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Fit für die Zukunft: NaturSchutzFonds hat EU-Projekt für gefährdete Auen- und Moorwälder erfolgreich abgeschlossen

- Erschienen am 17.01.2024

Potsdam – Mit dem Abschluss der Bauarbeiten in der Prignitz hat die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg ihr Großprojekt „LIFE Feuchtwälder“ erfolgreich zu Ende gebracht: In den vergangenen neun Jahren hat die Landesnaturschutzstiftung mit Fördermitteln der Europäischen Union an den Fließgewässern Dahme, Rhin und Stepenitz unter anderem zahlreiche Entwässerungsgräben verschlossen, Altarme wieder an Gewässer angeschlossen sowie Hecken und Bäume gepflanzt, um europaweit gefährdete Auen- und Moorwälder zu schützen.

„Seit einigen Wochen lassen Niederschläge Flüsse, Seen und auch das Grundwasser ansteigen. Durch die Klimaveränderungen ist künftig häufiger mit Hochwasserereignissen in den Wintermonaten zu rechnen. Gleichzeitig werden als weitere Folge der Erderwärmung Dürren und Trockenphasen zunehmen. Auf beides müssen wir uns einstellen. Um Brandenburg gegen Trockenphasen besser zu wappnen, müssen wir das Wasser so lange wie möglich in unseren Landschaften halten. Brandenburgs kleinere Flüsse und ihre Auenlandschaften spielen hierbei eine wichtige Rolle. Zudem sind sie Kohlenstoffspeicher, puffern als natürlicher Rückhalt Hochwasser ab und sind artenreiche Lebensräume. Leisten können sie das nur, wenn sie intakt sind. Die Renaturierung dieser Feuchtlebensräume hat deshalb hohe Priorität. Mit ihrem Projekt LIFE Feuchtwälder hat die Stiftung hierfür einen wichtigen Beitrag für das Land geleistet“,

so Umweltminister Axel Vogel.

Wertvolle Auenlebensräume wiederhergestellt

Brandenburg ist gewässer- und moorreich: 3.000 Seen, über 30.000 Kilometer Fließgewässer und 150.000 Hektar Moore prägen das Bundesland. An den Ufern vieler dieser Fließgewässer und in den Feuchtgebieten haben sich Wälder entwickelt, die zu den artenreichsten in Mitteleuropa gehören. Auen- und Moorwälder beheimaten viele hochspezialisierte Pflanzen- und Tierarten, die oft nur hier vorkommen.

Das Projekt „LIFE Feuchtwälder“ der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg hat sich von 2014 bis 2023 um diese wertvollen Lebensräume gekümmert. In zehn Natura- 2000-Gebieten hat das Projektteam Fließgewässerabschnitte von Dahme, Rhin und Stepenitz mit ihren Auen- und Moorwäldern fit für die Zukunft gemacht.

Feuchtwälder-Projektleiter Michael Zauft:

„Obwohl viele dieser kleineren Fließgewässer auf den ersten Blick natürlich anmuten, sind sie durch den Menschen beeinflusst. Um Flächen für Weidetiere und den Ackerbau zu gewinnen, wurden sie auf weiten Strecken begradigt, ausgebaut und eingedeicht. Die Folge: Auen wurden nicht mehr regelmäßig überschwemmt und Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen ging verloren. Die typische Erle zum Beispiel braucht die wechselnden Wasserstände, sonst stirbt sie ab.“

Insgesamt hat das Projektteam mehr als acht Kilometer Entwässerungsgräben verschlossen und sieben ehemalige Flussarme wieder angeschlossen. Dadurch bleibt das Wasser länger in der Landschaft, davon profitieren Moore und Auen. Auch die typischen Wälder können sich hier wieder entwickeln. Auf acht Hektar hat die Stiftung dabei Starthilfe gegeben und mehr als 3.500 Bäume und Sträucher wie Flatter-Ulme, Mandel-Weide und Stieleichen gepflanzt. Aus diesen Bäumen entwickeln sich die Auwälder der Zukunft.

