Duale Berufsausbildung schafft Zukunft - Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit schreibt Ausbildungskonsens bis 2025 fort
Pressemitteilung des MWAE zur Fortsetzung des Ausbildungskonsens mit Partnern wie dem Agrarministerium
- Erschienen amDer „Brandenburgische Ausbildungskonsens“ als gemeinsame Plattform zur Stärkung der dualen Berufsausbildung wird bis 2025 fortgeschrieben. Darauf verständigten sich die Partner heute bei der Sitzung des „Brandenburger Bündnisses für Gute Arbeit“ in Potsdam, die von Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke eröffnet wurde. In ihrer gemeinsam unterzeichneten Erklärung bekräftigen sie, dass die duale Ausbildung weiterhin ein Erfolgsmodell zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses in Brandenburg ist. Weitere Themen der Sitzung waren unter anderem die Fachkräftesicherung im Gesundheits- und Pflegebereich, die erfolgreiche Bilanz des Aktionsprogramms „Zukunft des Handwerks im Land Brandenburg“ und die Weiterbildung der Beschäftigten im Land Brandenburg.
Zentrales Ziel des Ausbildungskonsenses bleibt es, die duale betriebliche Berufsausbildung im Land Brandenburg weiter zu stärken. Denn sie sichert den Unternehmen den Fachkräftenachwuchs und trägt damit zur Stärkung des gesamten Wirtschaftsstandorts bei.
Die Partner halten daran fest, den Zielwert von jährlich 10.000 neu abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsverträgen zu erreichen. Dabei sollen alle Nachwuchspotenziale genutzt werden. Ausdrücklich zählen dazu auch Menschen mit Behinderungen oder mit Flucht- und Migrationshintergrund sowie junge Frauen und Männer mit Brüchen in der Biographie. Neben der Unterstützung von Jugendlichen mit schwierigen Ausgangsbedingungen soll die Attraktivität der Ausbildung auch für Leistungsstarke, Abiturient/-innen und Studienabbrecher/-innen gesteigert werden. Dafür sollen Möglichkeiten einer zielgruppengerechten Gestaltung der Ausbildung vorgehalten werden, wie zum Beispiel die Anrechnung von Vorleistungen, die vorzeitige Zulassung zur Abschluss- und Gesellenprüfung oder Angebote zum Erwerb von Schlüsselkompetenzen und Zusatzqualifikationen.
Weiter vorangebracht werden sollen die berufliche Orientierung und eine systematische Begleitung des Übergangs von der Schule in den Beruf. Darüber hinaus wird die Gestaltung und Sichtbarmachung von Guter Ausbildung am Lernort Betrieb als Arbeitsschwerpunkt benannt. Mögliche Ansätze zur Umsetzung sind zum Beispiel Tarifverträge mit attraktiven Ausbildungsvergütungen und Arbeitszeiten sowie ein lernförderndes Umfeld.
Zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Oberstufenzentren, dem zweitem Lernort in der dualen Berufsausbildung, werden ebenfalls Maßnahmen verabredet. Dabei werden aktuelle Entwicklungen wie zum Beispiel der Schulversuch „Distanzunterricht in der Berufsschule“ oder die Etablierung des Studiengangs Berufsschullehramt ab 2024 mit in den Blick genommen.
Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses wollen regelmäßig mit Jugendlichen und Eltern in Austausch treten, um die Passfähigkeit der Maßnahmen fortlaufend an den Bedarfen der Zielgruppe auszurichten.
Die zehnseitige Erklärung des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses unterzeichneten Ministerpräsident Dietmar Woidke, Arbeits- und Wirtschaftsminister Jörg Steinbach, Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher, Bildungsstaatssekretärin Claudia Zinke, Landwirtschaftsstaatssekretärin Anja Boudon, Carina Knie-Nürnberg aus der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, Katja Karger, Vorsitzende des DGB-Bezirks Berlin-Brandenburg, Alexander Schirp, stellv. Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmerverbände in Berlin und Brandenburg, Thomas Schwierzy, Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe Land Brandenburg, Ina Hänsel, Präsidentin der IHK Potsdam für die Landesarbeitsgemeinschaft der Brandenburgischen IHKs, sowie Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam.
