10 Millionen für Brandenburgs Natur und Klima: Minister Vogel stellt Jahresbilanz von NaturSchutzFonds und Ranger-Organisation vor
- Erschienen amPotsdam – Renaturierte Gewässer, neue Hecken und Bäume oder Amphibientunnel: 2022 hat die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg landesweit 48 Projekte Dritter gefördert sowie 35 eigene realisiert. Insgesamt wurden in die 83 Projekte im vergangenen Jahr 9,9 Millionen Euro für den Naturschutz im Land investiert. Seit ihrer Errichtung vor 28 Jahren konnte die Stiftung mit Partnern mehr als 175 Millionen Euro für den Schutz der biologischen Vielfalt in Brandenburg sichern. Mit ihrem neuen EU-Life-Projekt „Bachmuschel“ hilft die Stiftung, die Verpflichtungen des Landes zur Umsetzung europäischer Naturschutzvorschriften zu erfüllen. Die Naturwacht des Landes ist seit 2022 ausfinanziert.
Mit 12 der 14 Landkreise und der Stadt Cottbus war die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg im vergangenen Jahr nahezu im gesamten Land aktiv. Die meisten Projekte wurden 2022 in den Landkreisen Uckermark (16), Prignitz (neun) und Ostprignitz-Ruppin (fünf) gefördert.
Axel Vogel, Brandenburgs Umweltminister und Vorsitzender des Stiftungsrats:
„Das sind beachtliche 83 Projekte, die uns helfen, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Brandenburg zu stoppen. Wir freuen uns über die wachsende Bereitschaft bei vielen Menschen und Institutionen, sich für den Natur- und Artenschutz einzusetzen.“ Projekte des NaturSchutzFonds bedienten dabei nicht nur den Naturschutz, so Vogel weiter. „Viele auf Wasser und Gewässer bezogene Projekte helfen auch dem Klima- und Moorschutz sowie der Wasserwirtschaft“.
Außerdem würden von vielen Vorhaben auch Landwirtinnen und Landwirte profitieren.
Förderprojekte 2022
Zu den aktivsten Projektträgern zählte 2022 die Evangelische Kirche. Fünf Förderanträge von Kirchengemeinden im Norden Brandenburgs hat der NaturSchutzFonds bewilligt, zum Beispiel für die Pflanzung von Flurgehölzen bei Gantikow (Ostprignitz-Ruppin) und bei Vehlow-Brüsenhagen (Prignitz) oder für die Optimierung einer Friedhofsgruft als Fledermausquartier im Pfarramt Boitzenburg (Uckermark).
Im Landkreis Elbe-Elster verbessert der Gewässerunterhaltungsverband Kremnitz-Neugraben mit Fördergeldern der Stiftung den Wasserhaushalt im Einzugsgebiet des Affengrabens zwischen Wiederau und Neudeck. Im Landkreis Oder-Spree renaturiert die Schlossgut Alt Madlitz GmbH die Feldsölle Wilmersdorf. Das Amt Barnim Oderbruch (Märkisch-Oderland) pflanzt Bäume in der Gemeinde Neulewin. Im Landkreis Uckermark hat das Amt Gramzow mit Fördermitteln alte Kopfweiden gepflegt, während das Amt Gartz (Oder) mit der Revitalisierung des Todtlägersees beginnen kann.
„Erfolgreicher Naturschutz ist für uns nur gemeinsam mit den Akteuren vor Ort möglich. Hier stehen wir landesweit als Partner bereit, um Projekte zu unterstützen“,
sagt Dr. Holger Rößling, Geschäftsführer des NaturSchutzFonds.
Stiftungseigene Projekte
Neben der Förderung Dritter setzte der NaturSchutzFonds vergangenes Jahr 35 eigene Naturschutzprojekte um. So hat die Stiftung in Abstimmung mit dem Landesbetrieb Forst einen Ablaufgraben an fünf Stellen verschlossen, um den Wasserhaushalt im Natura-2000-Gebiet „Rauhes Luch“ nördlich von Luckenwalde (Teltow-Fläming) zu stabilisieren. Dadurch wird das Wasser im Moor zurückgehalten und die Entwässerung gebremst. Ein Beispiel dafür, dass der Naturschutzfonds auch an der Schnittstelle von Natur- und Klimaschutz eine wichtige Rolle spielt.
Im Eigentum der Stiftung befinden sich die Retziner Teiche westlich von Pritzwalk im Landkreis Prignitz. Gemeinsam mit ihrem Flächenpächter und einem engagierten Anwohner wurde hier ein Zulaufgraben beräumt und entkrautet. Neu abgedichtete Ein- und Ablaufwerke halten nun wieder das Wasser in diesem für Amphibien und Vögel wichtigen Feuchtlebensraum.
