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Fortschreibung des Nationalparkplans im Unteren Odertal hat begonnen

- Erschienen am 24.05.2022

Criewen – In Brandenburgs Nationalpark wird der 2014 durch das Umweltministerium in Kraft gesetzte behördenverbindliche Nationalparkplan aktualisiert. Die Nationalparkverwaltung hat jetzt mit der Beauftragung der Erfassung auentypischer Lebensräume und Tierarten die Fortschreibung des Planwerks eingeleitet. Dafür ist ein Zeitraum von vier Jahren veranschlagt, in dem auch eine intensive und breite Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgt. Gleichzeitig soll eine Bestandserhebung erfolgen, um mögliche negative Auswirkungen des von polnischer Seite begonnenen Oderausbaus auf die Arten und Lebensräume in der Aue erfassen zu können.

Der Nationalparkplan ist Grundlage für ein vorausschauendes, planvolles und systematisches Handeln der Nationalparkverwaltung und anderer Behörden in den Bereichen Naturschutz, Wassermanagement, Nutzungsmanagement, Umweltbildung und Tourismus. Der Nationalparkplan ist zugleich Managementplan für die Umsetzung der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH) Richtlinie und der europäischen Vogelschutzrichtlinie. Er dient auch der Evaluierung der Arbeit der Nationalparkverwaltung der vergangenen Jahre.

Im Jahre 2014 wurde der erste Nationalparkplan in Abstimmung mit der Bevölkerung, den Landnutzerinnen und Landnutzern, den Behörden, den Trägern der öffentlichen Belange veröffentlicht. Seitdem arbeitet die Nationalparkverwaltung nach diesem Plan.

Mit der Fortschreibung wird die Arbeitsgrundlage für das kommende Jahrzehnt geschaffen.

Der Schutz der Natur im Unteren Odertal, die Sicherung von wesentlichen natürlichen Ressourcen, wie zum Beispiel den – nicht nur für die Landwirtschaft wichtigen – stabilen Grundwasserständen in der Aue und in der Region, die Kühlungsfunktion durch eine feuchte Aue aber auch die Erhaltung der Diversität von Arten und Habitaten stehen vor sehr großen Herausforderungen: Auswirkungen des Klimawandels sind schon jetzt durch lange Dürreperioden im Frühjahr und Sommer spürbar.  Der Ausbau der Oder stellt nicht nur eine große Gefahr für die wasserabhängigen Ökosysteme und Pflanzen- und Tierarten, sondern ebenfalls für die Wasserstände in der Aue, vor allem in Niedrigwasserperioden, dar. Insofern dienen alle Untersuchungen, Auswertungen und Bewertungen, die nun stattfinden, auch einer Beweissicherung für den Fall negativer Veränderungen. 

Die intensive Einbeziehung und Abstimmung der Ziele und Maßnahmen mit der Bevölkerung, den Landnutzerinnen und Landnutzern sowie mit den Behörden und weiteren Interessensgruppen wird in einem stufenweisen und transparenten Prozess erfolgen: Entwürfe des Leitbildes sowie Arbeitsstände der einzelnen Bestandteile des Nationalparkplanes, zum Beispiel zum dynamischen Grünlandmanagement, Wassermanagement, touristische Konzepte, werden im Rahmen von Bürgerforen vorgestellt. Die Diskussionsergebnisse werden in die Überarbeitung eingehen.

Nach aktuellen Planungen sollen erste Entwürfe des Bandes 1 (Leitbild) ab dem ersten Quartal 2023 öffentlich vorgestellt und diskutiert werden. Die Fortschreibung des Nationalparkplans soll bis 2025 abgeschlossen werden

Die Termine werden rechtzeitig über die Presse und Medien bekanntgegeben. Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich aktiv in die Fortschreibung des Nationalparkplans einzubringen.

Hintergrund:

Wie in allen 16 deutschen Nationalparks gliedert sich das Planwerk in folgende drei Bände:

Band 1: Leitbild und Ziel
Band 2: Bestandsanalyse
Band 3: Maßnahmen und Projekte.

So erfolgte zum Beispiel mit der Erarbeitung von Band 3 im aktuell vorliegenden Nationalparkplan die Festlegung des dynamischen Grünlandmanagements, welches naturschutzfachliche Ziele, nämlich die Sicherung und Erhaltung der bedeutenden Wiesenbrütervorkommen, wie zum Beispiel des Wachtelkönigs (Crex crex) oder die Erhaltung und Stabilisierung der für den FFH-Lebensraumtyp 6440: Brenndolden-Auenwiesen namensgebenden Pflanzenart Sumpf-Brenndolde (Selinum dubium) mit den Erfordernissen einer landwirtschaftlichen Grünlandnutzung in Übereinstimmung bringt und so eine weitestgehende Erreichung beider Ziele miteinander vereinbart.

Gemäß den Qualitätskriterien und -standards für deutsche Nationalparks ist der Plan nach 10 Jahren fortzuschreiben und zu aktualisieren.

Anfang 2022 wurden im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung wichtige Grundlagenerfassungen vergeben: die Bestandserfassung zu Biotoptypen und FFH-Lebensraumtypen mit Schwerpunkt im Deichvorland und der Aue, die Erfassung der Fischfauna und für die Fischfauna wichtiger Großmuscheln in zahlreichen Gewässern des Nationalparks und in der Stromoder, die Auswertung und Bestandsbewertung von durch die europäische Natura 2000 Richtlinie geschützten Säugetierarten.

Von besonderem Interesse sind die Ergebnisse der Kartierung von drei Molluskenarten: Der kleinen und der bauchigen Windelschnecke sowie der Zierlichen Tellerschnecke, die allesamt Indikatoren für ein funktionierendes Auen- und Grünlandmanagement sind und für die bisher nur einige Nachweise im Nationalparkgebiet vorliegen.

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