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Dürre, Brände, Schadinsekten – Waldzustandsbericht 2019 zeigt: Klimawandel ist im Wald angekommen

- Erschienen am 18.12.2019

Potsdam – Die Ergebnisse sind alarmierend: Trockenheit, Waldbrände und Schadinsekten setzten den Brandenburger Wäldern 2019 weiter zu. „Die Auswirkungen des Klimawandels sind nun bei allen Baumarten sichtbar geworden“, sagte Forstminister Axel Vogel am Mittwoch bei der Vorstellung des aktuellen Waldzustandsberichts. „Wir werden den Umbau hin zu mehr naturnahen Laubmischwäldern vorantreiben. Waldbrandgebiete sollen wiederaufgeforstet und auf früheren Kiefernmonokulturen stabile Mischwälder entstehen. Das sind Teile unseres Waldumbauprogramms“, so Vogel.

Es sind die schlechtesten Ergebnisse einer Waldzustandserhebung seit Beginn dieser Dokumentation 1991. Die durch Trockenheit und Waldbrände geschädigten Bäume sind anfälliger gegen Pilzbefall und Schadinsekten geworden. Auch für die märkische Kiefer ist die Gefahr durch Klimaveränderungen groß.

Mehr als ein Drittel der Waldfläche (37 Prozent) ist deutlich geschädigt – das sind 26 Prozent mehr als 2018. Lediglich 14 Prozent der Waldfläche sind gesund. Der Waldzustand gilt nach dem Kronenzustandsindex als beeinträchtigt.

Eichen, Buchen, Kiefern

Bei der Eiche ist mit deutlichen Schäden bei zwei Dritteln des Bestandes das bislang schlechteste Ergebnis zu verzeichnen. Nur acht Prozent der Eichen sind gesund. Der Zustand der Buchen, der mit 62 Prozent Schäden fast den Wert der Eiche erreicht, hat sich im Land, aber auch bundesweit dramatisch verschlechtert. Der Wassermangel in den letzten zwei Jahren führte zu Schäden, wie sie seit Beginn der Waldzustandserhebung noch nicht aufgetreten sind. Die dadurch geschwächten Buchen haben den zunehmenden Angriffen von Schaderregern wie Käfer und Pilze nichts entgegen zu setzen. Nach dem Kronenzustandsindex gilt die Eiche als beschädigt und die Buche als beeinträchtigt.

Um fast ein Drittel (31 Prozent) hat sich die Vitalität der Kiefer im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. 17 Prozent der Kiefern sind gesund. Gut ein Drittel (37 Prozent) ist deutlich geschädigt – 18 Prozent mehr als im letzten Jahr. Die Kombination von Trockenheit und Schaderregerbefall ließ vor allem in Südbrandenburg die Kiefernbestände großflächig absterben.

Nachdem sich 2016 die Kiefernbuschhornblattwespe durch die Baumkronen gefressen und die Kiefern geschwächt hatte, verschaffte das Jahr 2017 mit ausreichend Niederschlägen den Bäumen aber nur eine kurze Erholungsphase. Die Stürme Ende 2017, das Sturmtief „Friederike“ im Januar 2018 und die seit 2018 anhaltende Trockenheit verschärften die Situation dramatisch. Borkenkäfer, Prachtkäfer und pilzliche Schaderreger breiteten sich massiv aus. Über 1.000 Waldbesitzer sind in der durch Kleinprivatwald geprägten Region von den Schäden betroffen. Mit einer Beratungsoffensive der Förster sollen Waldbesitzer bei der Beräumung der Schadflächen und beim Waldumbau unterstützt werden.

Für die Bewältigung der Folgen der Extremwetterereignisse und für den Waldumbau stellen die Europäische Union, der Bund und das Land Brandenburg in den kommenden Jahren mehr als 19 Millionen Euro jährlich zur Verfügung.

Axel Vogel: „Brandenburg gehört zu den Bundesländern, die bereits heute am meisten mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben. Die schwindende Verfügbarkeit von Wasser ist die wahrscheinlich folgenschwerste Änderung der absehbaren Klimaveränderungen. Die vielen Waldbrände der letzten beiden Jahre und die mit dem Wassermangel verbundenen Waldschadensbilder zeigen für jeden erkennbar, dass wir dringend Strategien zur Anpassung der Wälder an die zunehmenden Extremwetterereignisse erarbeiten und zugleich in deren Umsetzung einsteigen müssen. Dies funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen: Wissenschaft und Praxis sind hier gleichermaßen gefordert. Ob Forstverwaltung oder Waldbesitzer, Wasserwirtschaft, Jagd oder Naturschutz: Wir brauchen ein gesellschaftliches Bündnis für den Wald. Dazu werden wir im ersten Halbjahr 2020 mit einem Brandenburger Waldgipfel den Grundstein legen.“

Einheitliches Bewertungsverfahren

Die Aufnahme des Waldzustands erfolgt nach einer einheitlichen Methode auf einem systematischen Grundnetz im Raster von 16 mal 16 Kilometern als Teil der bundesweiten Waldzustandserhebung. Da bisher nur sehr wenig Buchen in der Stichprobe waren, wurde für diese Baumart das Aufnahmeraster auf 8 mal 8 Kilometer verdichtet, um aussagekräftigere Ergebnisse zu bekommen. Neben den sichtbaren Schäden, wie der Kronenverlichtung werden eine Reihe weiterer Indikatoren erfasst, aus denen ein Kronenzustandsindex abgeleitet wird. Die Vitalität wird auf einer Skala von „sehr gut“ über „gut“, „beeinträchtigt“, „beschädigt“ bis zu „gefährdet“ bewertet. Die Kronenverlichtung wird in der Schadstufe 0 (ohne Schäden), Schadstufe 1 (Warnstufe) und Schadstufe 2 bis 4 (deutliche Schäden) angegeben.

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