Ministerpräsident Dietmar Woidke:
„Eine gute Ausbildung ist und bleibt die wichtigste Grundlage für einen erfolgreichen Berufseinstieg und ein attraktives Berufsleben. Die Landesregierung wird auch weiterhin alles dafür tun, dass junge Menschen gute berufliche Perspektiven in ihrer Heimat Brandenburg haben. Nie waren die Chancen dafür so gut wie heute, denn Brandenburg hat in den vergangenen Jahren durch eine überdurchschnittlich gute Wirtschaftsentwicklung überzeugt. Ein Fachkräftemangel kann für diese gute Entwicklung ein Hemmschuh werden. Deswegen war es auch ein wichtiger Schritt, dass der Bund die Rahmenbedingungen mit einem angepassten Fachkräfteeinwanderungsgesetz verbessert hat. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel müssen und werden wir alle Register ziehen. Dafür müssen wir alle an einem Strang ziehen – sonst klappt das nicht.“
Carina Knie-Nürnberg, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit:
„Wir haben in Brandenburg sehr gute Bedingungen für Jugendliche auf dem Weg in die Arbeitswelt. Zusammen mit unseren Partnern arbeiten wir daran, dass auf diesem Weg kein junger Mensch verloren geht. Weil der Übergang zwischen Schule und Erwerbsleben entscheidend für den beruflichen Lebensweg ist, engagieren wir uns hier ganz besonders und sind schon früh an den Schulen in Brandenburg präsent. Neben der beruflichen Orientierung bieten wir auch verschiedene Fördermöglichkeiten an, um allen Jugendlichen mit ihren individuellen Voraussetzungen den Einstieg in eine Ausbildung zu erleichtern."
Katja Karger, Vorsitzende des DGB-Bezirks Berlin-Brandenburg:
„Das Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit ist eine bewährte Plattform, um Arbeits- und Ausbildungsbedingungen gemeinsam zu verbessern. Wir begrüßen das klare Bekenntnis aller Partner zur Tarifbindung, auch in der Ausbildung. Wer Fachkräfte will, muss ausbilden. Und wer Auszubildende will, muss attraktive Bedingungen anbieten. Tarifliche Ausbildungsvergütungen machen schon jetzt den Unterschied. Während viele Brandenburger Betriebe nur die Mindestausbildungsvergütung zahlen, erhalten Auszubildende in tarifgebundenen Betrieben teils mehrere hundert Euro mehr. Nicht einmal jeder fünfte Betrieb in Brandenburg ist tarifgebunden. Das muss sich ändern. Wir wollen Tariflöhne – für Azubis genauso wie für alle anderen Beschäftigten.“
Alexander Schirp, stellv. Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg:
„Das Ziel des Bündnisses ist zum Greifen nah. Die Unternehmen sind auf gutem Weg, bald 10.000 neue betriebliche Ausbildungsverträge in Brandenburg unter Dach und Fach zu bringen, obwohl die Zeiten in vielen Branchen nicht einfach sind. Vor allem in der Industrie wächst der Bedarf an jungen Menschen, die sich für eine duale Ausbildung entscheiden. Mit dem Erreichten dürfen wir uns aber nicht zufrieden geben, schließlich zählt angesichts der demografischen Entwicklung jeder einzelne neu besetzte Ausbildungsplatz. Wir müssen die Rahmenbedingungen für die Fachkräfte-Ausbildung unbedingt weiter verbessern. Die rasche und konsequente Digitalisierung an den Berufsschulen muss im jetzt Fokus stehen. Auch bei den Themen Mobilität und Wohnen brauchen wir rasch bessere Angebote. Nur dann sind die Betriebe in Brandenburg und Berlin auch für junge Leute mit längerem Anfahrtsweg interessant.“
Thomas Schwierzy, Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe Land Brandenburg e.V.:
„Seit Jahren zeichnen sich die Freien Berufe durch eine herausragende Qualität und Kontinuität in der Ausbildung aus. Wir bilden die Zukunft aus! Rund 129.000 junge Menschen sind bundesweit derzeit in Ausbildung bei den Freien Berufen. Damit sind wir der drittgrößte Ausbildungsbereich.“
Ina Hänsel, Präsidentin der IHK Potsdam für die Landesarbeitsgemeinschaft der Brandenburgischen IHKs:
„Alle Reserven im Land müssen zur Fach- und Arbeitskräftesicherung ausgeschöpft werden. Die duale Ausbildung sorgt dabei nach wie vor für den auch international hoch angesehenen Erfolg, denn dieser berufliche Bildungsweg öffnet immer mehr Türen. Die IHKs unterstützen deshalb ihre Mitgliedsbetriebe, möglichst viele Ausbildungsverträge abzuschließen. Dabei hilft unsere große deutschlandweite IHK-Kampagne #könnenlernen sowie unsere regionale Initiative „Mach es in Brandenburg“ - online, auf Messen oder auch mit unserer beliebten Couch-Tour. In der gewerblichen Wirtschaft geht Karriere mit Lehre – auch ohne Studium.“
Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam:
„Die berufliche Bildung ist Grundlage für die Fachkräftesicherung unserer Handwerksbetriebe. Der Erfolg dieser Ausbildung gewährleistet, dass das Handwerk seine Wirtschaftskraft und damit das Fundament der brandenburgischen Wirtschaft sichern kann. Deshalb müssen die berufliche Orientierung von Schülerinnen und Schüler in Zusammenarbeit mit unseren Betrieben gestärkt und die Mobilität und Unterbringung von Auszubildenden verbessert werden.“
Arbeits- und Wirtschaftsminister Jörg Steinbach:
„Die Wirtschaft im Land Brandenburg bildet verlässlich aus und bietet jungen Menschen vielfältige berufliche Perspektiven. Unsere Jugendlichen haben beste Voraussetzungen, um erfolgreich in ihre berufliche Zukunft zu starten. Fachkräfte werden händeringend gesucht, nicht zuletzt um die Klima- und Energiewende aktiv mitzugestalten. Brandenburg muss dabei stärker als bisher auch die infrastrukturellen Rahmenbedingungen von Ausbildung mit in den Blick nehmen und sich Themen wie Mobilität und Wohnen von Auszubildenden im Flächenland widmen. Mit der Fortschreibung des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses haben wir dafür heute den Rahmen gesteckt.“
Sozial- und Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher:
„Gute Ausbildung ist eine zentrale Säule der Fachkräftesicherung. Das gilt insbesondere für die Gesundheits- und Pflegeberufe, in denen der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften enorm wächst. Das verdeutlicht auch, wie sehr wir auf Zuwanderung angewiesen sind. Ausländische Fachkräfte müssen schnell und möglichst unbürokratisch zu uns kommen und durchstarten können. Auch dafür setzt sich das Bündnis Gute Arbeit ein. Der Schulterschluss und die gute Zusammenarbeit trägt maßgeblich dazu bei, die für die Fachkräftesicherung erarbeiteten Handlungsansätze weiter erfolgreich umzusetzen.“
Bildungsstaatssekretärin Claudia Zinke:
„Unser duales Berufsausbildungssystem ist ein Erfolgsmodell von internationalem Rang. Unsere Wirtschaft ist dynamisch, wenn sie selbst ausbildet; wenn sie jungen Menschen Berufschancen gibt; wenn sie Perspektiven sichert – persönliche, wirtschaftliche, gesellschaftliche. Die berufliche Bildung ist das Flaggschiff unseres Bildungssystems. Mit ihrer engen Verzahnung von Theorie und Praxis ist sie das Beste, was wir den jungen Menschen mitgeben können. Mit dem Schulversuch „Digitaler Distanzunterricht“ in den OSZ Prignitz, Spree-Neiße, Potsdam und Dahme-Spreewald wollen wir die Attraktivität von Ausbildung und die Unterrichtsqualität steigern und Ausbildungsstandorte stärken.“
Landwirtschaftsstaatssekretärin Anja Boudon:
„In der Agrarbranche können junge Menschen die Zukunft in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft mitgestalten. Neue Verfahren und moderne Techniken für eine mit der Natur und dem Tierwohl im Einklang stehende landwirtschaftliche regionale Produktion machen unsere 11 ‚Grünen Berufe‘ für den Nachwuchs interessant. Die Zahl der eingegangenen Ausbildungsverhältnisse ist erfreulicherweise mit kleineren Schwankungen stabil, und wir wollen vor allem die Quote der erfolgreichen Abschlüsse verbessern. Dafür braucht es neben einer guten Berufsorientierung und Ausbildung in den Betrieben auch überbetriebliche Maßnahmen. Diese Handlungsfelder wollen wir gemeinsam mit unseren Partnern des Ausbildungskonsenses weiter ausbauen."
Hintergrund: Das „Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit“ wurde am 11. Mai 2016 gegründet. Dem Bündnis gehören unter Vorsitz von Ministerpräsident Woidke das federführende Wirtschafts- und Arbeitsministerium, das Bildungsministerium, das Gesundheitsministerium, die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammern, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Unternehmensverbände Berlin und Brandenburg, die LIGA der freien Wohlfahrtsverbände sowie die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit an.
Handlungsschwerpunkte des Bündnisses sind Fachkräftesicherung, gute Ausbildung, Stärkung der Sozialpartnerschaft, höhere Tarifbindung, sicheres und gesundes Arbeiten sowie Arbeitsmarktintegration von benachteiligten Gruppen.