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Rückblick auf den Zukunftsdialog am 15. Februar 2024

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Am 15. Februar 2024 trafen sich Fachleute sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger zum Zukunftsdialog im Gemeindezentrum Caputh, Schwielowsee. Im Vorfeld der Veranstaltung leitete die Klima-Initiative Schwielowsee eine Begehung der Uferregion des Caputher Sees und zu einem angrenzenden Moor. Es nahmen Minister Vogel, Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde und interessierte Bürgerinnen und Bürger teil.

Rückblick auf die Veranstaltung

Zum Podium gehörten:

  • Axel Vogel
    Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg
  • Kerstin Hoppe
    Bürgermeisterin Gemeinde Schwielowsee, Landkreis Potsdam-Mittelmark
  • Daniela Setton
    Leiterin des Referats „Klimaschutz, Nachhaltigkeit“, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Land Brandenburg
  • Christian Wessel
    Vorstand des gemeinnützigen Klima-Initiative Schwielowsee e.V.

Moderatorin Marie Günther begrüßte die Teilnehmenden zum achten "Zukunftsdialog".

Die Bürgermeisterin der Gemeinde Schwielowsee, Kerstin Hoppe, eröffnete die Veranstaltung und berichtete über die Klimapolitik in ihrer Gemeinde und von dem im Jahr 2013 gegründeten Klimabeirat für Schwielowsee. Dort sind neben Politik und Verwaltung Initiativen und interessierte Bürger aus allen Ortsteilen beteiligt. Die Gemeinde verabschiedete mithilfe von Fördermitteln des Bundes und mit externer Beratung 2014 das erste Klima-Leitbild. Im Juni 2020 wurde dann nach Ergänzung und Anpassung an neue Bundes- und Landesvorgaben das aktuelle Klima-Leitbild verabschiedet. Ein Kernziel ist die Reduktion der CO2-Emssionen je Einwohner und Jahr: bis 2030 auf 4,7 Tonnen und bis 2050 auf zwei Tonnen CO2. Das soll unter anderem mit der energetischen Sanierung von einem Prozent des Gebäudebestandes und mit Energieeinsparungen von jährlich einem Prozent erreicht werden.

Ein weiteres Kernziel ist der weitgehende Verzicht auf fossile Energieträger und Windkraft, Photovoltaik und Geothermie verstärkt zu nutzen: Die Ausbauziele beziffert Hoppe auf vier Megawatt Leistung bis 2030 und zehn Megawattleistung bis 2050. Der Gemeinde werden Einnahmen von 80.000 Euro pro Jahr allein aus dem Betrieb der neuen Windkraftanlage in der Ortslage Ferch prognostiziert.

Der Verkehr verursacht 25 Prozent der CO2-Emissionen der Gemeinde Schwielowsee. Angestrebt wird deshalb das bestehende ÖPNV-Angebot auszubauen und die Linien-Anbindung zum Regional­verkehr zu verbessern, denn Schwielowsee sei im Verbund des ÖPNV „nur das letzte Glied“, so Hoppe. Buslinie 607 fährt nun im 20-Minuten-Takt. Nächste Ziele: beim Busverkehr ein Ringschluss um den Schwielowsee, umweltgerechtere Gästemobilität und ein attraktives Angebot an Ruftaxis und Leihfahrrädern. Allein die Umrüstung der Straßen­be­leuchtung auf LED werde pro Jahr 15,9 Tonnen CO2 einsparen. Das Klima-Leitbild trifft Fest­setzungen zu nachhaltiger öffentlicher Beschaffung, Fair Trade und Kreislaufwirtschaft. Es adressiert zudem die Netzwerkbildung zum Ausbaus der Kooperation mit den Nachbar­gemeinden. Hoppe setzt auf geteilte Verantwortung: „jede kleine Maßnahme bringt uns weiter“.

