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Vogel und Steinbach mit positiver Bilanz des 1. Runden Tisches: Gute Saisonarbeit soll Qualitätsmerkmal für Brandenburger Land- und Ernährungswirtschaft sein

- Erschienen am 12.05.2020

Potsdam – Keine heimischen Erdbeeren, Spargel, Gurken – auch nicht im Glas: Die Brandenburger Landwirtschaft und Ernährungsbranche kann nicht ohne Saisonkräfte leben – und arbeiten. Das wurde am Montagabend auf dem ersten Runden Tisch zur guten Saisonarbeit in der Landwirtschaft deutlich, für den Agrarminister Axel Vogel und Arbeitsminister Jörg Steinbach eine positive Bilanz ziehen.

Vogel: „Alle Beteiligten – die Gewerkschaften, die Anbauverbände als Arbeitgeber und die Landesregierung – wollen, dass gute Saisonarbeit ein echtes Qualitätsmerkmal für die Landwirtschaft und das Verarbeitungsgewerbe in Brandenburg wird.“

Die Verbände des Garten-, Obst und Spargelanbaus, der Landesbauernverband, Bauernbund und Ökoanbauverbände in Brandenburg haben ein existenzielles Interesse daran, dass die saisonal eingesetzten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wiederkommen und einen festen qualifizierten Mitarbeiterstamm herausbilden, der neben Spargelstechen und Erdbeerpflücken auch andere hochwertige Arbeiten übernimmt. „Schwarzen Schafen“, die sich nicht an Lohnstandards, angemessene Unterbringung und festgelegte Arbeitszeiten sowie Hygienevorkehrungen halten, würde man entschieden entgegentreten, so die berufsständischen Vertreter am Runden Tisch.

Die Corona-Pandemie rückt die schwierige Situation der heimischen Landwirtschaft und der Saisonarbeitskräfte in die öffentliche Aufmerksamkeit. Einerseits entstehen höhere finanzielle coronabedingte Auflagen für Hygiene und Abstandhalten sowie An- und Rückreise der Saisonkräfte per Flugzeug. Andererseits sind Absatzwege für regionale Produkte unter anderem an die Gastronomie und Tagestouristen (beispielsweise im Spreewald) verschlossen. Es gehe jedoch nicht nur um Desinfektionsmittel, Handschuhe und Mundschutz, sondern auch um unabhängig von Corona geltende faire Arbeitsbedingungen", so Axel Vogel. Er begrüßte, dass das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit gemeinsam mit dem Zoll für eine regelmäßige Kontrolle der Betriebe sorgt und damit etwaige Verstöße schnell abgestellt werden können sowie das Vertrauen in die brandenburgischen Landwirtschaftsbetriebe gestärkt wird.

"Ein existenzielles Problem für die Landwirtschafts- und Verarbeitungsbetriebe seien aber vor allem die Kosten", so Vogel.
„Unter dem bestehenden Preisdruck des Einzelhandels lässt sich nicht kostendeckend produzieren. Wenn der Handel zum Beispiel eine Gurke nur für die Hälfte des Produktionsaufwandes abnimmt, führt das dazu, dass Höfe und Landwirtschaftsbetriebe von ihrer Substanz leben und über kurz oder lang aufgegeben werden. Das kann nicht unser Interesse sein. Wir wollen, dass in Brandenburg nicht nur Energiepflanzen, sondern auch Obst- und Gemüse weiter angebaut werden“,

bekräftigt der Landwirtschaftsminister. Er werde deshalb bei seinen bevorstehenden Gesprächen mit dem Handelsverband Berlin-Brandenburg gerechtere Marktbeziehungen und angemessene Preise thematisieren.

„Höhere Gestehungskosten müssen sich im Abnahmepreis niederschlagen. Marktbeziehungen dürfen nicht als Machtbeziehungen missbraucht werden“, sagte Agrarminister Axel Vogel.
Arbeitsminister Jörg Steinbach: „Die laufende Saison in der Landwirtschaft steht unter besonderen Voraussetzungen: weniger Beschäftigte, höhere Anforderungen an Hygiene und Gesundheitsschutz. Gerade deshalb spielt „Gute Arbeit“ auch in der Landwirtschaft in diesem Jahr eine größere Rolle als jemals zuvor. Das bedeutet angemessenen Lohn ebenso wie gesundes Arbeiten. Viele Arbeitgeber engagieren sich hier für ihre Arbeitskräfte – nur so ist auch zu erklären, dass manche über viele Jahre jeden Sommer wiederkommen. Klar ist aber auch, dass sich die Arbeitsbedingungen angesichts der zunehmenden Arbeitskräfteknappheit weiter verbessern müssen, damit die Saisonarbeit in der Landwirtschaft attraktiv bleibt. Sicher gilt es zunächst einmal, die Herausforderungen in der Corona-Krise zu bewältigen. Aber es geht auch darum, mittel- und langfristig „Gute Arbeit“ in der Saisonarbeit und Landwirtschaft zu befördern. Voraussetzung hierfür sind Dialog und Teilhabe der Akteure der Branche. Wir müssen die Kräfte bündeln, um den Standort Brandenburg zu stärken – so wie wir es beim Sozialpartnerdialog, dem Bündnis für Gute Arbeit oder den Cluster-Dialogen bereits mit Erfolg praktizieren.“

Der erste Runde Tisch bildete den Auftakt zum regelmäßigen Austausch zwischen Gewerkschaften, Agrar- und Anbauverbänden sowie der Landesregierung. Bis zum nächsten Treffen im Sommer wollen die beteiligten Verbände und Gewerkschaften konkrete Vorschläge für Regelungen, beispielsweise zu Unterbringung, Betriebswechsel und An-/Rückreise von Saisonkräften vorbereiten.