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Jubiläumsveranstaltung Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin – Vogel: Urwälder von morgen sind Hotspots für Biodiversität, Chance für Regionalentwicklung und wertvoll für Klimaschutz

- Erschienen am 16.09.2021

Altkünkendorf (Uckermark) – Umwelt- und Klimaschutzminister Axel Vogel hat zur Eröffnung der Jubiläumsveranstaltung zum 10. Jahrestag der Aufnahme des Buchenwalds Grumsin in das Unesco-Weltnaturerbe die Chancen und Herausforderungen bei der Sicherung und Entwicklung einer Welterbestätte betont. „Der Grumsin war vor 10 Jahren ein nahezu unbekanntes Fleckchen Wald, umgeben von genutzter Agrarlandschaft und ohne Infrastruktur. Vor allem die regionalen Akteure können stolz sein, was hier mit Besucherlenkung, der Einrichtung von Infozentren und eines Leitsystems von der Autobahn bis zum Grumsin sowie mit Gästeführungen bis in die Kernzone geschafft wurde.“

Minister Vogel dankte besonders der Stadt Angermünde, dem Kultur- und Heimatverein Altkünkendorf, dem Amt Joachimsthal, den Landkreisen Uckermark und Barnim, dem Tourismusverband Angermünde, dem Landesforstbetrieb, der Verwaltung des Biosphärenreservats Schorfheide Chorin, der Naturwacht Brandenburg und den vielen Aktiven aus der Region. Zur Veranstaltung in der Kirche von Altkünkendorf in unmittelbarer Nähe zum Weltnaturerbe sind auf Einladung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, der Stadt Angermünde und des Amtes Joachimsthal Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie örtliche Aktive gekommen.

„Die Buchenwälder des Grumsin, die Urwälder von morgen, sind Hotspots für die biologische Vielfalt und wertvoll für den Klimaschutz, sie sind eine Chance für die Regionalentwicklung, aber auch ein großartiger Gewinn für die Menschheit“, sagte Umweltminister Axel Vogel. „So konnten verschiedene Fördermittel beispielsweise für den Ausbau der Infrastruktur, des Infozentrums in Altkünkendorf und der Dampfmühle in Groß Ziethen oder für die Ausgestaltung des Kirchturms in Altkünkendorf eingesetzt werden. International hat die Welterbestätte dazu beigetragen, Brandenburg und das Biosphärenreservat über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt zu machen. So bleibt es unsere Aufgabe in diesem europäischen Projekt, diesen wunderschönen und immer wilder werdenden Welterbe-Wald einerseits zu schützen und zu bewahren und andererseits für Anwohnerinnen und Anwohner sowie Gäste erlebbar zu machen.“

Karina Dörk, Landrätin der Uckermark, würdigte in ihrem Grußwort das jahrelange ehrenamtliche Engagement sowie den Einsatz der Stadt Angermünde und der Gemeinde Ziethen vor Ort.

Frederik Bewer, Bürgermeister der Stadt Angermünde, richtet den Blick auch in die Zukunft: „10 Jahre sind ein erster Schritt. Die Aufgabe eines Welterbes ist für Generationen angelegt. Es beginnt daher nun der nächste Schritt mit viel Arbeit an dem gemeinsamen Anliegen hier in Angermünde vor Ort in Altkünkendorf mit dem Grumsin. Gehen wir es an und verleihen unserer Verantwortung damit Ausdruck. Denken wir dabei immer an die nachfolgenden Generationen.“

Fotowettbewerb

Gemeinsam mit Bürgermeister Bewer kürte Minister Vogel die Gewinnerinnen und Gewinner des Fotowettbewerbs anlässlich des Jubiläums, deren Bilder in einer Ausstellung gezeigt und damit Botschafter für das Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin werden. Zu den Ausgezeichneten gehören der frühere Revierförster und aktive ehrenamtliche Horstbetreuer Hubert Freymann aus Kerkow bei Angermünde, der mit seinen Waldbildern und Fotos von Kranich und Seeadler typische Merkmale der Buchenwaldlandschaft eingefangen hat. Heike Begehold aus der Nähe von Angermünde, die für ihre Doktorarbeit Buchenwälder in Nord-Brandenburg und Süd-Mecklenburg untersuchte, porträtierte mit Pilzen, Käfern oder Buchenkeimlingen kleine und winzige Lebewesen. Guido Soobe aus Biesenthal hielt auf seinen Wanderungen frühsommerliche Waldstimmungen im Spiel von Licht und Schatten fest.

Festvorträge

Der Buchenwald Grumsin im UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin ist ein Teilgebiet der Weltnaturerbestätte „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“, zusammen mit 93 weiteren Waldgebieten in 18 Staaten. Zwei Vorträge und das anschließende Podiumsgespräch nahmen diese internationale Perspektive in den Blick.

Prof. Dr. Hans Dieter Knapp – langjähriger Leiter der Internationalen Naturschutzakademie Vilm des Bundesamts für Naturschutz und einer der Väter des Nationalparkprogramms in Ostdeutschland – sprach zur Geschichte, Stand und Perspektiven der Weltnaturerbestätte und plädierte für einen anderen Umgang mit Wäldern, auch im Wirtschaftswald: „Ich sehe unser Buchenwald-Weltnaturerbe als Leuchtturm, um die Großartigkeit unserer Wälder bewusst zu machen und dadurch einen angemessenen Umgang mit ihnen auf gesamter Fläche zu befördern“, so Knapp. Dr. Susanne Winter vom World Wide Fund for Nature (WWF) thematisierte in ihrem Vortrag die Gefährdung und den Schutz der letzten Buchen-Urwälder in den rumänischen Karpaten.

Diskussion und Führungen

Im abschließenden Podiumsgespräch debattierten die Vertreterinnen und Vertreter der Buchenwald-Welterbestätten aus den Partnerländern Kroatien, Österreich und Slowenien mit dem Leiter des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin, Dr. Martin Flade, über die Zukunft der europäischen Weltnaturerbestätte Buchenwälder.

Am kommenden Samstag, dem 18. September, laden 18 kostenfreie geführte Touren alle Interessierten dazu ein, das Weltnaturerbe vor der Haustür neu zu entdecken. Vom frühen Morgen bis zur Abenddämmerung kann man sich sportlich oder mit Genuss, mit Fokus auf die Geschichte oder die Zukunft dieses Waldes auf kleine und große Entdeckungen rund um den Grumsin begeben. Das Programm und Informationen zur Anmeldung stehen auf der Website des Biosphärenreservats.

Hintergrund:
Von Natur aus würden Buchen die zentralen Bereiche des europäischen Kontinents bedecken. Nirgendwo sonst auf der Erde hat eine einzige Baumart in so kurzer Zeit weite Teile eines ganzen Kontinents erobert, wie es der Rotbuche nach der letzten Eiszeit in Europa gelungen ist. Dieser noch andauernde Prozess war ein wichtiges Merkmal bei der Anerkennung der Buchenwälder als Weltnaturerbe.

Allerdings sind Buchenwälder in Europa in den letzten Jahrhunderten durch den Menschen stark dezimiert und beeinträchtigt worden. Alte, naturnahe und damit besonders artenreiche Buchenwälder gibt es heutzutage nur noch sehr selten. Tiefland-Buchenwälder wie der Buchenwald Grumsin sind heute fast nur noch in Deutschland zu finden.

 

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