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Kronenschüchternheit und Abstand halten im Wald – Internationaler Tag des Baumes am 25. April

- Erschienen am 23.04.2020

Potsdam – Statt gemeinsamer Pflanzaktionen, pädagogischer Angebote im Wald oder Führungen durch Botanische Gärten geht in der Corona-Situation zum diesjährigen Internationalen Tag des Baumes (25. April) der Blick nach oben: Baumkronen halten grundsätzlich vielfach Abstand untereinander. Wissenschaftler nennen dieses Phänomen „Kronenschüchternheit“ (engl. Crown shyness).

Brandenburgs Forstminister Axel Vogel: „Corona bedingt müssen in diesem Jahr die vom Landesbetrieb Forst Brandenburg zum Tag des Baumes geplanten Veranstaltungen ausfallen – viele Angebote wollen wir aber zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Bei Einhaltung der Distanzgebote und ganz besonders bei Berücksichtigung der hohen Waldbrandgefährdung sind Waldspaziergänge aber möglich und für viele Menschen sicher ein Weg, um mit den Erschwernissen der Quarantäne besser zurecht zu kommen. Vielleicht entdecken Sie selbst das eine oder andere Geheimnis oder Phänomen im Wald.“

Manche Baumarten scheinen besonders vor ihren Artgenossen regelrecht auf Distanz zu gehen, um an ihren Kronenrändern Berührungen zu vermeiden. Erfahrungen zeigen, dass Buchen zu Eschen größeren Abstand halten als Buchen zu Linden, die mehr Nähe zulassen. Ob die Bäume an ihrem Kronensaum das Wachstum einstellen, um ausreichend Licht auf den Boden zu lassen oder sich vor dem Übergriff von Blattinsekten schützen oder ob der Wind im Blätterdach das Knospenwachstum bremst: Auch wenn die Gründe für Kronenschüchternheit wissenschaftlich nicht abschließend geklärt sind, zeigt sich, dass Bäume als lebende Organismen sensibel auf Einflüsse aus ihrer Umwelt reagieren. Dieses Anliegen soll Menschen auch mit dem Tag des Baumes nahegebracht werden.

Internationaler Tag des Baumes

Der auf Initiative der Vereinten Nationen seit 1952 weltweit begangene „Tag des Baumes“ weist jedes Jahr am 25. April mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf die Bedeutung von Bäumen und Wäldern hin. Die Idee entstand Mitte des 19. Jahrhunderts baumarmen Nebraska, wo an diesem Tag traditionell Bäume gepflanzt wurden.

Frühjahrsaufforstungen im Landesforst – weiterer Schritt beim Waldumbau

Auch unter den widrigen Wetterbedingungen des Jahres 2020 bringen Brandenburgs Forstleute den Waldumbau voran. Nach der regenarmen Zeit muss wird genau beobachtet, wie die Jungbäume aus der Frühjahrsaufforstung anwachsen.

Axel Vogel: „Brandenburg gehört zu den Bundesländern, die am meisten mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben. Die schwindende Verfügbarkeit von Wasser ist die wahrscheinlich folgenschwerste Änderung der absehbaren Klimaveränderungen. Die vielen Waldbrände der letzten beiden Jahre und die mit dem Wassermangel verbundenen Waldschadensbilder zeigen für jeden erkennbar, dass wir dringend Strategien zur Anpassung der Wälder an die zunehmenden Extremwetterereignisse erarbeiten und zugleich in deren Umsetzung einsteigen müssen. Deshalb werden wir den Umbau hin zu mehr naturnahen Laubmischwäldern vorantreiben. Waldbrandgebiete werden wiederaufgeforstet und auf früheren Kiefernmonokulturen sollen stabile Mischwälder entstehen. Das sind Teile unseres Waldumbauprogramms.“

Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter der Landeswaldoberförstereien sowie beauftragte Unternehmen hatten bei der diesjährigen Frühjahrsaufforstung im Landesforst bereits 1,6 Millionen junge Bäume, davon 85 Prozent Laubholz, in den Waldboden gebracht. Damit wurden in diesem Jahr bisher rund 400 Hektar Wald verjüngt und umgebaut.

Durch den milden Winter begann die Aufforstung bereits Ende Januar. Der Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB) setzte – bei Beachtung der notwendigen Einschränkung der physischen Kontakte durch Corona – alle verfügbaren Arbeitskräfte in der Pflanzung ein. Schwerpunkt waren Wiederaufforstungen, die aus den Waldschäden der letzten Jahre und der daraus erwachsenen notwendigen Verjüngung resultierten. Aber auch viele Nachbesserungen waren durch die Trockenschäden des letzten Jahres erforderlich. Zusätzlich wurden bis Anfang März auch kleinere Pflanzaktionen mit Jagdhelfern und anderen Freiwilligen durchgeführt. So wurden auf 15 Hektar Bucheckern mit einer kleinen Forstraupe maschinell gesät. Weitere 54 Hektar Saaten wurden in diesem Frühjahr ebenfalls realisiert. Planmäßig laufen die Frühjahrsaufforstungen bis Mitte April. Eine zweite Pflanzphase ist jeweils im Herbst.

Pro Kopf der Bevölkerung gehört Brandenburg zu den wald- und damit baumreichsten deutschen Bundesländern. Der aktuelle Waldzustandsbericht offenbart die Situation in Brandenburger Wäldern: Lediglich 14 Prozent der Waldflächen sind gesund. Mehr als ein Drittel ist deutlich geschädigt.