Außerdem hat das Team von „LIFE Feuchtwälder“ 5.000 Tonnen Kies und 250 Kubikmeter Holz in die Gewässer einbauen lassen. Diese Materialien bringen wieder Schwung und eine natürliche Dynamik in begradigte Flüsse. Sie stoßen eine naturnähere Fließgewässerentwicklung an und sorgen für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt.

Finaler Bauabschnitt in der Prignitz

Kürzlich hat die Stiftung die finale Baustelle des Projekts in der Prignitz abgenommen. In einem 20 Kilometer langen Abschnitt der Stepenitz und der Dömnitz zwischen Lockstädt und Rohlsdorf wurden etwa 1.300 Tonnen Kies sowie Totholz in begradigte und eingetiefte Flussabschnitte eingebaut. Die damit entstandene natürliche Flussdynamik mit vielfältigen Strukturen und Rauheitselementen sorgt auch dafür, dass Hochwasserwellen entlang des Flusses zeitlich verzögert und gemindert werden können. „Das Wasser umkurvt nun die eingebauten Hindernisse, strömt an den Engstellen schneller, um dann wieder langsam dahin zu fließen. So entwickelt sich wieder die natürliche Flussdynamik. Der Kies stabilisiert dabei die Gewässersohle und bietet zudem Laichplätze für Lachs, Meerforelle aber auch Lebensraum für Bachneunauge und Bachmuschel“, erläutert Michael Zauft. Gleichzeitig wird durch den Kies der Wasserstand bei Niedrigwasser in den Gewässern und ihren Auen angehoben.

Ersatzzahlungen mit EU-Geldern kombiniert

Mehr als fünf Millionen Euro hat die Stiftung NaturSchutzFonds für ihr großes Naturschutzprojekt in den Landkreise Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Oberhavel und Dahme-Spreewald eingesetzt. Davon stammen rund 3,8 Millionen Euro aus EU-Mitteln, die die Stiftung nach Brandenburg geholt hat. Weitere 1,3 Millionen Euro kommen aus den Ersatzzahlungen. Ersatzzahlungen werden von Verursachern von Eingriffen wie etwa dem Bau einer Windenergieanlage geleistet, wenn die dadurch entstehenden Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft nicht vermieden oder durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden können. Die Stiftung verwaltet diese Gelder und sorgt dafür, dass sie wieder in den Landkreisen und Naturräumen eingesetzt werden, in denen Eingriffe verursacht wurden.

Erfahrungen kommen neuem Bachmuschel-Projekt zugute

„Es gibt noch eine Menge an unseren Gewässern zu tun. Die Erfahrungen aus LIFE Feuchtwälder können wir direkt in das nächste große Projekt einbringen, in dem wir uns um die Bachmuschel und ihren Lebensraum kümmern“,

so Michael Zauft.

Mit „LIFE Bachmuschel“ geht die Stiftung NaturSchutzFonds bereits ihr fünftes von der Europäischen Union gefördertes Projekt an. Dafür fließen in den kommenden zehn Jahren mehr als acht Millionen Euro aus dem LIFE-Programm der EU für Natur-, Arten- und Gewässerschutz nach Brandenburg. Ziel ist es, die Populationen der Bachmuschel in neun Fließgewässersystemen im Land Brandenburg zu erhalten und zu vergrößern. Schwerpunktgewässer des Projekts sind die Stepenitz, die Dosse und der Rhin, die Dahme und der Spreewald. Hier sollen geeignete Lebensräume sowohl für die Muscheln als auch für deren Wirtsfische geschaffen werden.

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Um die Vielfalt und die natürliche Schönheit der märkischen Landschaften zwischen Elbe und Oder, Lausitz und Uckermark auch für die kommenden Generationen zu bewahren, hat das Land Brandenburg die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg errichtet. Seit 1995 betreut die Stiftung die Ersatzzahlung im Land Brandenburg. 1.100 Naturschutzprojekte hat die Stiftung in diesen Jahren gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Landwirtschaftsbetriebe, Kirchengemeinden oder Privatpersonen möglich gemacht oder in eigener Trägerschaft verwirklicht.

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