Minister Axel Vogel betonte die Bedeutung der Moore und knüpfte damit an die Exkursion am Caputher See an. Moore sind mit Emissionen von jährlich sieben Millionen Tonnen CO2 eine der größten Emittenten von Treibhausgasen im Land Brandenburg - nach der Kohleverstromung; der Verkehr verursacht 5,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Die Herausforderungen sind groß. Zur Senkung der großen Emissionsmengen setzt Minister Vogel auf den Kohleausstieg und auf die Niedermoorbewirtschaftung. Um Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen, würden bereits Milliardenbudgets in den Klimaschutz, die Verkehrs- und die Wärmewende investiert. Man müsse darauf reagieren, dass sich die Erde gerade „in einem unglaublichen Ausmaß“ erwärmt und das Klima auf Kipp-Punkte zusteuert, die auch im Land Brandenburg schwerwiegende Auswirkungen haben. Das Abschmelzen des Grönlandeises lässt Meeresspiegel steigen, verändert Meeresströmungen und betrifft auch das nur zehn Zentimeter über dem aktuellen Meeresspiegel liegende Gebiet nördlich des Nationalparks Unteres Odertal. Es ist davon auszugehen, dass künftig mehr Extremwetterereignisse wie Dürre, Starkregen und Stürme eintreten. Die Marke zur Begrenzung der weltweiten Klimaerwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter wird aktuell gerissen.

Daniela Setton stellte die Herausforderungen beim Klimaschutz in Brandenburg vor, den Stand der Erarbeitung und zentrale Inhalte des Klimaplans. Dieser besteht aus einer ressortübergreifenden Klimastrategie mit einem ambitionierten Set an Klimazielen für die Jahre 2030 und 2040 und einem Maßnahmenprogramm. Ziel sei die Erreichung von Klimaneutralität bis spätestens 2045; das bedeutet insgesamt die Reduktion aller Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) auf die "Netto-Null" in allen Sektoren. Unvermeidbare Restemissionen wie beispielsweise in der Industrie oder Landwirtschaft müssten dann entsprechend kompensiert werden, Sektoren wie beispielsweise Verkehr und Energie dürfen keine THG-Emissionen mehr ausstoßen. Momentan gehe der Gesamttrend noch nicht Richtung Klimaneutralität.

Daniela Setton betonte, dass der Klimaplan kein Plan allein des Klimaschutzministeriums ist. Vielmehr haben alle Ressorts im Rahmen ihrer fachlichen Zuständigkeiten die strategische Grundlage wie auch die Maßnahmen in den jeweiligen Bereichen erarbeitet und sind für die Umsetzung der Maßnahmen zuständig. Sie beschrieb den Erarbeitungsprozess des Klimaplans vom Beginn im Jahr 2021 bis zu dem derzeit in finaler Abstimmung innerhalb der Landesregierung vorliegenden Entwurf. Es gebe noch keinen vom Kabinett verabschiedeten Klimaplan. Im Jahr 2022 betrugen die Treibhausgasemissionen im Land Brandenburg insgesamt 54 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, das entspricht sieben Prozent des bundesweiten Treibhausgas-Ausstoßes. Sie erläutert, dass über 40 Prozent der Gesamtemissionen im Land Brandenburg allein aus den Braunkohlekraftwerken kommen: 22,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Das Kohleausstiegsgesetz sieht auch für Brandenburg den Ausstieg vor und werde Wirkung mit großen Minderungen bis zum Jahr 2038 zeigen. Weitere große Treibhausgasemittenten sind die energieintensive Industrie (Stahlerzeugung, Raffinerie und Zementherstellung) und die Brandenburger Moore (7,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente). Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) ist Brandenburg Spitzenreiter. In der Energiestrategie 2040 ist das Ziel verankert, bis 2030 einen Anteil von 100 Prozent der Stromerzeugung aus EE am Bruttostromverbrauch zu erreichen. Aktuell steht Brandenburg hier schon bei 89 Prozent, im Wärmebereich liegt der EE-Anteil allerdings erst bei 13 Prozent. Dies mache die noch bestehenden Herausforderungen deutlich. Im Verkehr setze das neue Mobilitätsgesetz des Landes Brandenburg wichtige Impulse. Als eines von über 100 Maßnahmen des Klimaplans nannte Daniela Setton beispielhaft das "Transformations- und Klimaschutzpaket für Kommunen" im Rahmen des Brandenburg Pakets, das mit einem Volumen von 41,5 Millionen Euro für den pauschalen Ausgleich von Investitionen die Brandenburger Kommunen für die Jahre 2023/2024 dabei unterstützt, unabhängiger von fossilen Energien zu werden und Energiekosten durch Effizienzmaßnahmen zu sparen. Die Mittel werden unbürokratisch an alle Brandenburger Kommunen ausgereicht und in Eigenverantwortung eingesetzt. Daniela Setton äußerte ihre Hoffnung, dass auch die Gemeinde Schwielowsee mit den Mitteln ihr Engagement für Klimaschutz und Energiewende verstärken könne.

