Mit neuem Bundeswaldgesetz auch Herausforderungen der Klimaveränderungen meistern: Vogel und Bender diskutierten mit Verbänden und Parlamentariern
- Erschienen amPotsdam – Der Wald ist Erholungsort und ein schützenswerter natürlicher Lebensraum für Pflanzen und Tiere, er speichert klimaschädliche Treibhausgase und Wasser, er kühlt die Landschaft und ist wertvoller Holzlieferant: Damit die Wälder in Deutschland diese Aufgaben erfüllen können, plant die Bundesregierung, das in den 1970er Jahren verabschiedete Bundeswaldgesetz zu novellieren. Über die Zielsetzungen diskutierten die Staatsekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), Silvia Bender, und Brandenburgs Forst- und Klimaschutzminister Axel Vogel gemeinsam mit rund 60 Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik und von Verbänden aus Forst, Naturschutz und Jagd.
Ein überarbeitetes Bundeswaldgesetz wird unmittelbare Folgen für die Bundesländer und damit für Brandenburg entfalten. Deshalb bezieht das Bundeslandwirtschaftsministerium bei der Novellierung des Gesetzes die Länder von Beginn an ein.
Silvia Bender, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft:
„Es ist eine unserer drängendsten und zugleich wichtigsten Aufgaben, die Wälder in Deutschland fit zu machen für die Herausforderungen der schon heute spürbaren Klimakrise. Dafür müssen wir die Waldökosysteme an die dramatischen Klimaänderungen anpassen. Das heißt konkret: mehr Biodiversität im Wald, Umbau unserer Wälder zu klimastabilen Mischwäldern und eine nachhaltige Bewirtschaftung. Zugleich müssen wir auch dafür Sorge tragen, dass die langfristige Versorgung mit dem nachhaltigen Rohstoff Holz aus heimischen Wäldern und nachhaltiger Waldbewirtschaftung sichergestellt ist. Um den heutigen gesellschaftlichen, politischen und klimabedingten Anforderungen gerecht zu werden, bedarf es eines zukunftsgerichteten rechtlichen Rahmens. Daher ist eine grundlegende Überarbeitung des seit mehr als 50 Jahren bestehenden Bundeswaldgesetzes notwendig. Wir brauchen eine ausbalancierte Regelung, welche die unterschiedlichen Anforderungen an unseren Wald angemessen berücksichtigt. In diesem Sinne bereiten wir derzeit die Novelle des Bundeswaldgesetzes vor, um im Herbst in die Abstimmung innerhalb der Bundesregierung zu gehen.“
Brandenburgs Forst- und Klimaschutzminister Axel Vogel:
„Wir sind eines der waldreichsten Bundesländer und verzeichnen die meisten Waldbrände. Brandenburg gehört zu den Regionen deutschlandweit, die am heftigsten von den Auswirkungen der Klimaveränderungen betroffen sind. Deshalb sind unsere Erwartungen an ein novelliertes Waldgesetz, das den Klimaveränderungen Rechnung trägt, groß. Ich bin dem Bundeslandwirtschaftsministerium dankbar, dass es bei der Erarbeitung des Gesetzes den engen Austausch mit den Ländern sucht. Die Landesregierung Brandenburg hat sich die Novelle des Landeswaldgesetzes im Koalitionsvertrag vorgenommen. Da ein neues Bundeswaldgesetz unmittelbar geltende Regelungen für die Länder entfaltet, bringen wir uns jetzt zunächst in die Diskussion um das Bundesgesetz ein.“
Angesichts der bestehenden Waldschäden, der verstärkt auftretenden Wetterextreme im Zuge des fortschreitenden Klimawandels sowie der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ansprüche muss es in erster Linie darum gehen, den Wald zu erhalten, zu schützen und durch Waldumbau klimaresilient zu machen (Waldzustandsbericht).
