Brandenburg Vorreiter beim Waldbrandschutz mit Raumfahrttechnik: Minister Vogel würdigt 20 Jahre erfolgreiche Waldbrandfrüherkennung
- Erschienen amEberswalde – In Brandenburg – dem Bundesland mit der höchsten Waldbrandgefahr in Deutschland – gab es im vergangenen Jahr 523 Waldbrände auf 1.426 Hektar. Zum vorbeugenden Waldbrandschutz zählt die Waldbrandfrüherkennung. Vor genau 20 Jahren führte das Forstministerium ein optisches Sensorsystem ein, das die Arbeit mit Ferngläsern auf den Feuerwachtürmen ablöste und bereits kleinste Waldbrände in der Entstehungsphase erkennen und lokalisieren kann. Heute überwachen insgesamt 105 Sensoren die 1,1 Millionen Hektar Wald in Brandenburg und schlagen automatisch Alarm, wenn eine Rauchwolke über den Baumkronen erkannt wird.
„Jede Minute zählt“,
so der Forstminister Axel Vogel heute in der Waldbrandzentrale Nord in Eberswalde.
„Nur wenn wir einen Waldbrand frühzeitig erkennen und lokalisieren können, haben die Einsatzkräfte eine gute Chance, das Feuer klein zu halten und schnell abzulöschen. Die Waldbrandfrüherkennung mit Hilfe des in Brandenburg genutzten Systems war eine echte Innnovation und leistet bis heute gemeinsam mit den Waldbrandzentralen und den Kolleginnen und Kollegen vor Ort einen entscheidenden Beitrag zum Schutz unserer Wälder.“
Erste Überlegungen der Forstverwaltung zur Modernisierung der Waldbrandfrüherkennung gab es bereits Mitte der 1990er Jahre. 2003 wurden die ersten Kameras in Peitz in Betrieb genommen. In den vergangenen Jahren ist das System modernisiert und an den neusten Stand der Technik angepasst worden.
Das unter dem Namen FireWatch eingesetzte System entwickelte die Berliner Firma IQ Technologies for Earth an Space GmbH zusammen mit dem DLR e.V. (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) und wurde dabei von der Brandenburger Forstverwaltung begleitet. Eine seit zwei Jahren eingesetzte künstliche Intelligenz ermöglicht noch höhere Raucherkennungsraten und zugleich den besseren Ausschluss von Fehlmeldungen. Durch die Sensoren an verschiedenen Standorten lässt sich auch in kürzester Zeit der Brandort genau bestimmen. In den Waldbrandzentralen Nord in Eberswalde und Süd in Wünsdorf überprüfen Beschäftigte des Landesbetriebes Forst an Überwachungsmonitoren die eingehenden Meldungen und alarmieren im Falle eines Brandes die Feuerwehr.
Die ursprünglich für die Bedingungen im All und zur Erkennung von Gaswolken auf Kometen entwickelte Technik erweist sich als besser als das menschliche Auge: Mit seinen speziellen Sensoren ist das System in der Lage, auch kleinste Rauchwolken auf eine Entfernung von 20 Kilometern – bei guten Sichtverhältnissen von bis zu 50 Kilometern – zu erkennen.
„Multispektrale Sensorik in Verbindung mit Raucherkennung auf dem letzten technischen Stand ermöglichen diese Leistungen“,
so Dr. Kurt Winter, Geschäftsführer der IQ Technologies for Earth and Space GmbH, Hersteller des Waldbrandfrüherkennungssystems. Sowohl Hardware als auch Software werden am Standort Berlin-Adlershof entwickelt und gefertigt.
„Die aufgrund des Klimawandels weltweite zunehmende Gefahr von Waldbränden zeigt sich am Interesse vieler Delegationen, die die Waldbrandzentralen Brandenburgs besuchen.“
Neben Brandenburg als Pionier bei der Nutzung von FireWach haben sich die Nachbarländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern und Berlin für diese Technik entschieden. Besonders im Bereich der Ländergrenzen können die Waldbrandzentralen der Bundesländer auf benachbarte Systemstandorte zurückgreifen.
Minister Axel Vogel lobt die Zusammenarbeit über die Ländergrenzen hinweg:
„Brände machen genauso wie Klimaveränderungen nicht an Landesgrenzen halt. Deshalb sind eine enge länderübergreifende Zusammenarbeit und gemeinsames Handeln unabdingbar.“
Neben den Anstrengungen für eine ständige Verbesserung der Waldbrandfrüherkennung muss der Waldumbau vorangetrieben werden.
„Wir können das Risiko von Waldbränden durch mehr Laubholzanteile absenken. Ebenso wichtig sind befahrbare Waldwege und weitere neue Löschwasserentnahmestellen im Wald. Hier besteht noch Potenzial“,
so Forstminister Axel Vogel.
„Der Hauptverursacher für Waldbrände ist der Mensch – entweder aus Fahrlässigkeit oder durch Brandstiftung. Die Folgen von Achtlosigkeit oder Fahrlässigkeit für den Wald müssen allen klar sein. Wir verlieren Lebens- Wirtschafts- und Erholungsraum und schaden dem Ökosystem oft auf Jahre. Waldbrände rechtzeitig erkennen, ist sehr gut, sie zu verhindern, ist aber noch besser.“
Sorgen bereitet allen Verantwortlichen, dass in vielen Teilen des Landes immer noch unentdeckte Kampfmittel in den Waldböden stecken. Wenn es brennt, geht die Sicherheit der Feuerwehrleute vor. 2022 gab es neun Waldbrände über 10 Hektar, die sich trotz frühzeitiger Erkennung infolge der Kampfmittelbelastung zu Großbränden ausgeweitet haben.
Waldbrandgefahrenstufe täglich im Internet
Auf den Internetseiten des MILUK wird in der Zeit von 1.März bis 30. September täglich um 8 Uhr die Waldbrandgefahrenstufe bekanntgegeben. Für jeden Landkreis wird dabei eine Gefahrenstufe (1 gering bis 5 sehr hohe Gefahr) berechnet. Die Berechnung erfolgt durch den Deutschen Wetterdienst (DWD) anhand verschiedener Faktoren, darunter Niederschlag, Windgeschwindigkeiten und Bodenfeuchte. Ab der Gefahrenstufe 3 – mittlere Gefahr – drehen sich die Sensoren und melden jede Rauchentwicklung.