Christian Wessel stellte die 2020 gegründete Klima-Initiative Schwielowsee vor. Sie engagiert sich für den Wald und Waldumbau, für einen gesunden Zustand des Caputher Sees und in der kommunalen Wärmeplanung. Sie sucht Lösungen gegen Wassermangel, bringt sich in dem laufenden INSEK-Prozess bei den Themen Wohnen und Verkehr ein. Ihr Leitbild und Motto setzt auf Kommunikation: "Informieren, sensibilisieren, diskutieren – gemeinsam handeln!"

Die Initiative hat seit ihrer Gründung mehr als 20 Veranstaltungen organisiert, viele Ideen und will mit konkreten Aktivitäten noch mehr schaffen. Laut Wessel verläuft das nicht konfliktfrei, es sei aber gut, miteinander zu sprechen, auszuloten, was machbar ist und wie Mehrheiten dafür gewonnen werden können. Um die Qualität des Caputher Sees zu verbessern, setzt sich die Initiative für das Abfischen von Silberkarpfen und Marmorkarpfen ein und für ein dauerhaftes Wiederherstellen des Wasserspiegels auf mindestens 30,60 Meter. Im Zusammenhang von Siedlungsentwicklung und Mobilität will die Initiative mehr Menschen dazu bewegen, öfter die in der Gemeinde vorhandenen Radwege, die kostenfreien Lastenräder und den ÖPNV zu nutzen. Um mehr bewirken zu können, wünscht sich Christian Wessel einen Klimabeirat 2.0 und einen kommunalen Klimaschutzmanager für die Gemeinde Schwielowsee und kündigt an „Wir wollen Klimaschutz-Gemeinde werden!“

In der anschließenden Diskussion wurden zahlreiche Fragen zu Umwelt- und Klimaschutz angesprochen. Von besonderem Interesse waren der Regenwasserrückhalt und Waldumbau.

Intensiv wurde diskutiert, welche Rahmenbedingungen in der Gemeinde und auf privaten Grundstücken (Dächer, Gärten) wie verbessert werden können, um anfallendes Regenwasser zurückzuhalten und in Trockenperioden und bei Niedrigwasser zu nutzen. Beispielhaft berichtete Christian Wessel, für den Wasserrückhalt am Caputher See erfolge zur Zeit für einen Zeitraum von drei Jahren eine Probestauung, die 150.000 bis 200.000 Kubikmeter Wasser zurückhalten kann. Gemeinde und Klima-Initiative beobachten die Effekte sorgfältig, darunter den Einfluss auf das nahegelegene Moor und auf den Wasserpegel des Sees im Sommer.

Axel Vogel begrüßte diese Maßnahme ausdrücklich. Wasserrückhalt findet in Brandenburg in großem Maßstab statt. 90 Prozent der Gewässer sind künstlich oder stark verändert. Dieses regulierte System habe den Vorteil, dass etwas verändert werden kann - mit Vorteilen für Klimaschutz und die Klimaanpassung. Während auch Vorbereitungen für Starkregenereignisse getroffen werden müssen, brauche es einen hohen Wasserstand, um bei drohendem Niedrigwasser Wasserreserven verfügbar zu haben. Brandenburg hat als erstes Bundesland ein Pegelsystem und Maßnahmenkatalog auch für Niedrigwasser-Situationen eingeführt. Alle Gebiete in Brandenburg haben mit Kommunen und den Gewässerunterhaltungsverbänden Wasser-Manager eingestellt. Die neue Bauordnung macht Probestaus unkomplizierter, weil baurechtlich genehmigungsfrei, wenn bereits eine wasserrechtliche Genehmigung vorliegt.

Ein Anlieger vom Caputher See machte darauf aufmerksam, dass aufgrund des Probestaus das Wasser zu hoch stehe, über das Ufer laufe, Unterspülungen und bei Sturm Wellen verursacht. Er kritisierte dies und fragte, warum Anwohner bei der jetzt erfolgten Anstaumaßnahme nicht einbezogen wurden. Kerstin Hoppe erklärte dazu, dass eine Begehung mit 15 Bürgern stattfand, am 6. Februar ein Kompromiss erzielt wurde, der die Interessen der Anwohner berücksichtigt. Ein guter Abfluss benötige fünf Wochen.

