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Vogelsänger: 2015 wird Jahr großer Herausforderungen für den heimischen Gartenbau

- Erschienen am 27.02.2015

Werder (Havel)  – Licht und Schatten folgen im heimischen Gartenbau zurzeit dicht aufeinander. Während sich die Branche zum einen mit der Eröffnung der havelländischen Bundesgartenschau in wenigen Wochen ein Fest bereitet, sind zum anderen immer noch die Folgen des Importstopps für europäische Agrarerzeugnisse nach Russland beziehungsweise Anpassungen bei der Einführung des Mindestlohns spürbar. So steht Brandenburgs Gartenbau 2015 „vor einem Jahr großer Herausforderungen“, wie Agrarminister Jörg Vogelsänger in seinem Grußwort anlässlich der Jahresmitgliederversammlung des Gartenbauverbands Berlin – Brandenburg e.V. in Werder (Havel) heute betont hat.

„Unserer Gärtner wirtschaften erfolgreich. Sie sind ein wichtiger und stabilisierender Faktor im ländlichen Raum“, so der Minister: „Die Leistungen des Gartenbaus für die Gesellschaft sind vielfältig und reichen von der gärtnerischen Primärproduktion bis zur Gestaltung urbaner und privater Freiräume.“

Zirka 16.700 dauerhaft im Gartenbau beschäftigte Arbeitskräfte begründen die erhebliche wirtschaftliche Bedeutung des Gartenbaus für den Arbeitsmarkt und speziell im ländlichen Raum. Mit großem Engagement widmen sich heimische Gartenbautriebe auch ihrem Berufsnachwuchs. Nach der  jüngsten Auswertung haben 74 junge Leute im Herbst 2014 eine Ausbildung in einem brandenburgischen Gartenbaubetrieb aufgenommen. Jugendliche können zwischen sieben  Fachrichtungen wählen: Baumschule, Staudengärtnerei, Zierpflanzenbau, Gemüsebau, Obstbau, Friedhofsgärtnerei, Garten- und Landschaftsbau.                                   

Einen gartenbauwissenschaftlichen Abschluss strebten im Wintersemester 2013/2014 am Thaer-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin 403 Studenten an.

Mit dem Anbau und der Vermarktung von Gemüse erzielten Brandenburgs Gärtner 2012 134 Millionen Euro. Bei Obst waren es 18 Millionen Euro, bei Blumen  und Zierpflanzen 39 Millionen Euro. Baumschulerzeugnisse brachten 40 Millionen Euro ein.

Gartenbau ist ein starker Sektor der Agrarwirtschaft. Mit einem Anteil von 20 Prozent der Wertschöpfung stellt der Gartenbau in der pflanzlichen Produktion einen wichtigen Sektor der Agrarstruktur des Landes dar. Auf 10.350 Hektar werden Gemüse, Obst, Zierpflanzen und Baumschulerzeugnisse produziert. Das entspricht 0,9 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes.

Der in jüngster Zeit wieder verstärkt einsetzende Trend zu Regionalprodukten ist gerade im Gartenbau mit seinem großen Anteil an Frischeprodukten eine Chance, so der Minister: „Unsere Stärke ist ganz klar Berlin mit dem dicht besiedelten Speckgürtel, wo auch ein zunehmend ein Markt für höherwertige, aufwendiger erzeugte Agrarprodukte entsteht. Dies gilt gleichfalls für bio und konventionell. Dies gilt aber auch für die unterschiedlichsten Absatzwege vom Lebensmitteleinzelhandel bis zur Selbstpflücke ab Hof.“

Gute Chancen ergeben sich vor allem für Kulturen, deren Früchte in der Mark besonders gut wachsen oder wo kurze Wege zum Verbraucher eine wichtiges Vermarktungsargument sind.  Deshalb haben sich in den letzten Jahren der Anbau von Spargel auf leichten Böden, aber auch Erdbeeren, Beerenkulturen, Nischenkulturen (Sanddorn, Aronia) und Süßkirschen gut entwickelt. Der Wirtschaftsraum Spreewald hat sich auf der Grundlage einer über Jahrhunderte gewachsenen Tradition als erfolgreicher Produzent von Gurkenspezialitäten und Meerrettich etabliert. Spreewaldgurken und Spreewaldmeerrettich sind EU-weit geografisch geschützte Spezialitäten. Entsprechend wurde in dieser Region der Anbau der Rohware verstärkt.

„Qualität muss in jedem Jahr, mit jeder Saison erneut unter Beweis gestellt werden“, stellte der Minister klar: „Deshalb wird es auch in der laufenden EU-Förderperiode bis 2020 Unterstützung für den heimischen Gartenbau geben.“

Im Kulturlandschaftsprogramm Brandenburg, dem Agrarumweltprogramm des Landes, sind beispielsweise die Förderung der Zusammenarbeit für eine markt- und standortangepasste Landwirtschaft (konzeptionelle Arbeit), der Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen (Dauerkulturen), die Förderung ökologischer Anbauverfahren und nachhaltiger Verfahren bei Dauerkulturen (Pflege extensiver Obstbestände) möglich.

In der einzelbetrieblichen Förderung werden Erzeugung, Verarbeitung und Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte unterstützt. Möglich sind zum Beispiel Hilfen im Bereich Bewässerung, Gartenbau und Imkerei. Bei Anlagen für die Bewässerung in einer Bandbreite von 7.500 bis 1.000.000 Euro und bis zu 20.000 Euro im Gartenbau können 20 Prozent des Investitionsvolumens gefördert werden.

Viele Brandenburger Gartenbaubetriebe haben in der Vergangenheit auch von Förderungen aus dem Bereich der ländlichen Entwicklung profitiert. So sind Verkaufseinrichtungen und Gastronomiebereiche entstanden, die dazu beitragen, den Umsatz bei Obst und Gemüse ab Hof zu erhöhen. In einer Reihe von Fällen gelang es, mit diesen Investitionen positive Effekte für die touristische Entwicklung in ländlichen Gemeinden zu erzielen und Ortsbild prägende Gebäude zu erhalten beziehungsweise neu zu nutzen. Auch in der aktuellen EU-Förderperiode sind die Gartenbaubetriebe aufgerufen, über die Förderprogramme im Bereich LEADER/Ländliche Entwicklung regionale Potenziale für mehr Arbeit und Einkommen zu erschließen. 

Anbauflächenentwicklung der wichtigsten Kulturen

des Erwerbsgartenbaus in Brandenburg

Fläche in   Hektar

2004

2007

2010

2013

Gemüse und   Erdbeeren

Kohlrabi

94

59

19

27

Rotkohl

69

113

80

56

Weißkohl

79

60

44

34

Spinat

190

87

40

8

Spargel im   Ertrag

2.143

2.681

2.767

2.863

Knollensellerie

48

59

42

42

Meerrettich

26

26

24

 -

Möhren/Karotten

944

769

523

235

Rote Beete

237

262

188

81

Einlegegurken

474

606

708

686

Schälgurke

140

131

122

121

Speiskürbis

-

119

132

175

Buschbohnen

378

318

306

15

Frischerbsen

814

737

427

0,3

Erdbeeren

339

348

316

360

 

1997

2002

2007

2012

Obst

Äpfel

1.170

1.484

1.197

1.131

Birnen

57

42

37

45

Süßkirschen

784

725

551

498

Sauerkirschen

480

354

286

174

Pflaumen/Zwetschen

199

181

149

117

Mirabellen/Renekloden

22

14

11

11

 

 

 

 

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Datum
27.02.2015
Rubrik
Landwirtschaft