Treibhausgasbilanz Brandenburg zeigt Fortschritte – Aber weiterhin großer Handlungsbedarf beim Klimaschutz
- Erschienen amPotsdam – In Brandenburg zeigen sich seit 2019 Fortschritte bei der Minderung der Treibhausgasemissionen – es werden aber auch die weiteren Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität 2050 deutlich. Einen Tag nach der Vorstellung der bundesweiten Klimabilanz 2020 durch das Bundesumweltministerium hat Klimaschutzminister Axel Vogel die aktuellen Daten des Landesamts für Umwelt zu den Treibhausgasemissionen in Brandenburg vorgestellt.
Deutschlandweit sind die Klimagasemissionen um 41 Prozent gegenüber 1990 gesunken. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr rund 70 Millionen Tonnen Treibhausgase weniger freigesetzt – das entspricht einer Minderung gegenüber 2019 von 8,7 Prozent.
In Brandenburg wurden im Jahr 2020 rund 51 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert – das sind rund 4,3 Millionen Tonnen oder 9,5 Prozent weniger als 2019. Das geht aus den Emissionsdaten des Landesamts für Umwelt (LfU) hervor. Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen in Brandenburg insgesamt um 57 Prozent.
Klimaschutzminister Axel Vogel: „Wir sehen in Brandenburg seit 2019 deutliche Fortschritte beim Klimaschutz. Die Treibhausgasemissionen sanken von 2018 bis 2020 um 12 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, das ist eine Minderung um 18 Prozent. Fortschritte gab es dabei in fast allen Bereichen, besonders aber in der Energiewirtschaft. Der Braunkohleausstieg hat in Brandenburg dabei den größten Minderungsbeitrag geleistet.“
So ist durch die Reservestellung zweier Kraftwerksblöcke in Jänschwalde seit Ende 2018 eine CO2-Minderung von insgesamt etwa 8 Millionen Tonnen CO2 erzielt worden. Die Minderung von 2018 auf 2019 in Höhe von 6,7 Millionen Tonnen oder 10,5 Prozent ging dabei fast ausschließlich auf Reduktionen bei der Braunkohleverstromung zurück.
Auch die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 zu einem Rückgang der Klimaemissionen in Brandenburg beigetragen – der „Corona-Effekt“ erklärt allerdings nur einen Teil der Minderungen: Die Zahlen des LfU verdeutlichen, dass im Jahr 2020 nur gut die Hälfte der Minderungen auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist, vor allem im Verkehrs-, Industrie- und Energiebereich. Auch spielen Klima-beziehungsweise Wettereinflüsse auf den Heizenergieverbrauch und die landwirtschaftliche Tier- und Pflanzenproduktion eine Rolle.
Trotz der Erfolge blieben die Herausforderungen in Brandenburg groß, so Minister Axel Vogel: „Die Rückgänge bei den Brandenburger Klimaemissionen seit 2018 sind einerseits dem Abschalten von zwei Kohleblöcken am Standort Jänschwalde geschuldet. Andererseits schlagen coronabedingte Sondereffekte zu Buche, auf denen wir uns nicht ausruhen dürfen.“ Bei einer Normalisierung des Mobilitätsverhaltens und der wirtschaftlichen Aktivität könnten im Verkehrssektor oder bei der Industrieproduktion schnell wieder Emissionsmengen wie vor der Pandemie erreicht werden. „Deshalb muss es uns in den nächsten Jahren gelingen, den Strukturwandel hin zu einem klimaneutralen Brandenburg einzuleiten. Auf den bereits erreichten Minderungserfolgen müssen wir aufbauen und diese verstetigen“, sagt Klimaschutzminister Vogel.
Große Potentiale liegen bei der weiteren Senkung der Emissionen aus der Braunkohle. Laut Ausstiegspfad des Kohleausstiegsgesetzes werden die Kraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe endgültig mit jährlichen Emissionen von bis zu insgesamt 28 Millionen Tonnen CO2 in Brandenburg 2038 abgeschaltet. Zudem muss der Ausbau der erneuerbaren Energien weiterhin erfolgreich vorangebracht werden und der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft gelingen. Auch im Gebäude- und Verkehrsbereich sind erhebliche Fortschritte nötig, beispielsweise bei der Elektromobilität, der Stärkung des öffentlichen Personennah- sowie des Rad- und Fußverkehrs, bei der energetischen Gebäudesanierung oder beim Einsatz der erneuerbaren Wärme.
Axel Vogel: „Wir müssen jetzt für Brandenburg definieren, wie unser Pfad hin zur Treibhausgasneutralität aussieht. Dafür werden wir einen Klimaplan aufstellen, der zum ersten Mal eine umfassende Klimaschutzstrategie für Brandenburg definieren wird, damit Brandenburg gemäß der Zielsetzung der Landesregierung spätestens 2050 klimaneutral leben und wirtschaften kann.“
Brandenburg hat sich im Koalitionsvertrag und in einem Landtagsbeschluss 2020 zu klaren Klimaschutzzielen bekannt: Das Land wird seinen Beitrag dafür leisten, dass entsprechend dem Pariser Klimaschutzabkommens die globale Temperaturerhöhung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf höchstens 1,5 Grad begrenzt werden soll.
Das Klimaschutzgesetz des Bundes gibt jährliche Emissionsobergrenzen für die einzelnen Sektoren vor. Deshalb muss Brandenburg für die einzelnen Sektoren Ziele definieren und ein Maßnahmenprogramm ausarbeiten, mit dem diese Ziele erreicht werden können. Alle zwei Jahre wird es im Land ein wissenschaftliches Monitoring geben. Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe – alle Ressorts in der Landesregierung sind dabei gefordert, ihre Sektorstrategien in Richtung Klimaneutralität weiterzuentwickeln und zum Klimaschutz beizutragen.
Um die Grundlagen für die Erarbeitung des Klimaplans zu schaffen, bringt das Klimaschutzministerium jetzt ein wissenschaftliches Gutachten auf den Weg, das im ersten Schritt eine umfassende klimapolitische Bestands- und Potenzialanalyse in Brandenburg vornimmt. Auf dieser Basis werden Zielszenarien im Hinblick auf 2050 errechnet sowie Vorschläge für Handlungsfelder und Maßnahmen entwickelt. Im Frühjahr wird ein Gutachterteam seine Arbeit aufnehmen, um die wissenschaftlichen Grundlagen für den Klimaplan in Brandenburg zu legen.