Auch Christian Wessel versicherte, die Klima-Initiative strebt gemeinsame Lösungen an, ignoriere die Interessen der Anwohner nicht. Der beabsichtigte Wasserstand von 30,60 Meter betrage nun 30,72 Meter. Dazu haben die unerwarteten, deutlich größeren Niederschlagsmengen und die natürliche Aufstauung am Abfluss des Sees geführt. Durch die Probeaufstauung wird das Wasser nun länger im See gehalten mit dem Ziel, auch in den Sommermonaten das Moor feucht zu halten.

Ein Teilnehmer machte darauf aufmerksam, dass im See benötigtes Grundwasser auch in den Kiefer-Monokulturpflanzungen aus den 1950-er Jahren verdunste. Als CO2-Speicher und als Resilienzmaßnahme zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels brauche es Waldumbau und zusätzliche Pflanzungen. Brandenburg hat 1,1 Millionen Hektar Wald. Laut Axel Vogel ist der Waldumbau zentrales Thema, gelinge beim Landeswald gut, kommt insgesamt jedoch nur langsam voran. Trotz vorhandener Fördermittel sei es sehr schwierig an die 97.000 privaten Waldbesitzer mit kleinen Waldflächen von unter zehn Hektar heranzutreten. Minister Vogel setzt deshalb beim Waldumbau auf Forst­betriebsgemeinschaften und stark auf den Kommunalwald: Kommunen können Fördergelder erhalten. Auf Landesebene erwarte man ein neues Bundeswaldgesetz.

Auf die Frage, ob und wann der Klimaplan verabschiedet werde, erklärte Minister Vogel, wenige Fragen müssten noch geklärt werden. Der Klimaplan sei Teil des Koalitionsvertrags, „es wird einen Klimaplan geben“. Er nimmt wahr, dass es einen großen Bewusstseinswandel auf allen Ebenen gegeben hat. Klimaschutz bleibe dennoch eine Sisyphusarbeit. „Aber wenn wir das nicht und nicht jetzt machen, dann wird es richtig schwierig“, so der Minister. Was die Gemeinde und die Klimaschützer in Schwielowsee leisten, sei großartig und ein vorbildhaftes Beispiel für Andere.

Am 15. Februar 2024 trafen sich Fachleute sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger zum Zukunftsdialog im Gemeindezentrum Caputh, Schwielowsee. Im Vorfeld der Veranstaltung leitete die Klima-Initiative Schwielowsee eine Begehung der Uferregion des Caputher Sees und zu einem angrenzenden Moor. Es nahmen Minister Vogel, Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde und interessierte Bürgerinnen und Bürger teil.

Rückblick auf die Veranstaltung

Zum Podium gehörten:

  • Axel Vogel
    Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg
  • Kerstin Hoppe
    Bürgermeisterin Gemeinde Schwielowsee, Landkreis Potsdam-Mittelmark
  • Daniela Setton
    Leiterin des Referats „Klimaschutz, Nachhaltigkeit“, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Land Brandenburg
  • Christian Wessel
    Vorstand des gemeinnützigen Klima-Initiative Schwielowsee e.V.

Moderatorin Marie Günther begrüßte die Teilnehmenden zum achten "Zukunftsdialog".

Die Bürgermeisterin der Gemeinde Schwielowsee, Kerstin Hoppe, eröffnete die Veranstaltung und berichtete über die Klimapolitik in ihrer Gemeinde und von dem im Jahr 2013 gegründeten Klimabeirat für Schwielowsee. Dort sind neben Politik und Verwaltung Initiativen und interessierte Bürger aus allen Ortsteilen beteiligt. Die Gemeinde verabschiedete mithilfe von Fördermitteln des Bundes und mit externer Beratung 2014 das erste Klima-Leitbild. Im Juni 2020 wurde dann nach Ergänzung und Anpassung an neue Bundes- und Landesvorgaben das aktuelle Klima-Leitbild verabschiedet. Ein Kernziel ist die Reduktion der CO2-Emssionen je Einwohner und Jahr: bis 2030 auf 4,7 Tonnen und bis 2050 auf zwei Tonnen CO2. Das soll unter anderem mit der energetischen Sanierung von einem Prozent des Gebäudebestandes und mit Energieeinsparungen von jährlich einem Prozent erreicht werden.

