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30 Jahre im Ring: Staatssekretärin Silvia Bender bei der Generalversammlung des Landeskontrollverbands Brandenburg

- Erschienen am 04.03.2020

Seddiner See – Bereits Monate vor der Wiedergründung des Landes Brandenburg taten sich Bäuerinnen und Bauern in Kontrollringen zusammen, um in Brandenburg die Milcherzeugung und die Kontrolle der Milch nach westlichem Vorbild sicherzustellen. Unter dem Dach eines inzwischen landesweit einheitlichen Landeskontrollverbands (LKV) hat sich in den vergangenen 30 Jahren ein vielfältig aufgestellter Dienstleistungs- und Beratungsverband herausgebildet, der sich über die Milchproduktion hinaus als Partner der Tierhalter im Land versteht, wie Brandenburgs Agrarstaatssekretärin Silvia Bender in ihrem Grußwort auf der Generalversammlung des Landeskontrollverbands Berlin-Brandenburg e.V. heute herausstellt.

Bender: „Fragen zur Tierhaltung und damit auch zur Tiergesundheit werden heute in der Mitte der Gesellschaft diskutiert. Viele wollen wissen, wie was und unter welchen Umständen produziert wird. Die Arbeit des Landeskontrollverbandes kann dazu beitragen, den berechtigten Forderungen der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Lebensmitteln von hoher Qualität und gesicherter Herkunft gerecht zu werden. Er sorgt für den notwendigen Wissenstransfer an Landwirte für ein verbessertes Herdenmanagement und die Gesunderhaltung ihrer Tiere.“

Das Brandenburger Agrarministerium unterstützt die Arbeit des Kontrollrings auch finanziell. Über ein Landesprogramm im Rahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe für Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) stehen bis Ende dieses Jahres rund 1,4 Millionen Euro für die Erfassung der Tiermerkmale Gesundheit und Robustheit zur Verfügung. Brandenburg setzt sich derzeit auf Bundesebene mit hoher Priorität dafür ein, diese Fördermöglichkeit um weitere drei Jahre zu verlängern, betont Frau Bender.

Gemeinsam mit den Tierhaltungsverbänden hat sich das Land die weitere Umsetzung der Maßnahmen des Tierschutzplans auf die Fahnen geschrieben. So sollen Tierschutzthemen noch mehr in die Bildungsangebote für die Praktiker aufgenommen werden. Im Bereich der investiven Förderungen wurde die Förderrichtlinie geändert, neu sind die Förderung von emissionsmindernden Investitionen zur Lagerung von flüssigen Wirtschaftsdüngern und Maßnahmen in der Schweinhaltung, im Bereich der Rinderhaltung ist die Förderung besonders tiergerechter Ställe möglich. Wenn Landwirte einen höheren Aufwand für besonders tierschutzgerechte Haltungsformen auf sich nehmen, soll dies zukünftig auch mit einem höheren Fördersatz unterstützt werden. So wird aktuell wird auf Basis der GAK eine Richtlinie für die Einführung oder Beibehaltung besonders tiergerechter Haltung von Schweinen in Gruppenbuchten und auf Stroh erarbeitet. Bei den Fördermöglichkeiten im Rahmen der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik soll unter anderem Weidehaltung besser berücksichtigt werden.

Aktuell in der Erarbeitung ist eine Nutztierstrategie für das Land Brandenburg. Stichworte sind hier: Zukunft der Tierhaltung im Land, Regelungen zu Bestandsobergrenzen, der Ausbau der regionalen Produktion und Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, regionale Schlachtung.

Hintergrund: Landeskontrollverband Brandenburg e.V.

Die artgerechte Haltung von Nutztieren zur Fleisch- und Milchgewinnung sind heute die Arbeitsschwerpunkte des Landeskontrollverbands, der seinen Sitz in Waldsieversdorf (Märkisch-Oderland) hat. Dazu gehört neben der Merkmalserfassung zur Gesundheit und Robustheit von Milchkühen elfmal im Jahr auch die Untersuchung der Milch auf Qualität und Inhaltsstoffe als Grundlage für die Bezahlung der Rohmilch durch die Molkereien. Das sind zwei hoheitliche Aufgaben, die das Agrarministerium dem Verband übertragen hat. Eine weitere Hoheitliche Aufgabe ist die Kennzeichnung und Registrierung aller Brandenburger und Berliner Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen und die damit verbundene Führung der HIT-Datenbank für beide Bundesländer.

Um die Ernährung der Landwirtschaftlichen Nutztiere art- und versorgungsgerecht zu gestalten werden Futtermitteluntersuchungen angeboten. Dazu gehört auch die Untersuchung auf Schadstoffe und unerwünschte Stoffe. Die Umsetzung der Düngeverordnung ist ohne die Untersuchung des Landwirtschaftlich genutzten Bodens nicht möglich.

Der Verband beschäftigt 94 Mitarbeiter. Unter den 818 Verbandsmitgliedern sind 314 Milcherzeuger und 413 sonstige Landwirtschaftsbetriebe.

Milcherzeugung in Brandenburg

Milch gehört in Deutschland zu den am umfangreichsten geprüften Agrarprodukten überhaupt. Die jährlichen Prüfberichte sind für die Landwirte eine wichtige Standortbestimmung, auch um Entscheidungen für die Entwicklung der Tierbestände, den Ausbau der Stall-Infrastruktur, bei Gesprächen mit der Molkereiwirtschaft treffen zu können. Aktuell liegen die Zahlen für das Prüfjahr 2018/2019 vor. Danach beteiligten sich im Land Brandenburg 329 Betriebe an der Milchleistungsprüfung mit einem durchschnittlichen Bestand von 130.491 Kühen. Damit sind rund 90 Prozent der Milchkühe in Programme des Landeskontrollverbands einbezogen.

Bei der für Aussagen zum Tierwohl erforderlichen Merkmalserfassung Gesundheit und Robustheit nahmen 2018 345 Milcherzeugerbetriebe teil (133.000 kontrollierte Kühe).

Die Brandenburger Milcherzeuger erreichten eine Jahresdurchschnittsleistung von 9.738 Kilogramm Milch. Damit setzt sich ein längerer Trend fort: Im Milchjahr 2017/2018 wurden für die durchschnittliche 13 Kilogramm weniger ermittelt. Brandenburgs Milchbauern gehören damit weiter zur bundesweiten Spitze.

Der Wermutstropfen ist dabei: Auch in Brandenburg wandert die Milchproduktion immer mehr in wenige, darauf spezialisierte Betriebe ab.

Ein zentrales Problem für die Milcherzeuger ist deren Abhängigkeit von der Molkereiwirtschaft, sowohl was die Preisbildung wie auch die Lieferbeziehungen betrifft.

Die Zahl der Milcherzeuger sank vor allem in der Niedrigpreisphase vor einigen Jahren. Betriebe, die seinerzeit die Produktion aufgaben. Sind nicht wieder zur Milcherzeugung zurückgekehrt. Neueinsteiger sind nicht in Sicht.

So wurden bei der letzten Tierbestandszählung vom 3. November 2019 landesweit 500.586 Rinder gezählt (4.042 Rinderhalter insgesamt; 124 Rinder/Halter). Das waren rund 13.100 Rinder oder 2,5 Prozent weniger als im Mai 2019. Seit der Wiedervereinigung ist dies der geringste Bestand an Rindern in Brandenburg. Die Zahl der Milchkühe ging um rund 3 Prozent gegenüber dem Milchjahr 2017/2018 auf 142.554 Tiere zurück.