Lecker Leguminose, gesundes Gemüse, heimischer Hanf & Holz - Pressefahrt Wertschöpfungsketten
Minister Vogel stellt neue Förderung vor und informiert sich in Berlin und der Uckermark bei Produzenten und Verarbeitern über Erfolge, Potenziale und Probleme der regionalen Wertschöpfung
- Erschienen amBerlin/Nordwestuckermark – Für den Ausbau und die Förderung regionaler Wertschöpfung – also der klimaschonenden Erzeugung, Verarbeitung und des Vertriebs von Erzeugnissen in der Region Brandenburg-Berlin – stellt das Agrar- und Klimaschutzministerium im ersten Schritt 1,9 Millionen Euro bereit. Ab dem Jahr 2023 sollen in der neuen EU-Förderperiode 2,5 Millionen Euro dazukommen, um die Verfügbarkeit, Verarbeitung und Vermarktung Brandenburger Lebensmittel, aber auch von Produkten aus Hanf, Holz oder moorschonender Landwirtschaft zu verbessern.
Agrar- und Klimaschutzminister Axel Vogel hat die Ziele und Inhalte der Förderung heute auf einer „Wertschöpfungskettentour“ vorgestellt. „Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich eine Nahrungsmittelproduktion mit dem Fokus auf regionale Versorgung und Handel, eine nachhaltige Lebensweise und einen umweltschonenden Umgang mit Ressourcen. Regionalität steigert die Wertschöpfung in Brandenburg und nach Berlin hinein, sie unterstützt die heimischen Produzenten und Verarbeiter und trägt zugleich mit kurzen Lieferketten und der Verwendung klimaschonender Produkte zum Klimaschutz bei. Die Corona-Pandemie und der Angriffskrieg auf die Ukraine haben zusätzlich die Anfälligkeit globaler Lieferketten vor Augen geführt.“
Regionale Wertschöpfung zu stärken ist die im Koalitionsvertrag verankerte Aufgabe der Landesregierung.
„Über unsere neue Richtlinie wollen wir Akteurinnen und Akteure fördern, die Wertschöpfungsketten von der Produktion bis zur Vermarktung aufbauen und etablieren, und damit der Nachfrage nach regionalen Produkten gerecht werden“, so Axel Vogel weiter. „Es geht um Lebensmittel, aber auch um nachhaltige und natürliche sowie recycelte Materialien und Baustoffe. Die Vorhaben sollen auch einen Beitrag für mehr Klimaschutz und zur Anpassung an die Klimaveränderungen leisten.“
Aus den 16 eingegangenen Anträgen wird das Agrar- und Umweltministerium bis Ende 2022 die erfolgversprechendsten Vorhaben auswählen. Die Spanne reicht dabei von Getreidealternativen und Leguminosen, also Eiweißkulturen wie Linse oder Kichererbse, über Nutzhanf, Holz und Baustoffe bis zu Erzeugnissen aus moorschonender Bewirtschaftung (Paludikulturen).
Das Landwirtschafts- und Klimaschutzministerium hat seit 2020 bereits die Beratung und Förderung im Agrarbereich ausgebaut sowie 2022 zwei Qualitätszeichen eingeführt. Die Siegel ‘Gesicherte Qualität Brandenburg‘ und ‘bio Brandenburg. Gesicherte Qualität‘ sollen gute Erzeugnisse aus der Mark erkennbar machen und allen Verbraucherinnen und Verbrauchern eine bessere Orientierung bieten, die gezielt nach Milch, Joghurt und Käse, Getreide, Gemüse und Obst, Fleisch und verarbeiteten Lebensmitteln in guter Qualität aus Brandenburg suchen.
Für regionale Erzeugung und Wertschöpfung in Verbindung mit Tierwohl sind dezentrale Schlachtmöglichkeiten ein wichtiger Bestandteil. Deshalb fördert das Agrar-Umweltministerium mit rund 2 Millionen Euro aus dem Zukunftsinvestitionsfonds Brandenburg den Aufbau von mobiler Hühnerhaltung mit Zweinutzungsrassen sowie die Schaffung von mobilen Schlachteinheiten für Geflügel, Rinder und Schweine am Institut für Fortpflanzung landwirtschaftlicher Nutztiere Schönow e.V.
Die Stärkung von ökologischen Produkten für Brandenburg – vom Anbau bis zur Vermarktung - ist zudem Ziel des vom Agrar-Umweltministeriums erarbeiteten Ökoaktionsplans. Erstellt wird außerdem die Bioökonomiestrategie, mit der natürliche, nachwachsende und ressourcenschonende Produkte in vielfältigen Verwendungsformen gefördert werden. Über die Richtlinie zur Förderung der Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte für Verarbeiter und die Richtlinie für Einzelbetriebliche Investitionsförderung für Landwirte und speziell auch Gärtner stehen weitere Instrumente zur Verfügung, um Investitionen in regionale Lebensmittelherstellung zu fördern.
Verarbeitungsbetrieb Havita Berlin Frischgemüse GmbH und Frisches Biogemüse Brandenburg GmbH (FBB)
In Berlin diskutierte Minister Vogel mit Havita-Geschäftsführer Klaus Bauer und den FBB-Gesellschaftern Sabine Kabath (Vizepräsidentin Bioland und Geschäftsführerin Biogärtnerei Watzkendorf), Ludolf von Maltzan (Geschäftsführer Ökodorf Brodowin), Frank Rumpe (Biohof Kepos und Aufsichtsrat Regionalwert AG Berlin-Brandenburg), Georg Kaiser (Aufsichtsratsvorsitzender Bio Company SE) sowie Daniel Riesener und Daniel Götze (Gemüsebaubetrieb Bio-Alpakaland) über regionale Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette und die aktuelle Situation der Betriebe.