Ein weiteres Kernziel ist der weitgehende Verzicht auf fossile Energieträger und Windkraft, Photovoltaik und Geothermie verstärkt zu nutzen: Die Ausbauziele beziffert Hoppe auf vier Megawatt Leistung bis 2030 und zehn Megawattleistung bis 2050. Der Gemeinde werden Einnahmen von 80.000 Euro pro Jahr allein aus dem Betrieb der neuen Windkraftanlage in der Ortslage Ferch prognostiziert.

Der Verkehr verursacht 25 Prozent der CO2-Emissionen der Gemeinde Schwielowsee. Angestrebt wird deshalb das bestehende ÖPNV-Angebot auszubauen und die Linien-Anbindung zum Regional­verkehr zu verbessern, denn Schwielowsee sei im Verbund des ÖPNV „nur das letzte Glied“, so Hoppe. Buslinie 607 fährt nun im 20-Minuten-Takt. Nächste Ziele: beim Busverkehr ein Ringschluss um den Schwielowsee, umweltgerechtere Gästemobilität und ein attraktives Angebot an Ruftaxis und Leihfahrrädern. Allein die Umrüstung der Straßen­be­leuchtung auf LED werde pro Jahr 15,9 Tonnen CO2 einsparen. Das Klima-Leitbild trifft Fest­setzungen zu nachhaltiger öffentlicher Beschaffung, Fair Trade und Kreislaufwirtschaft. Es adressiert zudem die Netzwerkbildung zum Ausbaus der Kooperation mit den Nachbar­gemeinden. Hoppe setzt auf geteilte Verantwortung: „jede kleine Maßnahme bringt uns weiter“.

Minister Axel Vogel betonte die Bedeutung der Moore und knüpfte damit an die Exkursion am Caputher See an. Moore sind mit Emissionen von jährlich sieben Millionen Tonnen CO2 eine der größten Emittenten von Treibhausgasen im Land Brandenburg - nach der Kohleverstromung; der Verkehr verursacht 5,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Die Herausforderungen sind groß. Zur Senkung der großen Emissionsmengen setzt Minister Vogel auf den Kohleausstieg und auf die Niedermoorbewirtschaftung. Um Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen, würden bereits Milliardenbudgets in den Klimaschutz, die Verkehrs- und die Wärmewende investiert. Man müsse darauf reagieren, dass sich die Erde gerade „in einem unglaublichen Ausmaß“ erwärmt und das Klima auf Kipp-Punkte zusteuert, die auch im Land Brandenburg schwerwiegende Auswirkungen haben. Das Abschmelzen des Grönlandeises lässt Meeresspiegel steigen, verändert Meeresströmungen und betrifft auch das nur zehn Zentimeter über dem aktuellen Meeresspiegel liegende Gebiet nördlich des Nationalparks Unteres Odertal. Es ist davon auszugehen, dass künftig mehr Extremwetterereignisse wie Dürre, Starkregen und Stürme eintreten. Die Marke zur Begrenzung der weltweiten Klimaerwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter wird aktuell gerissen.

Daniela Setton stellte die Herausforderungen beim Klimaschutz in Brandenburg vor, den Stand der Erarbeitung und zentrale Inhalte des Klimaplans. Dieser besteht aus einer ressortübergreifenden Klimastrategie mit einem ambitionierten Set an Klimazielen für die Jahre 2030 und 2040 und einem Maßnahmenprogramm. Ziel sei die Erreichung von Klimaneutralität bis spätestens 2045; das bedeutet insgesamt die Reduktion aller Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) auf die "Netto-Null" in allen Sektoren. Unvermeidbare Restemissionen wie beispielsweise in der Industrie oder Landwirtschaft müssten dann entsprechend kompensiert werden, Sektoren wie beispielsweise Verkehr und Energie dürfen keine THG-Emissionen mehr ausstoßen. Momentan gehe der Gesamttrend noch nicht Richtung Klimaneutralität.