Mit „LIFE Bachmuschel“ geht die Stiftung NaturSchutzFonds bereits ihr fünftes von der Europäischen Union gefördertes Projekt an. Dafür fließen in den kommenden zehn Jahren mehr als acht Millionen Euro aus dem LIFE-Programm der EU für Natur-, Arten- und Gewässerschutz nach Brandenburg. Ziel ist es, die Populationen der Bachmuschel in neun Fließgewässersystemen im Land Brandenburg zu erhalten und zu vergrößern. Schwerpunktgewässer des Projekts sind die Stepenitz, die Dosse und der Rhin, die Dahme und der Spreewald. Hier sollen geeignete Lebensräume sowohl für die Muscheln als auch für deren Wirtsfische geschaffen werden. Das Projekt bekam 2022 als einzige Bewerbung aus Deutschland den Zuschlag und steht auch stellvertretend für den Schutz von Feuchtlebensräumen in Brandenburg. Projekte wie „LIFE Bachmuschel“ sind für die Erfüllung der europäischen Naturschutzverpflichtungen unerlässlich. Jeder hier investierte Euro entlastet den Landeshaushalt.
Umweltminister Axel Vogel:
„In Zeiten zunehmender Dürre und Trockenheit müssen wir jeden Liter Wasser so lange wie möglich in unseren Landschaften halten und uns um die Grundwasserneubildung kümmern.“
Ersatzzahlungen als finanzielles Fundament für Naturschutz
Ein wichtiges finanzielles Fundament für die Arbeit des NaturSchutzFonds sind die Ersatzzahlungen. Sie werden von den Verursachern von Eingriffen wie etwa dem Bau einer Windenergieanlage geleistet, wenn die entstehenden Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft nicht vermieden oder durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden können.
„Die Stiftung verwaltet die Ersatzzahlung und sorgt dafür, dass die Gelder wieder in den Landkreisen und Naturräumen eingesetzt werden, in denen die Eingriffe verursacht wurden“,
so Geschäftsführer Dr. Holger Rößling.
Seit ihrer Errichtung vor 28 Jahren konnte die Stiftung mehr als 81 Millionen Euro für den Naturschutz im Land bereitstellen. Gemeinsam mit ihren zahlreichen Partnern half sie zudem, rund 94 Millionen Euro an Drittmitteln für das Land zu sichern. In Summe ergibt das mehr als 175 Millionen Euro für den Schutz der biologischen Vielfalt in Brandenburg.
Bilanz der Naturwacht Brandenburg in 2022
Die 89 Rangerinnen und Ranger der Naturwacht Brandenburg arbeiten seit 1991 in 15 Nationalen Naturlandschaften des Landes als Mittler zwischen Mensch und Natur.
Umweltminister Axel Vogel:
„2022 wurde ein wichtiger Meilenstein für die Naturwacht erreicht: Nach über 30 Jahren Einsatz für Mensch und Natur ist die Rangerorganisation nun durch das Land ausfinanziert. Ich freue mich sehr, dass wir diese wichtige Weiche für die Zukunft stellen konnten.“
Auf rund 9.000 Quadratkilometern – einem Drittel der Landesfläche – erfassen die Rangerinnen und Ranger regelmäßig Daten zur Entwicklung von Lebensräumen sowie Tier- und Pflanzenbeständen.
„2022 hat die Naturwacht mehr als 10.000 Datensätze für das Monitoring angelegt. So sehen wir, wo der Naturschutz vorankommt und wo wir noch besser werden müssen“,
sagt Umweltminister Vogel.
Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg beispielsweise ermittelte die Naturwacht für Braunkehlchen, Grauammer, Ortolan und Sperbergrasmücke gleichbleibende oder sogar positive Brutbestände im Vergleich zur letzten Erfassung.
„Dieses schöne Ergebnis unterstreicht, wie wichtig die Nationalen Naturlandschaften für den Erhalt unserer biologischen Vielfalt sind. In der Normallandschaft und ohne Schutzbemühungen geht es Arten wie dem Braunkehlchen deutlich schlechter“,
erklärt Britta Schmidt, die Leiterin der Naturwacht Brandenburg.
Die Wildkatze scheint nach Brandenburg zurückzukehren. Erste Ergebnisse eines Monitorings zeigen, dass sich die Wildkatze im Bereich des Hohen und Niederen Fläming sowie in der Schorfheide wieder etablieren könnte. Die Naturwacht arbeitet gemeinsam mit dem Landesamt für Umwelt, dem BUND Brandenburg und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung an dem Projekt.
Die Zahl der festgestellten Verstöße lag 2022 in den 15 Nationalen Naturlandschaften mit 2.396 Fällen erneut vergleichbar hoch wie in den beiden Vorjahren. Die häufigsten Verstöße wie illegales Campen (234), Feuer (193) und Missachtung des Wegegebotes (533) hängen mit Freizeitaktivitäten zusammen. Eine Zunahme registrierte die Naturwacht im Bereich illegaler Hausmüll- (332) und Sondermüllablagerungen (76).
Weiterhin ist das Interesse ehrenamtlich tätiger Menschen groß, die Rangerinnen und Ranger bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Rund 360 Freiwillige leisteten 2022 mehr als 10.000 Arbeitsstunden bei der Landschaftspflege, beim Artenschutz, im Monitoring seltener Arten oder bei der Betreuung der Junior-Ranger-Gruppen.
Mit ihren Angeboten im Bereich der Umweltbildung sowie der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erreichte die Naturwacht 2022 an Schulen und Kitas mehr als 7.000 Kinder und Jugendliche. Stark nachgefragt waren auch die angebotenen RangerTouren der Naturwacht. An den insgesamt 435 Führungen nahmen etwa 5.700 Menschen teil.