Zum Schutz von Küchenschelle, Katzenpfötchen und Co. – EU-Mittel für wertvolle Trockenlebensräume
- Erschienen amPotsdam – Mit 4,7 Millionen Euro Fördermitteln aus dem Umweltprogramm LIFE der Europäischen Union schützt und entwickelt die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg bis 2026 wertvolle Trockenlebensräume in 29 Natura-2000-Gebieten in sieben Landkreisen. Rund 1,6 Millionen aus Ersatzzahlungen fließen als Eigenanteil der Stiftung in das Projekt LIFE Trockenrasen.
Rund die Hälfte aller Steppenrasen und mehr als ein Viertel der kalkreichen Sandtrockenrasen in Deutschland liegen in Brandenburg. Die trockenen und eher kargen Standorte verwandeln sich im Sommer in überraschend bunte Blumenteppiche, auf denen sich spezialisierte Insekten, Reptilien und Vögel wohlfühlen.
Entstanden sind diese inzwischen europaweit geschützten Offenlandschaften durch eine regelmäßige Beweidung mit Schafen und Ziegen. Hier wuchsen Federgras und Blau-Schillergras, die Graue Skabiose oder das Ohrlöffel-Leimkraut als typische und auf den sandigen und trockenen Böden weit verbreitete Arten. Heutzutage sind sie jedoch kaum noch zu finden. Weil in den vergangenen Jahrzehnten Schäferinnen und Schäfer mit ihren Tieren von den oft schwer zu bewirtschaftenden Flächen verschwunden sind, haben Gehölze die Trockenrasen überwuchert. Andere Offenflächen in lichten Wäldern wurden aufgeforstet. Ehemals häufig vorkommende Pflanzen wie die Wiesen-Küchenschelle oder das Katzenpfötchen sind dadurch akut vom Aussterben bedroht und zählen in Brandenburg zu den absoluten botanischen Highlights.
Umweltstaatssekretärin und Stiftungsratsvorsitzende Silvia Bender: „Um unserer europäischen Verantwortung für Trockenlebensräume gerecht zu werden, müssen wir dringend handeln. Auch deshalb kümmert sich unsere Landesstiftung gemeinsam mit Landnutzern, Flächeneigentümern und Landschaftspflegeverbänden nun um die besonders wertvollen Steppen- und Sandtrockenrasen im Havelland, im Dahme-Seengebiet und in der Lausitz.“
Artenvielfalt und lokale Wirtschaft profitieren
Allein in den ersten Monaten des Jahres 2020 hat die Stiftung Verträge mit Landnutzern, Saatguterzeugern und anderen Dienstleistern aus der Region in einem Umfang von 500.000 Euro abgeschlossen. „LIFE Trockenrasen fördert also nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die lokale Wirtschaft“, sagt Projektleiter Holger Rößling.
So wird der Landschaftspflegeverein Potsdamer Kulturlandschaft Flächen zwischen Werder (Havel), Groß Kreutz (Havel) und Ketzin/Havel beweiden. Ein örtlicher Schafhalter kümmert sich ab sofort um die Jahnberge in der Gemeinde Wiesenaue (Landkreis Havelland).
„Viele Pflanzenarten sind mittlerweile so selten, dass sie es nicht mehr aus eigener Kraft schaffen, an ihren Standorten zu überleben und sich zu vermehren“, erklärt Rößling. Im Botanischen Garten der Universität Potsdam werden daher im Laufe des Projektes Jungpflanzen von bis zu 30 seltenen und besonders gefährdeten Arten aus einheimischem Saatgut vermehrt, um später in den Natura-2000-Gebieten ausgepflanzt zu werden. Die Firma NagolaRe GmbH aus Jänschwalde und andere Wildpflanzenproduzenten aus der Region unterstützen LIFE Trockenrasen bei der Erzeugung und Vermehrung von Saatgut von zehn typischen und gefährdeten Wildpflanzenarten der Steppen- und Sandtrockenrasen.
Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg
Um die Vielfalt und die natürliche Schönheit der märkischen Landschaften zwischen Elbe und Oder, Lausitz und Uckermark auch für die kommenden Generationen zu bewahren, hat das Land Brandenburg die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg errichtet.
Seit 1995 verwaltet die Stiftung treuhänderisch die Ersatzzahlung im Land Brandenburg und setzt sie für die Förderung von Maßnahmen Dritter oder für eigene Naturschutzprojekte ein. Dabei stellt sie sicher, dass die Ersatzzahlungen wieder in die Kreise und Kommunen zurückfließen und dort zweckgebunden für Maß-nahmen zum Natur- und Landschaftsschutz verwendet werden. Die Gelder wer-den dabei oft mit finanziellen Eigenanteilen der Projektträger sowie EU-, Bundes- oder Landesmitteln kombiniert und dadurch in ihrer Wirkung vervielfacht.
Mehr als 900 Projekte mit einem finanziellen Umfang von rund 149 Millionen Euro hat die Stiftung seit ihrer Errichtung gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Betrieben oder Privatpersonen realisiert oder in eigener Trägerschaft verwirklicht. Stiftungsmittel in Höhe von rund 66 Millionen Euro bildeten dafür ein wichtiges finanzielles Fundament.
Ersatzzahlungen
Die Ersatzzahlungen werden für Beeinträchtigungen durch Eingriffe in Natur und Landschaft wie zum Beispiel Bauvorhaben festgelegt und von den Vorhabenträgern geleistet. Die Zahlungen sind als zweckgebundene Abgabe an das Land zu entrichten, das die Gelder an die Stiftung weiter leitet, die sie treuhänderisch verwaltet und für die Förderung von Maßnahmen Dritter oder für eigene Naturschutzprojekte einsetzt.