„Nur Moore und Wälder sind in der Lage, auf natürliche Weise Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu binden“, so Axel Vogel. „Da die allermeisten Moore in Brandenburg entwässert wurden, emittieren sie jedoch zurzeit so viele Treibhausgase wie der gesamte Verkehrssektor des Bundeslandes. Deshalb setzen wir beim Klimaschutz auch auf neue Wälder durch mehr Aufforstung.“
Hintergrund:
Deutschland ist mit 11,4 Millionen Hektar zu einem Drittel bewaldet. Damit hat Deutschland mehr Holz als jedes andere Land der Europäischen Union. Rund 90 Milliarden alte und junge Fichten, Kiefern, Buchen, Eichen und seltenere Baumarten prägen das Gesicht des deutschen Waldes. 48 Prozent sind Privatwald, 29 Prozent befinden sich im Eigentum der Länder, 4 Prozent im Eigentum des Bundes, 19 Prozent im Besitz von Körperschaften. Die Zahl der körperschaftlichen und privaten Waldeigentümer in Deutschland wird auf 2 Millionen geschätzt.
Brandenburg verfügt über rund 1,1 Millionen Hektar Wald auf 37 Prozent der Landesfläche. Dieser Wald gehört zu zwei Dritteln den rund 100.000 privaten Eigentümern. Ein Viertel der Fläche ist Landeswald. Auf 70 Prozent der Waldfläche wächst die Kiefer, im Süden sind es sogar 77 Prozent - nirgends in Deutschland stehen so viele Kiefern wie in Brandenburg. Der Waldumbau ist die wichtigste Aufgabe zur Erreichung eines stabilen und widerstandsfähigen Mischwaldes. In den nächsten Jahrzehnten müssen noch 500.000 Hektar Wald zu Mischwäldern entwickelt werden.
Brandenburg, der Bund und die Europäische Union bieten finanzielle Unterstützung bei der Bewirtschaftung der Wälder:
Schwerpunkt Mischwald
Kiefernwälder sind nicht nur anfällig gegen Schädlinge, sondern auch gegen Waldbrände. Deshalb wird die Anlage von Löschwasserentnahmestellen ebenso gefördert wie die Unterhaltung von Waldwegen und Brandschutzstreifen. Sollte doch ein Waldstück durch Brand vernichtet werden, können Zuschüsse für die Wiederaufforstung gewährt werden. Im zurückliegenden Jahr konnten rund 3,8 Millionen Euro für Waldschutzmaßnahmen den privaten und kommunalen Waldbesitzenden bewilligt werden.
Beratung von Waldbesitzenden
Waldbesitzende können in Brandenburg anerkannte forstwirtschaftliche Beraterinnen und Berater zur nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Waldflächen konsultieren. Die zu 100 Prozent geförderte individuelle Beratung des jeweiligen Waldbesitzers erfolgt nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen vor dem Hintergrund langfristiger Klimaveränderungen.
Zusammenschluss von Waldbesitzenden
Für eine professionelle Bewirtschaftung von Kleinwaldflächen fördert das Land die Entwicklung selbstständig wirtschaftender Zusammenschlüsse. 2022 wurden diese forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse mit rund 2,9 Millionen Euro von Land und Bund unterstützt.
Erhalt von Altbäumen
Alte und abgestorbene Bäume erhalten die biologische Vielfalt und haben einen besonders hohen Wert für den Naturschutz. In den letzten drei Jahren wurden mittels finanzieller Förderung über 1.800 Alt- und Biotopbäume in Brandenburg zusätzlich gesichert.
Seit 1990 wurden für den Waldumbau in Brandenburg insgesamt rund 317 Millionen Euro aufgewendet, darunter 145 Millionen Euro im Privatwald.
Waldvision Brandenburg 2050
Im September 2023 setzte Minister Axel Vogel mit der Unterzeichnung der „Waldvision 2050“ als Leitbild für die Bewirtschaftung des Landeswalds ein deutliches Zeichen für die Dringlichkeit eines naturgemäßen Waldumbaus und die Schaffung von klimastabilen Wäldern.