Gemäß dem Leitfaden zur Bejagungsstrategie im Rahmen der ASP-Bekämpfung in Brandenburg dürfen Erntejagden in den direkt von der ASP betroffenen Gebieten (Kerngebiete und weiße Zonen) grundsätzlich nur durchgeführt werden, wenn diese Gebiete mit einem festen Zaun komplett umschlossen sind und eine entsprechende behördliche Anordnung vorliegt. Erntejagden sollten nur durchgeführt werden, wenn umfassende Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden und dabei gewährleistet wird, dass möglichst alle in der jeweiligen Agrarfläche befindlichen Wildschweine erlegt werden. Eine geeignete Herangehensweise zur Erreichung dieses Ziels ist die Umzäunung beziehungsweise Parzellierung der jeweiligen Fläche im Vorfeld der Bejagung, zum Beispiel mit Hilfe eines Bauzauns (Höhe=120 cm), wie er auch provisorisch bei der Begrenzung der Kerngebiete und weißen Zonen zum Einsatz kommt. Wird dieser Zaun mit undurchsichtigen Planen ergänzt, stellt er eine wirkungsvolle Barriere für Wildschweine dar und ermöglicht die Lenkung der Tiere in eine bestimmte Richtung. Eine vorherige Drohnenbefliegung gibt Aufschluss über die konkrete Zahl der anwesenden Wildschweine in der jeweiligen Fläche und ermöglicht im Nachgang eine Erfolgskontrolle.
Von herkömmlich durchgeführten Erntejagden, deren Erfolg oft davon abhängt, an welcher Stelle das Schwarzwild die Kultur verlässt und bei denen nur ein geringer Teil der anwesenden Wildschweine erlegt werden kann, sollte dringend Abstand genommen werden. Denn dies hätte zum einen zur Folge, dass die überlebenden Wildschweine auf der Flucht möglicherweise den Erreger weitertragen. Zum anderen lernen Wildschweine mit jeder Erfahrung dazu und die Bejagung erfahrener Stücke wird zukünftig immer schwieriger. Ist eine entsprechende Vorbereitung und Durchführung nicht möglich, sollte aus genannten Gründen auf die Erntejagd verzichtet und stattdessen versucht werden, das Schwarzwild mittels Fallenfang zu entnehmen.
Außerhalb der Kerngebiete und weißen Zonen können gut organisierte Erntejagden eine geeignete Jagdvariante darstellen, um zur Reduzierung der Schwarzwildbestände beizutragen. Auch wenn die aktuelle ASP-Situation den Erfolgsdruck auf die Brandenburger Jägerinnen und Jäger zusätzlich erhöht, steht immer die Sicherheit an erster Stelle. Eine optimale Vorbereitung ist der beste Weg zur Vermeidung von Unfällen. Aus diesem Grund wird die Einhaltung folgender Sicherheitsvorkehrungen dringend empfohlen:
1. Öffentliche Straßen und Wege im Umkreis der zu bejagenden Fläche sollten mit Warnhinweisen versehen werden. Bitten Sie ggf. die lokalen Behörden um Unterstützung.
2. Die Jagdstrategie und das Sicherheitskonzept müssen jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer einer solchen Jagd sowie auch den Fahrerinnen und Fahrern der Erntemaschinen vorher gründlich erläutert werden. Die Ergänzung dieser Erläuterung durch eine schriftliche Übersicht ist zielführend. Eine Erntejagd ist eine Gesellschaftsjagd – es gelten die auf der Rückseite des Jagdscheins abgedruckten Verhaltensregeln. Eine flächenindividuelle Planung im Vorfeld der Jagd unter Einbeziehung aller Beteiligten spart später Zeit und vermeidet unnötige Hektik.
3. Schussabgaben sollten ausschließlich aus erhöhter Position, idealerweise von Drückjagdböcken (gemäß UVV Jagd) aus, erfolgen. Auf Kugelfang ist zwingend zu achten. Vermeiden Sie auf Erntejagden grundsätzlich weite Schüsse.
4. Schießen Sie niemals in die Erntefläche oder in Richtung der Erntemaschinen.
5. Sorgen Sie für ausreichenden Sicherheitsabstand, sowohl zwischen den Schützen selbst als auch zwischen den Schützen und der Erntemaschine. Legen Sie den erlaubten Schusswinkel für jeden Stand fest.
6. Tragen Sie möglichst auffällige Warnkleidung am Oberkörper und auf dem Kopf.
7. Der begleitende Einsatz einer Kameradrohne ermöglicht die Eingrenzung der Aufenthaltsorte von Schwarzwild und kann entscheidend zu einer erfolgreichen Jagd beitragen.
8. Halten Sie das Material zur Beprobung der erlegten Stücke in ausreichender Menge parat. Auch scheinbar gesunde Wildschweine können bereits mit der Afrikanischen Schweinepest infiziert sein. Aus diesem Grund ist es ratsam dafür zu sorgen, dass möglichst wenig Jagdteilnehmerinnen und Jagdteilnehmer in direkten Kontakt mit den erlegten Stücken kommen. Zentrales Aufbrechen und die Verfügbarkeit von geschlossenen Transportbehältnissen ist hier dringend angeraten.