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Besondere Aufmerksamkeit bei beginnender Krötenwanderung – Fachleute rechnen mit weiterem Amphibienschwund

- Erschienen am 16.03.2023

Potsdam – Zum Wochenende gelangt milde Frühlingsluft nach Brandenburg. Der starke Wetterumschwung mit Temperaturen im zweistelligen Bereich müsste eine starke Amphibienwanderung auslösen. Die Experten im Landesamt für Umwelt erwarten auch in diesem Jahr Zählergebnisse auf niedrigem Niveau. Die zurückliegenden Jahre mit langen Dürreperioden haben vielerorts die Amphibienpopulationen in Brandenburg zusammenbrechen lassen.

Amphibien wandern zum Frühlingsbeginn von ihren frostfreien Winterquartieren hin zu den Laichgewässern. Hierbei legen sie oft hunderte Meter zurück und müssen gefährliches Terrain queren. Alljährlich zum Winterende bauen engagierte Naturfreunde Folienzäune entlang von Straßen. An den Kunststoffbahnen sammeln sich Frösche, Kröten und Molche in den hier vergrabenen Eimern. Diese werden von Amphibienfreunden sicher auf die gegenüberliegende Straßenseite gebracht. Derartige Aktionen bewahrten alljährlich abertausende Individuen vor dem sicheren Straßentod. Doch in den vergangenen Jahren wanderten immer weniger Amphibien. Die Kontrolle der Krötenzäune blieb oftmals ohne Erfolg.

Ein wesentlicher Grund dieses oft dramatischen Rückgangs sind die Klimaveränderungen. Infolge sommerlicher Dürreperioden trocknen überlebenswichtige Gewässer zu früh aus und die Amphibienbrut kommt dabei ums Leben. Ganze Jahrgänge fehlen inzwischen in vielen Vorkommen. Zwar sind Amphibien in der Lage, Trockenphasen in ihren Verstecken längere Zeit zu überdauern, jedoch lauern in der modernen Kulturlandschaft zahlreiche weitere Gefahren. Neben dem Straßenverkehr dezimieren Umweltgifte und eine nicht angepasste Landnutzung ebenso wie Wildschweine, Waschbären, Marderhunde und andere Arten die Bestände. So werden Frösche und Kröten nicht mehr alt. Den meisten verbleiben kaum ein, zwei Jahre Lebenszeit, um für Nachwuchs zu sorgen.

Begegnungen mit Amphibien verdienen daher immer größere Aufmerksamkeit. Dort, wo Krötenzäune die Aktivitäten von Tierfreunden anzeigen, ist Rücksichtnahme gefragt. Das heißt für Autofahrende konkret: Fuß vom Gas und mit Blick auf den folgenden Verkehr vorsichtig die Höchstgeschwindigkeit unter 30 Kilometer pro Stunde bringen. Das schützt die Tiere und die Kontrolleure gleichermaßen. Der Transport der Tiere über die Straße – oft zu den Hauptverkehrszeiten am Morgen oder Abend – wird dadurch weniger riskant.

Was kann jeder Einzelne darüber hinaus tun? Bestehende Amphibienwechsel brauchen oft noch helfende Hände. Sollte ein ungeschützter Wechsel entdeckt werden, nehmen die Naturschutzstation Rhinluch des Landesamtes für Umwelt (nast-rhinluch@lfu.brandenburg.de) und der NABU Landesverband Brandenburg (https://www.nabu.de/) diese Hinweise gerne auf. Dort kann man sich auch über Amphibienschutzaktivitäten in der Nähe seines Wohnortes informieren. Grundlage jeglicher Schutzmaßnahmen sind Kenntnisse über die Vorkommen und Lebensräume. Amphibienbeobachtungen sollte man daher an die genannten Stellen weiterleiten oder direkt im Brandenburger Froschportal im Internet eingeben.

Der eigene Garten kann zum geschützten Refugium für Kleintiere entwickelt werden. Angefangen vom Gartenteich über eine Lesesteinpackung bis hin zum Reisig- und Komposthaufen kann der eigene Garten kleinen Mitbewohnern Verstecke, Nahrungsgrundlage oder Reproduktionsstätte bieten. Teichmolche, Erdkröten und Wasserfrösche fühlen sich in einem naturnah gestalteten Garten ausgesprochen wohl. Der Teich sollte allerdings möglichst fischfrei sein, denn Fische ernähren sich oft von Amphibienlaich und -larven. Rasenmäher sind im Garten die häufigste Todesursache für alle Kleintiere bis hin zum Igel, allen voran Mähroboter ohne geeignete Schutzvorrichtungen. Deren Einsatz auf das Notwendigste zu beschränken, schützt die Tierwelt und fördert ein reiches Insektenleben.

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