Funktionen des Waldes bewahren - Umweltminister der ostdeutschen Länder unterzeichnen Erklärung für einen zukunftsfähigen Wald
- Erschienen amPotsdam – Brandenburgs Forst- und Umweltminister Axel Vogel hat heute zusammen mit Wolfram Günther und Anja Siegesmund, Umweltminister und -ministerin aus Sachsen und Thüringen, und dem Landwirtschaftsstaatssekretär Sachsen-Anhalts, Dr. Ralf-Peter Weber, eine gemeinsame Erklärung für eine Waldpolitik der Zukunft unterzeichnet und auf einer Exkursion die Klimaschutzfunktion intakter Wälder unterstrichen. Im Austausch mit Förstern im sächsischen Werdauer Wald ging es um Maßnahmen zum Erhalt und zur Entwicklung klimastabiler Wälder.
Forst- und Umweltminister Axel Vogel: „Die Klimakrise ist längst auch im Brandenburger Wald angekommen und stellt uns und unseren Wald vor immense Herausforderungen. Es ist zu befürchten, dass ihre Folgen mit Extremwetterereignissen, wie Dürren, extremen Niederschlägen oder Orkanen, in Zukunft auch hier zum Normalfall werden. Wohin das jetzt schon führt, zeigt unser jährlicher Waldzustandsbericht. Demnach erleiden Brandenburgs Wälder starke Vitalitätseinbußen. 2020 wiesen 40 Prozent der Buchen und 48 Prozent der Eichen deutliche Schäden auf.
Um unsere Wälder zu schützen und widerstandsfähiger gegen die Folgen der Klimakrise zu machen, ist entschlossenes Handeln erforderlich. Hier braucht es vor allem den Waldumbau, um die Widerstandsfähigkeit und die Anpassung des Waldes an den Klimawandel zu verbessern. Wir brauchen zukünftig möglichst viele verschiedene Baumarten und dabei ausreichend Laubholz auf der Fläche“, so Axel Vogel.
„Daneben ist der Schutz des Waldes für Brandenburg als das Land mit den meisten Waldbränden und einem hohen Wildbestand essentiell. Ein effektives Jagdgesetz ist gerade in der Erarbeitung. Das Anlegen von Waldbrandschutzwegen und -schutzriegeln sowie von Löschwasserentnahmestellen wird in Brandenburg zu 100 Prozent gefördert. Die beiden Waldbrandmeldezentralen im Land haben sich zudem als ein verlässliches Warnsystem erwiesen.
Aus unserer Sicht braucht es aber auch mehr Anstrengung durch den Bund. Die so genannte Waldprämie ist ein guter und wichtiger Schritt. Allerdings dürfen hier nicht die gleichen Fehler gemacht werden, wie bei der alten Agrarförderung. Es braucht eine Honorierung von ökologischen Leistungen und nicht nach Fläche. Nur so können wir die zahlreichen Waldbesitzer, auch in Brandenburg, überzeugen, dabei mitzuhelfen, die wichtigen Funktionen des Waldes zu erhalten“, erklärt Forst- und Umweltminister Axel Vogel.
Zu den nächsten Umweltminister- und Agrarministerkonferenzen soll gemeinsam mit Bund und Ländern ein Fahrplan für eine ökologische Waldprämie vereinbart werden, um schnellstmöglich Standards in Bundeswald- und Bundesjagdgesetz zu verankern und Förderinstrumente anzupassen.
Die gemeinsame Erklärung für eine klimaschützende Waldpolitik der Zukunft (im Anhang) enthält unter anderem folgende Punkte:
- Waldumbau: Eine zielgerichtete Förderung durch die EU, den Bund und die Länder innerhalb der vorhandenen Finanzierungsinstrumente wie der GAK muss entsprechend der Herausforderungen durch die Klimakrise weiterentwickelt und verstetigt werden. Als Ergänzung zur Naturverjüngung ist neben der Verwendung von herkunftsgesichertem Saatgut bei Freilandsaaten auch die Nutzung von herkunftsgesicherten Pflanzgut bzw. Wildlingen erforderlich. Waldbesitzer (alle Besitzarten), die ihrer Verantwortung für die Zukunft unserer Wälder in besonderer Weise gerecht werden, sind hierin stärker zu unterstützen. Gezielte Waldumbaumaßnahmen müssen attraktiv gefördert werden. Alle finanziellen Förderangebote setzen effektive Anreize, Klimaschutz- und Ökosystemleistungen der Wälder über das gesetzliche Mindestmaß hinaus nachhaltig zu erhöhen.
- Waldschutz: Schäden durch Wildverbiss müssen durch eine effektive, tierschutzgerechte Jagd deutlich auf ein waldverträgliches Maß reduziert werden. Die jagdrechtlichen Vorschriften müssen daher noch stärker auf die notwendige nachhaltige Sicherung der Waldfunktionen ausgerichtet werden. Die Waldbrandvorsorge ist durch Waldumbau hin zu Misch- und Laubwäldern, die Anlage von Waldbrandschutzriegeln, die Waldbrandüberwachung mit moderner Technik sowie die Anlage von Löschwasserentnahmestellen und Waldbrandschutzwegen umzusetzen. Die Forschung zum Waldschutz mit biologischen Mitteln bzw. präventiven Bewirtschaftungsansätzen soll intensiviert werden.
- Wasserspeicherkapazität: Sie muss erhalten und erhöht werden, indem Niederschlag z. B. besser in Biomasse und Totholz auf den Flächen gespeichert wird. Sich aufbauende Abflusskonzentrationen (z.B. entlang von Wegen oder Geländeeinschnitten) müssen gemindert werden. Das Wasser kann zum Beispiel in die Fläche abgeleitet oder gezielte in Tümpeln, Teichen und Weihern zurückgehalten werden. Der Waldboden ist befahrungs- und verdichtungsempfindlich. Bei der Waldpflege und Holzernte müssen die Maschinen daher bodenschonend eingesetzt werden, um die Böden nicht unnötig zu schädigen.
- Holznutzung: Die langfristige Nutzung von Holz und die stoffliche Substitution nichtregenerierbarer Ressourcen durch Holz leisten einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz sowie eine CO2-neutrale Wirtschaftsweise. Die vorrangige Bedarfsdeckung für Bau- und Möbelholz vor Energieholz, Zellstoff oder andere kurzlebige Verwendungen sollte angestrebt werden. Die Forschung auf diesem Gebiet, innovative Ideen für neue Produkte sowie ein verbessertes Design von holzbasierten Erzeugnissen (einfacheres Recycling und Wiederverwendung) sollten gezielt unterstützt werden. Verbraucher müssen besser bei der Produktauswahl unterstützt werden, indem Informationen über den ökologischen Fußabdruck von Holzerzeugnissen im Vergleich zu Nicht-Holz-Alternativen bereitgestellt werden. Durch den Bundesrat soll daraufhin gewirkt werden, dass verpflichtende Herstellerangaben zur CO2-Bilanz der Herstellung sowie der Herkunft der Grundstoffe insbesondere auf Vorprodukten, Baustoffe und Materialien eingeführt werden.