Daniela Setton betonte, dass der Klimaplan kein Plan allein des Klimaschutzministeriums ist. Vielmehr haben alle Ressorts im Rahmen ihrer fachlichen Zuständigkeiten die strategische Grundlage wie auch die Maßnahmen in den jeweiligen Bereichen erarbeitet und sind für die Umsetzung der Maßnahmen zuständig. Sie beschrieb den Erarbeitungsprozess des Klimaplans vom Beginn im Jahr 2021 bis zu dem derzeit in finaler Abstimmung innerhalb der Landesregierung vorliegenden Entwurf. Es gebe noch keinen vom Kabinett verabschiedeten Klimaplan. Im Jahr 2022 betrugen die Treibhausgasemissionen im Land Brandenburg insgesamt 54 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, das entspricht sieben Prozent des bundesweiten Treibhausgas-Ausstoßes. Sie erläutert, dass über 40 Prozent der Gesamtemissionen im Land Brandenburg allein aus den Braunkohlekraftwerken kommen: 22,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Das Kohleausstiegsgesetz sieht auch für Brandenburg den Ausstieg vor und werde Wirkung mit großen Minderungen bis zum Jahr 2038 zeigen. Weitere große Treibhausgasemittenten sind die energieintensive Industrie (Stahlerzeugung, Raffinerie und Zementherstellung) und die Brandenburger Moore (7,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente). Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) ist Brandenburg Spitzenreiter. In der Energiestrategie 2040 ist das Ziel verankert, bis 2030 einen Anteil von 100 Prozent der Stromerzeugung aus EE am Bruttostromverbrauch zu erreichen. Aktuell steht Brandenburg hier schon bei 89 Prozent, im Wärmebereich liegt der EE-Anteil allerdings erst bei 13 Prozent. Dies mache die noch bestehenden Herausforderungen deutlich. Im Verkehr setze das neue Mobilitätsgesetz des Landes Brandenburg wichtige Impulse. Als eines von über 100 Maßnahmen des Klimaplans nannte Daniela Setton beispielhaft das "Transformations- und Klimaschutzpaket für Kommunen" im Rahmen des Brandenburg Pakets, das mit einem Volumen von 41,5 Millionen Euro für den pauschalen Ausgleich von Investitionen die Brandenburger Kommunen für die Jahre 2023/2024 dabei unterstützt, unabhängiger von fossilen Energien zu werden und Energiekosten durch Effizienzmaßnahmen zu sparen. Die Mittel werden unbürokratisch an alle Brandenburger Kommunen ausgereicht und in Eigenverantwortung eingesetzt. Daniela Setton äußerte ihre Hoffnung, dass auch die Gemeinde Schwielowsee mit den Mitteln ihr Engagement für Klimaschutz und Energiewende verstärken könne.

Christian Wessel stellte die 2020 gegründete Klima-Initiative Schwielowsee vor. Sie engagiert sich für den Wald und Waldumbau, für einen gesunden Zustand des Caputher Sees und in der kommunalen Wärmeplanung. Sie sucht Lösungen gegen Wassermangel, bringt sich in dem laufenden INSEK-Prozess bei den Themen Wohnen und Verkehr ein. Ihr Leitbild und Motto setzt auf Kommunikation: "Informieren, sensibilisieren, diskutieren – gemeinsam handeln!"

Die Initiative hat seit ihrer Gründung mehr als 20 Veranstaltungen organisiert, viele Ideen und will mit konkreten Aktivitäten noch mehr schaffen. Laut Wessel verläuft das nicht konfliktfrei, es sei aber gut, miteinander zu sprechen, auszuloten, was machbar ist und wie Mehrheiten dafür gewonnen werden können. Um die Qualität des Caputher Sees zu verbessern, setzt sich die Initiative für das Abfischen von Silberkarpfen und Marmorkarpfen ein und für ein dauerhaftes Wiederherstellen des Wasserspiegels auf mindestens 30,60 Meter. Im Zusammenhang von Siedlungsentwicklung und Mobilität will die Initiative mehr Menschen dazu bewegen, öfter die in der Gemeinde vorhandenen Radwege, die kostenfreien Lastenräder und den ÖPNV zu nutzen. Um mehr bewirken zu können, wünscht sich Christian Wessel einen Klimabeirat 2.0 und einen kommunalen Klimaschutzmanager für die Gemeinde Schwielowsee und kündigt an „Wir wollen Klimaschutz-Gemeinde werden!“

In der anschließenden Diskussion wurden zahlreiche Fragen zu Umwelt- und Klimaschutz angesprochen. Von besonderem Interesse waren der Regenwasserrückhalt und Waldumbau.

