Treibhausgas-Bilanz zeigt bei CO2-Emissionen historischen Tiefstand, aber gemischte Bilanz: Klimapolitik verstetigen
- Erschienen amPotsdam – Als eines der ersten Bundesländer legt Brandenburg nach der Veröffentlichung der Bundeszahlen bei den Treibhausgasemissionen durch das Umweltbundesamt (UBA) eine durch das Landesamt für Umwelt (LfU) erstellte erste Hochrechnung zu den Treibhausgasemissionen in Brandenburg im Jahr 2023 vor. Die Zahlen zeigen wie auf Bundesebene auch für Brandenburg einen bisher nicht dagewesenen Tiefstand bei den Treibhausgasemissionen seit 1990.
Brandenburgs Klimaschutzminister Axel Vogel:
„Im Jahr 2023 sind nach ersten Hochrechnungen des Landesamts für Umwelt die Treibhausgasemissionen in Brandenburg um 4,5 Prozent auf 49,9 Millionen CO2-Äquivalente gesunken. Damit wäre ein historischer Tiefstand erreicht, der sogar die Emissionen im Corona-Jahr 2020 noch deutlich unterschreitet. Erstmalig liegen wir damit in Brandenburg bei den jährlichen Treibhausgasemissionen seit 1990 unter der Schwelle von 50 Millionen Tonnen jährlich. Dies ist eine gute Nachricht, denn es zeigt, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht. In nahezu allen Sektoren konnten Minderungen erreicht werden, nur durch den Anstieg bei den Flugreisen über den BER haben wir im Verkehrssektor eine leichte Steigerung im Vergleich zum Jahr 2022. Allerdings ziehen wir auch eine gemischte Bilanz, denn konjunkturelle Effekte haben einen großen Anteil an der Minderungswirkung. Deshalb ist es zentral, durch klimapolitische Maßnahmen die erreichte Minderung zu verstetigen und auszubauen. Dies kann uns durch eine ambitionierte Umsetzung des von der Landesregierung am 5. März 2024 beschlossenen Klimaplans Brandenburg gelingen.“
Die Hauptgründe für den deutlichen Rückgang der Treibhausgasemissionen sind der erfolgreiche Ausbau erneuerbarer Energien und vor allem eine rückläufige Braunkohleverstromung sowie die schwache konjunkturelle Entwicklung. Letztere brach bundesweit um 0,3 Prozent ein, was auch in Brandenburg in nahezu allen Sektoren zu CO2-Einsparungen führte. Die hohen Energiekosten in Folge des Krieges in der Ukraine wirken verbrauchs- und produktionsmindernd.
Die Energiewirtschaft als größter Verursacher von Treibhausgasemissionen hat ihren Ausstoß auf Grund sinkender Nachfrage um 4,6 Prozent reduziert. Entscheidend war dabei ein leichter Rückgang der Kohleverstromung (1 Million Tonnen CO2). Mit 22 Millionen Tonnen Kohlendioxid sind die beiden Braunkohlekraftwerke Schwarze Pumpe und Jänschwalde die größten Emittenten in Brandenburg und für 44 Prozent der Treibhausgasemissionen des Landes verantwortlich.
Die Industrieemissionen verzeichneten 2023, aufgrund der schwachen Konjunktur, ein Minus von insgesamt 7,7 Prozent. Die Industrie hat etwa 5,5 Millionen Tonnen CO2-Äquvalente der Gesamtemissionen des Landes freigesetzt. Daran haben wiederum die Stahl- und Zementindustrie den größten Anteil. Bei ihnen führen die Produktionsrückgänge, die durch die Baukrise zusätzlich verschärft wurden, zu hohen CO2-Einsparungen.
Auch der Gebäudesektor verzeichnet einen Rückgang der CO2-Emissionen um 7,5 Prozent. Dies ist, wie im Vorjahr, auf Einsparungen von Heizenergie in den privaten Haushalten sowie bei Gewerbe, Handel und Dienstleistungen zurückzuführen. Dazu beigetragen hat auch der um 2,6 Grad Celsius deutlich zu warme Winter.
Der Verkehrssektor ist mit 5,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente der zweitgrößte Emissionssektor. Im Verkehr sind die Emissionen erneut gestiegen (plus 0,2 Prozent), was bei leicht gesunkenen Emissionen im Straßen- und Schienenverkehr ausschließlich auf den deutlichen Wiederanstieg bei den Flugreisen nach den Corona-Jahren zurückzuführen ist.
In der Landwirtschaft gingen vor allem die Methan-Emissionen aufgrund weiterhin rückläufiger Rinderbestände zurück und sorgten für Einsparungen von 3,0 Prozent CO2-Äquivalenten. In der Abfall- und Abwasserwirtschaft gehen die Emissionen leicht zurück und haben weiterhin den kleinsten Anteil an der Treibhausgasbilanz des Landes. Die Emissionen aus Landnutzungen, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF) gingen mit einem Minus von 3,7 Prozent ebenfalls zurück, da weniger Waldbrände und eine längere Vegetationszeit die Speicherfunktion des Waldes positiv prägten. Die Sektoren Landwirtschaft, LULUCF und Abfall- und Abwasserwirtschaft tragen gemeinsam mit 5,8 Millionen Tonnen CO2-Äquvalenten zur Gesamtbilanz 2023 bei.
Der Rückgang der Gesamtemissionen in Brandenburg hinkt dem bundesweiten Trend hinterher. In ganz Deutschland kam es zu einem mehr als doppelt so starken Rückgang um 10,1 Prozent auf 674 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente und damit den niedrigsten Wert seit den 1950er Jahren. Deutschlandweit sank die Kohleverstromung mit einer Minderung um knapp 30 Prozent deutlich stärker als in Brandenburg.
Als Treiber dieser Entwicklungen gibt das Umweltbundesamt einerseits einen bundesweit starken Rückgang der Kohleverstromung an, der regional differenziert ausfiel. Auch gestiegene Stromimporte und der starke Zubau erneuerbarer Energien haben zur Abnahme der Emissionen aus der Energiewirtschaft in deutschen Kraftwerken um 20,1 Prozent geführt. Zum anderen hat die schwache konjunkturelle Entwicklung für einen Produktionsrückgang in weiten Teilen der Wirtschaft gesorgt.