Landeskompetenzzentrum Forst diskutiert mit Wissenschaftlern und Praktikern Wege zur Waldverjüngung und Wiederbewaldung
- Erschienen amEberswalde – Über 200 Forstleute aus Wissenschaft und Praxis haben sich heute auf dem jährlichen Winterkolloquium des Landeskompetenzzentrums (LFE) über die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die Walderneuerung informiert und Ergebnisse der Waldforschung diskutiert. Eine kontinuierliche und vitale Waldverjüngung ist die Voraussetzung dafür, dass der Wald seine Funktionen als Kohlenstoffsenke, Rohstofflieferant, Lebensraum und Erholungsort erfüllen kann. Die Veranstaltung ist ab 9 Uhr auch im Livestream zu verfolgen.
Das Eberswalder Waldkolloquium greift jedes Jahr aktuelle Themen aus der Forstpraxis auf und stellt die Forschungsergebnisse dazu vor. Bei den 2024 im Fokus stehenden Themen Waldverjüngung und Waldbegründung geht es unter anderem um Potenziale und Grenzen von Naturverjüngung, die Verfügbarkeit von Saat- und Pflanzgut, um Saatverfahren mit Maschinen sowie um Modelle, die bei der richtigen Baumartenwahl unterstützen können. Außerdem sind der Einfluss von Witterung, Insekten und Pilzen sowie des Wildbestands Thema. Die Veranstaltung gewährt einen Einblick in das seit 2022 neu etablierte Verjüngungs- und Wildeinflussmonitoring.
Die Bewirtschaftung der Wälder war in der Waldgeschichte wechselnden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen unterworfen. Im 18. Jahrhundert führte der wachsende Bedarf an Holz in den Glashütten, Köhlereien, Teer- und Kalkbrennereien und an Bau- und Brennholz in den Städten zu einer Übernutzung des Waldes: Es wurde mehr Holz genutzt als nachgewachsen ist, ganze Landstriche wurden entwaldet. Waldweide und Streunutzung brachten eine Nährstoffverarmung mit sich und verhinderten eine natürliche Waldverjüngung. Diese Böden genügten dann nur noch dem Anbau von Pionierbaumarten wie der Kiefer und der Birke. Deshalb wurde damals auf Kiefernsaaten gesetzt, um die nächste Baumgeneration zu schaffen. Durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg und die nachfolgenden Reparationszahlungen entstanden erneut große Kahlflächen, die meist mit leicht zu etablierenden und gut verfügbaren Kiefernpflanzen aufgeforstet werden konnten. Ansätze, diese Wälder mit Laubholz anzureichern, scheiterten Anfang der 1970er Jahre erneut, als in der Forstwirtschaft auf dem Gebiet der ehemaligen DDR industriemäßige Produktionsmethoden eingeführt wurden. Erst mit der politischen Wende kam es Anfang der 1990er Jahre dazu, dass wieder verstärkt Laubholz angebaut wurde.
Mit den Auswirkungen der Klimaveränderungen gehen neue Herausforderungen für die Waldbewirtschaftung einher. Wiederkehrende Dürreperioden in der Vegetationszeit und extreme Hitzewellen machen dem Wald zu schaffen. Mit dem Klimawandel verändern sich auch die Aufwuchsbedingungen für junge Bäume und Sträucher. Die Forstwirtschaft muss sich auf diese Veränderungen einstellen. Neben Praxiserfahrung braucht es dazu vor allem belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse. Dürren, Waldbrände und Insektenkalamitäten sorgten in den letzten Jahren für erhebliche Schadflächen, die wiederbewaldet werden müssen. Landesweit ist der Wildverbiss nach wie vor ein großes Problem, durch den natürliche Waldverjüngung zunichte gemacht wird oder gar nicht erst entstehen kann.
Das LFE als Teil des Landesbetriebes Forst Brandenburg ist ein angewandtes Forschungszentrum für den Brandenburger Wald. Zu seinen Aufgaben zählen neben Forschung, Inventuren und Monitoring auch die Wissensvermittlung zu einem breiten Themenspektrum rund um Waldökosysteme.