Intensiv wurde diskutiert, welche Rahmenbedingungen in der Gemeinde und auf privaten Grundstücken (Dächer, Gärten) wie verbessert werden können, um anfallendes Regenwasser zurückzuhalten und in Trockenperioden und bei Niedrigwasser zu nutzen. Beispielhaft berichtete Christian Wessel, für den Wasserrückhalt am Caputher See erfolge zur Zeit für einen Zeitraum von drei Jahren eine Probestauung, die 150.000 bis 200.000 Kubikmeter Wasser zurückhalten kann. Gemeinde und Klima-Initiative beobachten die Effekte sorgfältig, darunter den Einfluss auf das nahegelegene Moor und auf den Wasserpegel des Sees im Sommer.

Axel Vogel begrüßte diese Maßnahme ausdrücklich. Wasserrückhalt findet in Brandenburg in großem Maßstab statt. 90 Prozent der Gewässer sind künstlich oder stark verändert. Dieses regulierte System habe den Vorteil, dass etwas verändert werden kann - mit Vorteilen für Klimaschutz und die Klimaanpassung. Während auch Vorbereitungen für Starkregenereignisse getroffen werden müssen, brauche es einen hohen Wasserstand, um bei drohendem Niedrigwasser Wasserreserven verfügbar zu haben. Brandenburg hat als erstes Bundesland ein Pegelsystem und Maßnahmenkatalog auch für Niedrigwasser-Situationen eingeführt. Alle Gebiete in Brandenburg haben mit Kommunen und den Gewässerunterhaltungsverbänden Wasser-Manager eingestellt. Die neue Bauordnung macht Probestaus unkomplizierter, weil baurechtlich genehmigungsfrei, wenn bereits eine wasserrechtliche Genehmigung vorliegt.

Ein Anlieger vom Caputher See machte darauf aufmerksam, dass aufgrund des Probestaus das Wasser zu hoch stehe, über das Ufer laufe, Unterspülungen und bei Sturm Wellen verursacht. Er kritisierte dies und fragte, warum Anwohner bei der jetzt erfolgten Anstaumaßnahme nicht einbezogen wurden. Kerstin Hoppe erklärte dazu, dass eine Begehung mit 15 Bürgern stattfand, am 6. Februar ein Kompromiss erzielt wurde, der die Interessen der Anwohner berücksichtigt. Ein guter Abfluss benötige fünf Wochen.

Auch Christian Wessel versicherte, die Klima-Initiative strebt gemeinsame Lösungen an, ignoriere die Interessen der Anwohner nicht. Der beabsichtigte Wasserstand von 30,60 Meter betrage nun 30,72 Meter. Dazu haben die unerwarteten, deutlich größeren Niederschlagsmengen und die natürliche Aufstauung am Abfluss des Sees geführt. Durch die Probeaufstauung wird das Wasser nun länger im See gehalten mit dem Ziel, auch in den Sommermonaten das Moor feucht zu halten.

Ein Teilnehmer machte darauf aufmerksam, dass im See benötigtes Grundwasser auch in den Kiefer-Monokulturpflanzungen aus den 1950-er Jahren verdunste. Als CO2-Speicher und als Resilienzmaßnahme zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels brauche es Waldumbau und zusätzliche Pflanzungen. Brandenburg hat 1,1 Millionen Hektar Wald. Laut Axel Vogel ist der Waldumbau zentrales Thema, gelinge beim Landeswald gut, kommt insgesamt jedoch nur langsam voran. Trotz vorhandener Fördermittel sei es sehr schwierig an die 97.000 privaten Waldbesitzer mit kleinen Waldflächen von unter zehn Hektar heranzutreten. Minister Vogel setzt deshalb beim Waldumbau auf Forst­betriebsgemeinschaften und stark auf den Kommunalwald: Kommunen können Fördergelder erhalten. Auf Landesebene erwarte man ein neues Bundeswaldgesetz.

Auf die Frage, ob und wann der Klimaplan verabschiedet werde, erklärte Minister Vogel, wenige Fragen müssten noch geklärt werden. Der Klimaplan sei Teil des Koalitionsvertrags, „es wird einen Klimaplan geben“. Er nimmt wahr, dass es einen großen Bewusstseinswandel auf allen Ebenen gegeben hat. Klimaschutz bleibe dennoch eine Sisyphusarbeit. „Aber wenn wir das nicht und nicht jetzt machen, dann wird es richtig schwierig“, so der Minister. Was die Gemeinde und die Klimaschützer in Schwielowsee leisten, sei großartig und ein vorbildhaftes Beispiel für Andere.

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