die Straßen. Die Hauptwanderzeit entfällt auf regnerische, milde Abende. Autofahrerinnen und Autofahrer können hier einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie auf Schilder zur Krötenwanderung, auf die Bewegung von Kleintieren achten und in diesen Fällen den Fuß vom Gaspedal nehmen: Schon die Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde kann zahlreichen Tieren das Leben retten!

In Brandenburg gibt es entlang von Straßen zirka 230 stationäre Kleintierbarrieren in Kombination mit sogenannten Krötentunneln. Noch heute werden landesweit alljährlich bis etwa 100 temporäre Krötenzaune aufgebaut und von freiwilligen Helfern betreut. Zusätzliche Helferinnen und Helfer sind stets willkommen! Es bietet sich die Möglichkeit, die Tiere einmal lebend zu sehen und vielleicht auch in die Hand zu nehmen. Gerade für Kinder und Jugendliche kann es ein besonderes Erlebnis sein, das erste Mal einen großen Kammmolch mit seinem leuchtend orange-schwarz gefleckten Bauch oder blaue Moorfroschmännchen zu sehen.

Auch im eigenen Garten kann man derzeit Amphibien begegnen. Hin und wieder überdauern sie den Winter in einem Keller oder in einem anderen frostsicheren Versteck. Sofern die Tiere aus ihrem Versteck nicht wieder herausfinden, sollte man ihnen hierbei helfen. Einige Arten wie Teichmolch, Teichfrosch und Erdkröte besiedeln auch Gartenteiche erfolgreich. Hier werden sie unter Umständen von ihren Fressfeinden, wie Wanderratte und Waschbär, bereits erwartet. Reisig, Gebüsch und locker gepacktes Gestein bieten den Amphibien Deckung und sind daher unbedingt zu empfehlen.

Amphibien gehören zu den weltweit am stärksten gefährdeten Wirbeltierarten und stellen ein wichtiges Bindeglied im Ökosystem dar. Sie sind sogar Ökosystemdienstleister: Kaulquappen filtern Nahrungspartikel aus dem Wasser und vertilgen Unmengen an Mückenlarven, wobei sie gleichzeitig eine wichtige Nahrungsquelle für Libellen und Schwimmkäferlarven darstellen. Erwachsene Amphibien verspeisen sehr viele Insekten und sind selbst ein wichtiger Bestandteil des Nahrungsangebotes zum Beispiel für Vögel und Reptilien, womit sie zum Gleichgewicht unserer Umwelt beitragen. Dieses Gleichgewicht bildet die Grundlage für die Artenvielfalt. 

Die Naturschutzstation Rhinluch im Landesamt für Umwelt organisiert im Land Brandenburg ein landesweites Erfassungsprogramm zum Vorkommen von Amphibien und Reptilien. Hierfür ist jede Einzelbeobachtung von großem Interesse. So ist das Artenkataster Grundlage für landesweite und regionale Schutzprogramme. Auch Freiwillige, die den praktischen Amphibienschutz, zum Beispiel an den Krötenzäunen, unterstützen möchten, können sich in der Naturschutzstation melden.

Für Rückfragen:

Naturschutzstation Rhinluch
Nauener Str. 68
16833 Linum
E-Mail: norbert.schneeweiss@lfu.brandenburg.de

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