Die 1991 gegründete und 60 Mitarbeitende beschäftigende Havita Berlin Frischgemüse GmbH produziert und verarbeitet sowohl konventionelle Convenience-Frischeprodukte aus Gemüse und Salaten für den Lebensmitteleinzelhandel und konventionelles Schnittgemüse und Gemüsemischungen für Großverbraucher. Fünf etablierte regionale ökologische Landwirtschafts- und Gemüsebaubetriebe haben mit dem Geschäftsführer der Havita Berlin sowie der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg 2020 das gemeinsame Unternehmen Frisches Biogemüse Brandenburg GmbH (FBB) gegründet, das Gemüse zu verzehrfertigen Frischeprodukten für den Bio-Handel und Großverbraucher veredelt. Die Mitgesellschafter sind dabei als Erzeugerbetriebe auch Lieferanten für die Rohstoffe (Gemüse und Salate).
Die FBB ist ein Ergebnis des EIP-Projekts „Regionales Bio-Gemüse aus Brandenburg“, das die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) gemeinsam mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und weiteren 22 Landwirtschaftsbetrieben, Unternehmen und Verbänden von 2018 bis 2022 durchführt (EIP: Europäische Innovationspartnerschaft). Ziel des vom Brandenburger Agrarministerium auch mit EU-Mitteln im Umfang von über 1,3 Millionen Euro geförderten Vorhabens ist es, eine nachhaltig rentable Bio-Gemüseproduktion in Brandenburg auf- und auszubauen. Obwohl die Nachfrage und Chanen für Bio-Gemüse aus Brandenburg hoch sind, hat der Bio-Gemüseanbau hier noch wenig Bedeutung (Anbaufläche 2017: 380 Hektar; heute 535 Hektar plus: 125 Hektar Linsen und Kichererbsen, 335 Hektar Speisekartoffeln. Vergleich Gesamt Gemüse: 2.000 Hektar, 145 Hektar Linsen und Kichererbsen, 1.800 Hektar Speisekartoffeln). Einer der Betriebe im Bio-Projekt ist der Gemüsebaubetrieb Bio-Alpakaland.
Gemüsebaubetrieb Bio-Alpakaland
Die beiden Junglandwirte und FBB-Gesellschafter Daniel Riesener und Daniel Götze haben sich in ihrem 2015 gegründeten gartenbaulichen Gemischtbetrieb auf gut 16 Hektar auf Wurzelgemüse spezialisiert. Der hochgradig mechanisierte Öko-Betrieb vertreibt Möhren, Rote Beete, Pastinaken und weitere Kulturen größtenteils über den regionalen Naturkost-Großhandel. Durch das EIP-Projekt kam der Vertriebsweg über die FBB und zu weiteren Großverbrauchern aus dem Berliner Schulcatering hinzu. Statt Alpakas gibt es nun drei Esel auf dem Hof. Der Betrieb setzt neben einem möglichst effizienten Einsatz von Technik auch auf innovative Anbauverfahren. So wird auf Initiative der beiden Betriebsleiter im Rahmen des EIP-Projekts „BioStripPlant“ an einem Anbauverfahren mit reduzierter Bodenbearbeitung geforscht.
Die Entstehungsgeschichte des Gemeinschaftsunternehmens FBB und die Etablierung der Wertschöpfungskette für den Gemüsebetrieb in der Nordwestuckermark können eine „Blaupause“ für Wertschöpfungsketten in der Brandenburger Land- Forstwirtschaft sein. Die beteiligten Akteure wurden bei der Unternehmensgründung und -entwicklung eng von Wertschöpfungskettenentwicklerinnen unterstützt – diese Begleiter werden über die neue Ministeriumsrichtlinie nun gezielt gefördert. Ein ebenso wichtiger Baustein ist der Wissensaufbau bei den Erzeugerbetrieben in Landwirtschaft und Gemüsebau – realisiert durch die Kombination von unterschiedlichen Beratungsformaten und die Begleitung durch einen erfahrenen Mentor.
„Auch wenn wir uns hinsichtlich vermarktungsfähiger Produkte in Brandenburg nicht zu verstecken brauchen, ist die Vermarktung kein Selbstläufer“, so Landwirtschaftsminister Axel Vogel.
Deshalb unterstützt das Landwirtschaftsministerium über den Agrarmarketingverband pro agro e.V. Maßnahmen Brandenburger Unternehmen zur Verkaufsförderung regionaler Produkte. Um auf dem hart umkämpften deutschen Markt Brandenburger Lebensmittel dauerhaft zu platzieren, kann auch die Berliner Ernährungsstrategie helfen, die mehr biologische, saisonale und regionale Lebensmittel auf die Hauptstadtteller bringen soll. Beim Projekt „Kantine Zukunft“ mit regionalem Bio-Essen in Schulen, Kitas und Betrieben können Brandenburg und Berlin eine Symbiose von nachhaltiger Ernährung und regionaler Landwirtschaft bilden. Für Brandenburg wird derzeit eine Ernährungsstrategie erarbeitet.
Mit seinen rund 3,4 Millionen Einwohnern zählt Berlin zu den größten Absatzmärkten Europas. Zusammen mit dem Land Brandenburg erweitert sich der regionale Absatzmarkt auf rund 6 Millionen Konsumenten in gut 3 Millionen Haushalten.